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Wirtschaft Zukunftstarifvertrag für VW sichert Arbeitsplätze bis 2011

Wirtschaft & Handel


Zukunftstarifvertrag für VW sichert Arbeitsplätze bis 2011

IG Metall und Volkswagen vereinbarten am Mittwoch (03.11.) nach intensiven Verhandlungen einen "Zukunftstarifvertrag" für die rund 103.000 Beschäftigten der Volkswagen AG. Dieser sieht den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2011 und die Festlegung von zukünftigen Produkten und Investitionsmaßnahmen für die einzelnen Standorte vor. So wird beispielsweise der so genannte kleine Geländewagen ("A-SUV") ab 2007 in Wolfsburg gefertigt.

Anstelle einer Erhöhung der Entgelttabellen erhalten die Beschäftigten im März 2005 eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro. Für Neueingestellte und zukünftig übernommene Ausgebildete werden die Entgelte abgesenkt. Die Einkommen liegen zwar unterhalb des derzeitigen Niveaus des VW-Haustarifvertrages, aber oberhalb des Flächentarifvertrages für die niedersächsische Metallindustrie. Für alle heute Beschäftigten gilt weiterhin der derzeitige Haustarifver- trag.

IG Metall Verhandlungsführer Hartmut Meine bezeichnete das Tarifergebnis als "fairen Kompromiss". Hartmut Meine sagte: "Die Lösungsformel lautet 103.000 sichere Arbeitsplätze und 1000 Euro Einmalzahlung. Erstmals werden mit einem Tarifvertrag nachhaltig 103.000 Arbeitsplätze für die Zukunft abgesichert. Damit sind die Jobs der heute bei Volkswagen Beschäftigten langfristig gesichert." Klaus Volkert, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG und Mitglied der Verhandlungskommission: "Ich begrüße es, dass wir zu einem tragbaren Ergebnis gekommen sind, mit dem beide Seiten leben können. Wichtig ist, dass wir die Arbeitsplätze in der Volkswagen AG gesichert haben und damit nicht nur den Beschäftigten und ihren Familien, sondern auch den Regionen der Standorte und dem Industriestandort Deutschland eine Perspektive für die Zukunft erhalten haben." Auf dieser Basis könne man in bewährter Weise die HerausForderungen gemeinsam meistern.

Hartmut Meine betonte: "Der "Zukunftstarifvertrag" ist damit ein weiteres konkretes Beispiel für vorausschauende Tarif- und Gewerkschaftspolitik der IG Metall. Es ist gelungen, die Ziele Arbeitsplatzsicherung einerseits und das Interesse des Unternehmens nach Kostenentlastung zu einem fairen Ausgleich zu bringen." Eine besondere Rolle hätten dabei die Warnstreiks und Aktionen gespielt, an denen sich Zehntausende Beschäftigte aller Standorte beteiligt haben, so Hartmut Meine weiter. "Nur mit der Kombination aus Druck auf das Unternehmen bei gleichzeitigen Verhandlungen war eine ak- zeptable Lösung möglich", sagte Hartmut Meine.

Die Forderung des Unternehmens nach einem so genannten Co- Investment, einem Verfahren zum Wettbewerb um Produktentscheidungen zwischen den Werken, insbesondere mit dem Mittel verlängerter Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich, konnte die IG Metall abwenden. Sowohl die Einführung eines so genannten Gesundheitsbausteins als auch die gewinnabhängige Gestaltung des Weihnachtsgeldes fanden keinen Niederschlag im Ergebnis.

Die wesentlichen Regelungen im Überblick:

1. Arbeitsplatzsicherung

Der Tarifvertrag zur nachhaltigen Zukunfts- und Beschäftigungsentwicklung ("Zukunfts-tarifvertrag") schließt für die derzeit rund 103.000 Beschäftigten des Unternehmens be- triebsbedingte Kündigungen bis Ende 2011 aus. Zudem sieht der Tarifvertrag eine Ziel-größe von 103.000 zu sichernden Arbeits- und Ausbildungsplätzen in den sechs VW Standorten vor. Dazu werden für die einzelnen Werke zukünftige Produkt- und Investiti- o­nsentscheidungen aber auch Eckpunkte zur Gestaltung einer innovativen Arbeitsorganisation festgeschrieben. Die Vereinbarung räumt den Betriebsräten nicht nur eine weitreichende Mitsprache, sondern auch ein Kontrollrecht über die Einhaltung der Festlegungen ein.

2. Neue Entgeltstrukturen

Auf Grundlage der heutigen Entgeltgruppen wird ein System zur einheitlichen Eingruppierung (Zuordnung von Tätigkeiten zu Entgeltgruppen) geschaffen. Dabei geht es dar-um, die bisher unterschiedlichen Eingruppierungsbestimmungen von Arbeitern und An- gestellten zugunsten eines einheitlichen System abzulösen. Dieser Schritt ist in der Me-tallindustrie bereits vor zwei Jahren unter dem Kürzel "ERA" zwischen den Tarifver-tragsparteien vereinbart worden.

Für Neueingestellte und zukünftig übernommene Ausgebildete gelten Konditionen, die unterhalb des derzeitigen Niveau des VW- Haustarifvertrages liegen, jedoch oberhalb des Niveaus des Flächentarifvertrages in der niedersächsischen Metallindustrie. Einzel-heiten dieses neuen Entgeltgruppensystems sollen bis Ende März 2005 vereinbart werden.

3. Flexible Arbeitszeiten

Beide Seiten treffen Regelungen zur Gestaltung von Arbeitszeitkonten mit einer Schwankungsbreite von minus 400 und plus 400 Stunden, mit denen die flexible Gestaltung der Arbeitszeiten weiter verbessert wird. Überstundenzuschläge fallen zukünftig bei einem Arbeitszeitguthaben von 400 und mehr ab der 35. und im Falle eines Arbeitszeitguthabens von weniger als 400 Stunden ab der 40. Stunde an.

4. Demographischer Wandel

Weitere Vereinbarungen zielen auf die vorausschauende Bewältigung des demographischen Wandels in der Arbeitswelt, d.h. der zunehmenden Alterung von Belegschaften. Dazu wird die Möglichkeit geschaffen, 66 Stunden pro Jahr auf ein Lebensarbeitszeitkonto anzusparen und das Arbeitszeitguthaben später zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Betrieb zu entnehmen. In einer gemeinsamen Expertengruppe sollen Prinzipien der menschengerechten Gestaltung der Arbeitsbedingungen und AnForderungen zur alternsgerechten Gestaltung von Arbeits- und Leistungsbedingungen festgelegt werden. Damit sollen Antworten auf die Frage des Erhalts der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer gegeben werden.

5. Auszubildende

Für heutige Auszubildende bleibt es bei der Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Für die Auszubildenden, die ab September 2005 eingestellt werden, legten bei-de Seiten eine Übernahmequote in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei Volkswagen von 85 Prozent fest. Die verbleibenden 15 Prozent der Ausgebildeten werden in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei der VW-Tochter AutoVision übernommen. Ferner werden die Vergütungen der Auszubildenden abgesenkt. Im Gegenzug stellt Volkswagen 185 zusätzliche Auszubildende ein.

Lesen Sie auch: Volkswagen und IG Metall erzielen Verhandlungsergebnis


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