Erster Doppelsieg für das
Nissan Rallye Raid-Team bei der 27. Rallye Dakar. Colin McRae gewann am Dienstag die 381 Kilometer lange Sonderprüfung zwischen Agadir und Smara in Marokko mit 6.15 Minuten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Giniel de Villiers. Pech für Ari Vatanen im dritten Werks-Pickup: An der zweiten Zeitkontrolle noch in Führung gelegen, warfen ihn auf dem letzten Teilstück zunächst zwei Reifenschäden und nur fünf Kilometer vor dem Ziel ein Antriebsdefekt auf Platz zwölf zurück. In der Geamtwertung liegt McRae vor der ersten echten Wüstenetappe am Mittwoch nun mit 5.28 Minuten vor de Villiers in Führung. Vier weitere
Nissan-Pickup, darunter die drei Wagen des Teams von André Dessoude, belegen im Zwischenklassement die Plätze 9 bis 12.
Die zweite Sonderprüfung im Königreich Marokko wartete mit den ersten echten Schwierigkeiten der Rallye auf - das musste auch der bis dahin führende Amerikaner Robbie Gordon (VW) erfahren. Unter den Motorradfahrern gab es die ersten schweren Stürze, und auch die Piloten der Autos bekamen erstmals Probleme. Am Anfang ging es durch leicht hügeliges Terrain noch sehr schnell voran, doch bald zwang sehr felsiges Gelände die Piloten zur Reduzierung des Tempos. Im zweiten Teil der Strecke wechselten sich langsame und schnelle Passagen ab, ehe zum Schluß die Überquerung eines ausgetrockneten Salzsees ("Chott") anstand.
Colin McRae meisterte die wechselnden Bedingungen am besten: "Die Prüfung war verdammt rauh. Eine Piste, auf der man das Auto richtig kaputt machen kann. Wir hatten nur einen Platten – auf diesem Untergrund war es kaum möglich, ohne einen einzigen Reifenschaden davon zu kommen. Es gab einige sehr schnelle Stücke, doch übertrieben wir nichts, um den Wagen zu schonen. Nach den zwei Erfolgen vom Vorjahr war das mein vierter Dakar-Tagessieg – ich kann also nicht klagen!"
Tina Thörner, die ihre Rolle als Co-Pilotin erneut perfekt spielte, versucht sich vor der heutigen Prüfung nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Schließlich wird der Wagen mit Startnummer 308 als Erster über die Dünen gehen. "Wenn du als Erster durch die Dünen musst, liegst du in der Regel am Ende nicht vorn. Wir wollen morgen versuchen, die Ausnahme von der Regel zu sein..."
Giniel de Villiers/ Jean Marie Lurquin machten den Nissan-Doppelsieg perfekt. Auch sie beklagten – wie fast alle Favoriten – einen Plattfuß: "Da lagen so viele Felsen herum", erinnerte sich Giniels. "Ziemlich am Anfang haben wir uns im Staub verfahren und ein riesiges Exemplar getroffen, zum Glück mit dem Unterfahrschutz. Der Stein hebelte uns kurz aus, doch zum Glück ohne Konsequenzen für uns und den Pickup. Trotz des Reifenschadens war es ein guter Tag. Der wirklich schwere Teil der Rallye hat gerade erst begonnen."
Jean-Marie Lurquin war über Platz zwei positiv überrascht: "Wir fuhren am Start sehr schnell, nahmen aber danach den Speed etwas heraus. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so weit vorne landen würden."
Ari Vatanen/ Juha Repo führten bis zur zweiten von drei Zeitkontrollen das Feld an: "Ich habe mich zu Beginn der Prüfung wirklich bestens amüsiert. Nach 70 Kilometern hatten wir Giniel eingeholt, wir fuhren eine Zeit lang in seiner Staubfahne. Trotz dieses Handikaps lagen wir an der ZK2 ganz vorn", erzählte der Finne. "Doch dann fingen wir uns gleich zwei Reifenschäden ein. Und nur fünf Kilometer vor dem Ziel verfügte unser Pickup plötzlich nur noch über Zweiradantrieb. Wir fuhren ganz langsam, um nicht noch liegen zu bleiben, doch am Ende der Prüfung ging dann noch irgendetwas kaputt. So legten wir uns das letzte Stück bis ins Biwak am Abschleppseil zurück. Schade, das hätte heute ein Dreifach-Sieg für Nissan werden können."
Nachdem Ari die 33 Kilometer lange "liaison" nur mit fremder Hilfe absolvieren konnte, droht ihm nun eine Zeitstrafe von 30 Minuten.
Bester der drei Pickup-Fahrer des Dessoude-Teams war diesmal Kenjiro Shinozuka. Er kam noch vor den drei Volkswagen von Saby, Kankkunen und Gordon auf den glänzenden sechsten Platz. Carlos Sousa belegte Platz zehn, Grégoire de Mevius Platz elf.
Am Mittwoch erreicht die Dakar-Karawane Mauretanien. Die Bedingungen werden nochmals härter, eine 492 Kilometer lange Sonderprüfung steht auf dem Programm. Es warten die ersten Dünen – Colin McRae wird als Erster versuchen, sie erfolgreich zu überqueren.
Provisorischer Stand im Gesamtklassement (ohne Strafzeiten) nach der 5. Etappe (Agadir-Smara)
- 1. McRae/Thörner Nissan Pickup 5h07.24
- 2. de Villiers/Lurquin Nissan Pickup 5.28 Min. zur.
- 3. Alphand/Picard Mitsubishi Evo 6.00 Min. zur.
- 4. Kleinschmidt/Pons Volkswagen Touareg 6.04 Min. zur.
- 5. Saby/Perin Volkswagen Touareg 7.12 Min. zur.
- 6. Al Attiyah/Guehennec BMW X5 7.37 Min. zur.
- 7. Gordon/von Zitzewitz Volkswagen Touareg 9.01 Min. zur.
- 8. Kankkunen/Repo Volkswagen Touareg 10.00 Min. zur.
- 9. de Mevius/Dubois Nissan Pickup* 14.35 Min. zur.
- 10. Shinozuka/Maimon Nissan Pickup* 14.43 Min. zur.
- 11. Vatanen/Repo Nissan Pickup 15.18 Min. zur.
- 12. Sousa/Delli-Zotti Nissan Pickup* 15.40 Min. zur.
* Team Nissan France Dessoude