BASt-Symposium 2003: Fahrzeugsicherheit
Die Zukunft der Sicherheitsentwicklung im Fahrzeugbau wird bei Fahrzeugkomponenten liegen, die dem Fahrer helfen Unfälle zu vermeiden. Darin waren sich die Fachbesucher des 5. ADAC/BASt-Symposium, das jetzt in Wiesbaden stattfand, einig. Intelligente Bremssysteme wie ABS oder Fahrerassistenzsysteme wie ESP sind nur der Anfang einer Reihe von hochmodernen Entwicklungen, die helfen sollen, die Unfallzahlen künftig noch weiter zu reduzieren. Bereits mit der Einführung der Crashtests Mitte der 80er Jahre durch die Automobilclubs unter Federführung des ADAC begann ein erster Entwicklungsschritt hin zum sicheren Fahrzeug. Inzwischen finden die Verbesserungen bei der passiven und aktiven Sicherheit ihren Niederschlag in der Unfallstatistik. Kamen im Jahr 1990 in der EU jährlich noch etwa 56 000 Personen im Straßenverkehr ums Leben, so sind es heute nur mehr knapp über 40 000.
Doch der Ausbau der aktiven Sicherheit im Fahrzeug, der nur durch intelligente Fahrerassistenzsysteme (FAS) und deren Vernetzung untereinander erreicht werden kann, birgt auch Probleme und Risiken. BASt und ADAC befassen sich deshalb schon jetzt intensiv mit Fragen der Sicherheitsbewertung und der Machbarkeit sowie mit Kosten/Nutzen-Aspekten. Dabei geht es zum Beispiel um das Thema Ausfallsicherheit, aber auch um rechtliche Aspekte. Inwieweit kann der Fahrer juristisch die Verantwortung des Fahrzeugführers weiterhin übernehmen, wenn etwa ohne sein Zutun eine Zwangsbremsung eingeleitet wird? Wer haftet, wenn – was derzeit zwar noch in weiter Ferne liegt – Bild verarbeitende Kamerasysteme mit kombinierten Brems- und Lenkeingriffen den Fahrer bei der Unfallvermeidung unterstützen?
Um diese und andere Fragen zu beantworten, ist es notwendig, dass Industrie und Verwaltung die hierfür erForderlichen Grundsätze (z.B. Freiwilligkeit des Erwerbs und der Inbetriebnahme des Systems) erarbeiten und die auf europäischer Ebene abstimmen. Die Schnittstelle Mensch-Maschine-Straße muss so funktionieren, dass das Ziel, weniger Unfälle, erreicht werden kann. Die Eigenverantwortlichkeit des Autofahrers muss aber unangetastet bleiben.
BASt-Symposium 2003: Personensicherheit
Das zusammenwachsende Europas braucht eine gemeinsame Verkehrspolitik, deren Ziel die Vereinheitlichung der Verkehrsvorschriften und Sanktionen in den einzelnen Mitgliedsstaaten sein muss. Die Verkehrsexperten, die sich jetzt in Wiesbaden zum 5. ADAC/BASt-Symposium getroffen haben, versprechen sich von einer derartigen Harmonisierung eine Reihe von Vorteilen. Unter anderem würde sie eine Vereinfachung für den europäischen Autofahrer bedeuten und damit einen positiven Effekt auf die Verkehrssicherheit bewirken.
Die europäischen Autofahrer stehen einer Harmonisierung von Verkehrsvorschriften durchaus positiv gegenüber. In Teilbereichen gibt es aber erhebliche Meinungsunterschiede, wie das EU-Projekt SARTRE ("Social Attitudes to Road Traffic Risk in Europe") gezeigt hat. Dabei wurden 24 000 Autofahrer aus 23 europäischen Ländern nach ihren Einstellungen und Verhaltensweisen zu zentralen Bereichen der Straßenverkehrssicherheit befragt.
Eine deutliche Zustimmung findet die EU-weite Einführung eines Strafpunktesystems für Verkehrsverstöße. Auch eine Vereinheitlichung des Alkoholgrenzwertes von 0,5 Promille wird ebenfalls mehrheitlich positiv gesehen. Deutlich zurückhaltender äußern sich europäische Autofahrer zu einer herstellerseitigen Geschwindigkeitsbegrenzung von Fahrzeugen sowie zur rechtlichen Verfolgung ausländischer Verkehrssünder in deren Heimatland.
SARTRE hat auch herausgefunden, dass es bei der Einstellung der Autofahrer große nationale bzw. regionale Unterschiede gibt. So stehen westeuropäische und skandinavische Autofahrer einer Harmonisierung von Verkehrsvorschriften tendenziell aufgeschlossener gegenüber als süd- und osteuropäische Fahrer. Die Untersuchung zeigt ferner, dass die Akzeptanz von Verkehrsregeln Erfahrungsprozessen und Gewöhnungseffekten unterworfen ist. Gewohntes wird in der Regel positiver bewertet als Neues, und Neues wiederum mit steigender Erfahrung und Gewöhnung zunehmend mehr akzeptiert.