Der 23-jährige Ognjan Milosevic aus Jugoslawien ist Sieger der
Volkswagen Score Competition beim diesjährigen Talent Campus zur Berlinale. Beworben hatten sich 34 angehende Sound-Editoren und Komponisten aus 18 Ländern. Drei Kandidaten kamen ins Finale. Ihre Aufgabe: Das Vertonen dreier Filmausschnitte. Zur Verfügung standen ein
Volkswagen-Commercial, der Zeichentrickfilm "Hearts" von Thomas Struck und ein Ausschnitt aus Wolfgang Beckers "Good Bye, Lenin!".
Knapp eine Woche hatten Ognjan Milosevic sowie Marc Teitler (England) und Bernd Wuertz (Deutschland, Berlin) Zeit. Niemand Geringeres als das Deutsche Filmorchester Babelsberg sowie die gesamte Crew eines professionellen Tonstudios standen ihnen zur Verfügung. Bereits im Vorfeld geriet Ognjan Milosevic ins Schwärmen: "Ein Tag mit dem Orchester zu arbeiten, ist weit mehr wert, als ein ganzes Jahr in einem Zimmer zu sitzen. Mehr, als man sich vorstellen kann. Ganz egal was die Zukunft bringt, diese Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen."
Auf der Farewell Celebration mit anschließender Farewell Party wurden diese Filme dem Publikum präsentiert. Applaus von den über 600 Gästen im Auditorium des Hauses der Kulturen der Welt. Der Sieger der Volkswagen Score Competition darf eine Woche in einem der weltbesten Ton-Studios in Los Angeles mitarbeiten.
Das Haus der Kulturen der Welt bot vier Tage lang als Zentrum des Talent Campus eine einzigartige Plattform für junge Talente aus der ganzen Welt. Aus den 2500 Bewerbern wurden 543 Kandidaten eingeladen. 90 Länder, von Argentinien bis Zimbabwe, waren vertreten. Alle Teilnehmer hatten eines gemeinsam: Die große Leidenschaft für den Film. Angehende Schauspieler und Kameramänner bildeten mit vier und acht Prozent eher die Minderheit, vor allem junge Regisseure (38 Prozent) und Drehbuchautoren (21 Prozent) nutzten diese einzigartige Gelegenheit der Weiterbildung.
Der Talent Campus fokussiert in einzigartiger Weise Know How rund um das Thema Film. In kompetenter und geballter Form werden in Vorträgen, Workshops oder Exkursionen Wissen und Erfahrungen auf internationalem Niveau vermittelt. Die Veranstaltungen sind für alle Talente offen und sehr beliebt. Namhafte Redner stehen zur Verfügung. So auch in diesem Jahr:
Der englische Regisseur Ridley Scott ("Alien", "Blade Runner") plauderte in lockerer Atmosphäre, erzählte, wem er seinen durchschlagenden Erfolg verdanke: "Ich hatte eine Vision. Und die brachte mich dazu, mein außerirdisches Biest nicht von einem Fantasy-Designer, sondern von einem Industrie-Designer entwickeln zu lassen. Das war die zündende Idee."
Der Italiener Dante Feretti (Production Designer von "The Aviator", "Gangs of New York", "Cold Mountain") erklärte, welchen Aufwand es manchmal bedeute, die wirklich richtige Location für einen Film zu finden.
Der in Stuttgart geborene Regisseur Roland Emmerich - und Berlinale Jury-Vorsitzender - ("Independence Day", "The Day after Tomorrow") griff ganz tief in seine Trickkiste und verriet, wie er seine bahnbrechenden Ideen auf die Leinwand bringt.
Weitere Gäste des Talent Campus waren unter anderem der englische Production Designer Sir Ken Adam ("Ben Hur", "James Bond"), der englische Regisseur Stephen Frears ("Gefährliche Liebschaften"), Kostüm-Designerin Emi Wada ("Hero", "The House of the flying Daggers"), Schauspieler und Regisseur Kai Wiesinger mit seiner Schwester Kati Wiesinger (Dokumentarfilm "Eruv - The Wire"), der deutsche Regisseur Wim Wenders ("Der Himmel über Berlin", "Paris - Texas"), der dreifache Oscar-Gewinner und Production Designer Stuart Craig ("Gandhi", "Der englische Patient"), der Komponist Antonio Pinto ("City of God", "Central Station") sowie der brasilianische Regisseur Walter Salles ("Central Station").
Zum ersten Mal beim Talent Campus: Die Doc-Clinic. Hier trafen sich angehende Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten zum Thema Dokumentar-Filme. Einzigartig war die Auslobung des offiziellen Kurzfilmwettbewerbs zur FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006 mit dem Titel "Shoot Goals! Shoot Movies!". BundesinnenMINIster Otto Schily, der Präsident des Organisationskomitees Franz Beckenbauer sowie Berlinale Festivalleiter Dieter Kosslick stellten im Rahmen des Talent Campus die Gewinnerfilme und Talente vor.
Teamfähigkeit als zentraler Aspekt der modernen Filmbranche ist besonders für junge Talente unerlässlich. So wurde in diesem Jahr ein neues Thema aufgegriffen, mit dem der Talent Campus die Vortragsreihe begann: Konfliktbewältigung. Volkswagen stellte mit Astrid Schnellhardt und Julia Persitzky zwei kompetente Rednerinnen zur Verfügung. Die beiden Coaches von Europas größtem Automobilhersteller vermittelten hilfreiche Tricks zum Umgang mit Konflikten. Dazu gehört frühzeitiges Erkennen ebenso wie das sachliche Austragen eines Konfliktes. 14 ausgewählte Talente bekamen die Chance, an einem exklusiven Intensiv-Training teilzunehmen.
Natürlich wird der Talent Campus begleitet von zahlreichen Rahmenveranstaltungen. Eine der Kurzweiligsten ist das "Speed-Matching": In langen Stuhlreihen sitzen sich Teilnehmer aus aller Welt gegenüber und rücken alle fünf Minuten einen Platz auf. Das Ziel: Möglichst viele Informationen in möglichst kurzer Zeit auszutauschen. Der Grundstein für den Aufbau eines internationalen Netzwerkes zwischen Schauspielern, Regisseuren oder Drehbuchautoren wird hier gelegt.