Noch nie war die Beteiligung an der Michelin Challenge Bibendum so groß wie 2004: Insgesamt 150 Fahrzeuge waren bei der diesjährigen Auflage des weltgrößten Informationsforums für zukunftsweisende Antriebstechnologien in Shanghai gemeldet. Davon nahmen 74 am Wettbewerb für umweltverträgliche Fahrzeuge teil. Das Gastgeberland China war mit 43 Versuchsträgern in Shanghai besonders stark präsent, überwiegend mit Zweirädern und Bussen. Rund die Hälfte der Starter verfügte über Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb. Ebenfalls stark vertreten waren Biodieselsysteme. Der durchschnittliche Energieverbrauch der gemeldeten Serienmodelle und Versuchsträger entsprach einem Kraftstoffkonsum von fünf Litern pro 100 Kilometer. Einige Fahrzeuge kamen auch mit drei Litern pro 100 Kilometer aus.
Zwei innovative Michelin Prototypen
Gastgeber Michelin zeigte in Shanghai zwei Elektrofahrzeuge: die Studie HY-LIGHT mit Brennstoffzellentechnologie und zwei Elektromotoren in den Naben der Vorderräder sowie den CONCEPT, bei dem der Strom für die insgesamt vier Radnabenaggregate von einem sparsamen Dieselaggregat erzeugt wird. Das in beiden Konzeptfahrzeugen präsentierte "Michelin Active Wheel", ein Rad mit integriertem Elektromotor sowie aktiver Aufhängung, ist die Antwort des weltgrößten Reifenherstellers auf die Frage des Antriebs batteriebetriebener Elektromobile und Brennstoffzellenfahrzeuge der Zukunft. In einem mit vier "Michelin Active Wheel"-Einheiten ausgestatteten Fahrzeug kann der Fahrer per Knopfdruck entscheiden, ob er mit Zwei- oder Vierradantrieb unterwegs ist. Auf Kardanwelle, Querstabilisatoren und Antriebswelle kann verzichtet werden.
Zahlreiche große Automobilhersteller am Start
Zahlreiche große Automobilhersteller nutzten das von Michelin Geschäftsführer Edouard Michelin in Anwesenheit der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Loyola de Palacio, und des französischen VerkehrsMINIsters, Gilles de Robien, eröffnete Technologieforum, um ihre neuesten Entwicklungen zu präsentieren. So zeigte unter anderem Volkswagen den Golf "Eco-Power" mit Diesel-Hybrid, Opel den Zafira "Hydrogen 3", Audi den A8 TDI und Ford den Escape Hybrid.
Bei einer Rallye über 88 Kilometer auf öffentlichen Straßen erreichte der Michelin HY-LIGHT Platz fünf. Sieger wurde ein Toyota Prius, vor einem Audi A8 TDI und zwei Mercedes A Klasse-"F-Cell"-Modellen mit Brennstoffzellenantrieb. Die Rallye gab den Teams die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge unter den verschiedensten Straßen- und Verkehrsverhältnissen zu vergleichen und gehört zu den Eckpfeilern der Challenge Bibendum. Dabei mussten die Fahrer über die komplette Distanz die Geschwindigkeit von 70 km/h einhalten und eine Reihe von Checkpoints passieren, die ihre Beifahrer anhand von Karten finden mussten. Zuvor waren auf dem neu erbauten Shanghai International Circuit Handlingeigenschaften und Höchstgeschwindigkeit getestet worden. Die Ergebnisse flossen in die Rallye-Wertung ein.
Neun Antriebssysteme
Die bei der Challenge Bibendum gemeldeten Fahrzeuge repräsentierten insgesamt neun Antriebssysteme und Kraftstoffe: Elektroantrieb, Hybridtechnologie, Solarenergie, Brennstoffzellenantrieb, Erdgas- und Flüssiggassysteme, Biodiesel- sowie moderne Diesel- und Benzinmotoren. Als besonders konkurrenzfähig im Wettstreit der Systeme erwiesen sich moderne Dieselmotoren sowie Diesel- und Benzinhybrid-Systeme. Ein weiteres Ergebnis: Die unterschiedlichen Energiespartechnologien gleichen sich in ihrer Effizienz immer stärker an. So ist die Reichweite moderner Lithiumionen-Batterien inzwischen auf 300 bis 400 Kilometer gestiegen.
Hochkarätige Konferenzen
Erstmals fand in Shanghai im Rahmen der Challenge Bibendum ein internationales Symposium über die Wege zu einer nachhaltigen Mobilität statt. Dabei beraten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unter anderem in sechs Technologieworkshops über die Zukunft der verschiedenen Energieträger und Antriebskonzepte. Das Ergebnis: Wenn die Zunahme des Individualverkehrs im aktuellen Tempo weitergeht, so verdoppelt sich bis zum Jahr 2030 der Energieverbrauch – mit entsprechenden Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit in den Schwellenländern. Maßnahmen zur Verringerung von Emissionen und Kraftstoffverbrauch müssten unverzüglich eingeleitet werden, so die Experten, da sie erst in rund 50 Jahren sichtbare Ergebnisse brächten. Neben modernen Technologien komme dabei auch der Stadt- und Verkehrsplanung eine wichtige Rolle zu.
Eine eigene Konferenz im Rahmen der Challenge Bibendum widmete sich dem Thema Sicherheit – besonders in China, wo jährlich rund 108.000 Menschen im Straßenverkehr sterben, ein wichtiges Thema. Dabei kamen die Teilnehmer zu dem Schluss, dass Unfallverhütung gleichermaßen eine Aufgabe von Verkehrsteilnehmern, Behörden und Industrie sei. Vertreter von Automobilherstellern und Zulieferern betonten, dass nach der passiven und aktiven Sicherheit nun die integrierte Sicherheit in den Blickpunkt gerate. Hierzu gehörten Systeme, die potentielle Unfallsituationen erkennen und von selbst Gegenmaßnahmen einleiten.