Mit seiner dritten Fernsehausstellung beschreibt und hinterfragt das Filmmuseum erneut gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland - auch mit Hilfe des Fernsehkrimis. Die Biografielinien der TV-Gesetzeshüterinnen sind die von Kämpferinnen in einer rauen Welt. Hannelore Elsner als "Die Kommissarin" streift oft genug mit ihrem Fahrzeug durch das hessische Rotlichtmilieu, für Despina Pajanou alias Kommissarin Sabrina Nikolaidou sind halsbrecherische Verbrecherjagden auf ihrem Motorrad ein gewagter, "Doppelter Einsatz". Sind im Fernsehen die Geschlechterrollen im Umbruch oder handelt es sich nur um eine Genre-Erweiterung des Krimis ohne wirkliche Grenzüberschreitung? Verweisen die hohen Einschaltquoten bei den TV-Kommissarinnen auf ein neues Lebensgefühl?
In der Ausstellung "Die Kommissarinnen" werden auf einer Gesamtausstellungsfläche von 600 qm Geschichten über diese starken Frauen und deren Gegenspieler erzählt. Von Corinna Harfouch bis zu Eva Mattes oder Senta Berger jagen diese deutschen Fernsehermittlerinnen die schlimmsten Verbrecher und bringen sie hinter Gitter.
"Fahndungsfotos"
Flankiert wird die Ausstellung von einem Veranstaltungsprogramm. Unter anderem präsentieren die Fernseh-Kommissarinnen eine ihrer Lieblingsfolgen (Veranstaltungsprogramm auf www.filmmuseum-berlin.de) und die Autoren, Regisseure und Produzenten stellen ihre neuesten Krimiproduktionen in Previews vor und zur Diskussion. Parallel zur Ausstellung "Die Kommissarinnen" erscheint im Nicolai Verlag ein Fotoband mit Porträts der Fotografin Herlinde Koelbl, die 15 Fernsehkommissarinnen und eine echte zeigen. Ein Text von Krimiautorin Thea Dorn und ein kulturhistorischer Beitrag von Gabriele Dietze, sowie 55 Rollen-Kurzbiografien bekannter und weniger bekannter Fernsehkommissarinnen runden den außergewöhnlichen Bildband ab.
Facetten des Films
Die Ausstellung "Die Kommissarinnen" ist nur eine von mehreren Sonderausstellungen pro Jahr, die im Filmhaus in Berlin gezeigt werden. Darüber hinaus organisiert das Filmmuseum Berlin - Deutsche Kinemathek alljährlich die Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Die Räume am Potsdamer Platz beherbergen außerdem die Ständige Ausstellung des Museums. Auf einer Reise durch die Filmgeschichte erleben die Besucher vom Kino der Pioniere über Stummfilm-Diven, Filme im Nationalsozialismus, den Nachkriegsfilm und das Gegenwartskino verschiedenste Facetten des Filmschaffens. Im Zentrum der Ständigen Ausstellung steht Marlene Dietrich; ein Rundgang durch die "Künstlichen Welten" erlaubt den Blick auf die Zukunft des Kinos.
Boulevard der Stars
Das aktuellste Projekt des Filmmuseums ist der "Boulevard der Stars". Mit dem von der Londoner Stararchitektin Zaha Hadid entworfenen Boulevard soll ein neues Medium genutzt werden, um Persönlichkeiten zu ehren, die sich in Vergangenheit und Gegenwart um den deutschen Film und das deutsche Fernsehen verdient gemacht haben. Die künstlerische Vision der Londoner Architektin, die auch für die Gestaltung des BMW Werks Leipzig ( www.BMW-werk-leipzig.de) verantwortlich zeichnet, wird, so die Initiatoren "eine Strahlkraft entfalten, die über Berlin weit hinaus geht". Regisseure, Autoren und Produzenten werden auf dem "Boulevard der Stars", ebenso geehrt wie Kameraleute, Komponisten, Moderatoren, Reporter, Entertainer. Zu den ersten zwölf die auf dem Boulevard der Stars verewigt werden, gehören Fritz Lang, Billy Wilder, Marlene Dietrich, Hanna Schygulla, Michael Ballhaus und Thomas Gottschalk.