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Sport Rallye Frankreich, 14. Lauf zur Rallye-WM

Motorsport


Rallye Frankreich, 14. Lauf zur Rallye-WM

Mit einem ungefährdeten zweiten Rang bei der Rallye Frankreich sicherte sich der 30-jährige Michelin-Partner Sébastien Loeb vorzeitig den Titel des Rallye-Weltmeisters. Zugleich steht für Loebs Team Citroën mit diesem Resultat und dem dritten Rang für Carlos Sainz im zweiten Xsara WRC die Titelverteidigung in der Konstrukteurs-Wertung fest. Den WM-Lauf auf der Mittelmeer-Insel Korsika gewann Ford-Pilot Markko Märtin, der am Steuer seines Michelin-bereiften Focus WRC nicht weniger als sieben der insgesamt zwölf Asphalt-Prüfungen für sich entschied. Mit dem siebten Marken-Titel in Folge erhöht der Reifenhersteller aus Clermont-Ferrand seine stolze Erfolgsbilanz in der Rallye-WM auf nunmehr 19 Konstrukteurs- und 17 Fahrer-Weltmeisterschaften.

Taktische Meisterleistung: Zu gerne hätte sich Citroën-Pilot Sébastien Loeb auf der Insel Korsika in den Kampf um den Sieg der Rallye Frankreich eingeklinkt – die Strategie seines Arbeitgebers jedoch sah anders aus. Beim drittletzten Saisonlauf wollte Teamchef Guy Frequelin nichts mehr anbrennen lassen. Nur noch sieben Punkte fehlten der französischen Marke zum vorzeitigen Titelgewinn, während dem 30-jährigen Rallye-Piloten aus dem Elsaß bereits ein vierter Platz genügen würde, um sich in der Heimat Napoleons selbst zum Champion zu krönen – eine lösbare Aufgabe, die jedoch nach einer gehörigen Portion Disziplin verlangte.

Die Witterung über dem mediterranen Departement verhieß nichts Gutes: Kurz nach der offiziellen Startzeremonie am Donnerstag abend zog ein imposantes Gewitter mit mächtigen Sturmböen über Korsika. Spätestens jetzt stand fest, dass die Wahl der richtigen Rallye-Reifen für die vier extra langen Wertungsprüfungen (WP) der ersten Etappe über Wohl und Wehe entscheiden würde. Eine Aufgabe, die die Michelin-Teams bravourös lösten.

Ford-Junior François Duval hatte bereits vor dem 14. Saisonlauf verkündet, dass die Zeit für seinen ersten Sieg auf WM-Ebene reif sei – und ließ es auf der 36,24 Kilometer langen Auftaktprüfung gleich ordentlich krachen: Bestzeit und 4,3 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Markko Märtin. "Es war absolut richtig, trotz der nassen Straßen auf die weichsten Trockenpneus zu setzen", erläuterte der 23-Jährige später. "Aber manche Kurven entpuppten sich als ziemlich heikel, denn der Regenfall hatte an vielen Stellen Schlamm auf die Straße gespült." WP Nummer zwei ging an Märtin, der auf identischen Reifen rollte: "Mein Aufschrieb erwies sich als etwas zu pessimistisch," gestand Duval "ich war wohl zu vorsichtig unterwegs."

Michelin-Pilot François Duval ließ Taten folgen

Doch für den hoch talentierten Belgier wendete sich das Glück bereits auf der dritten Prüfung wieder: Mit einer erneuten Bestzeit holte er sich die Führung zurück. "Ich habe eine etwas härtere Mischung aufziehen lassen, das stellte sich als Fehler heraus", so Märtin. "Die Strecke war inzwischen zu 90 Prozent abgetrocknet. Ich hatte mit mehr nassen Passagen gerechnet."

Stand am Ende der ersten Etappe: Duval führte mit 15,1 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen – ein tolles Zwischenresultat für Ford. Dahinter tauchte bereits Sébastien Loeb auf, der die vierte und letzte WP des Tages für sich entschieden hatte. "Ich musste mein Tempo etwas anziehen", grinste der Citroën- und Michelin-Pilot. "Mein Teamkollege Carlos Sainz hatte sich zuvor an mir vorbeigeschoben, und auch Marcus Grönholm kam von hinten immer näher…"

Der Peugeot-Pilot aus Finnland indes besaß weniger Grund zum Lachen: Der zweifache Weltmeister kämpfte mit seinem 307 CC WRC. "Ein schwieriger Tag", stöhnte der 36-Jährige am Service-Punkt. "Das Handling meines Autos ist nicht perfekt, ich finde kein rechtes Vertrauen in das Fahrverhalten." Petter Solberg – Loebs einzig verbliebener Rivale im Kampf um die Fahrer-Weltmeisterschaft – rangierte noch hinter Cedric Robert im zweiten Peugeot abgeschlagen auf Rang sieben, dicht gefolgt vom ex-Formel 1-Piloten Stéphane Sarrazin im Michelin-bereiften Subaru Impreza WRC Baujahr 2002. Als bester Skoda-Pilot rangierte Armin Schwarz auf Rang zehn.

Heikle Witterungsbedingungen erschwerten die Reifen-Wahl

Die zweite Etappe begann für Sébastien Loeb mühsam: Nach einem Unfall von Peugeot-Junior Cédric Robert musste der Xsara-Pilot am Start zur WP 5 rund 25 Minuten warten. Bis für ihn die Ampel auf grün sprang, waren seine Pneus komplett ausgekühlt. "Ich musste sie erst wieder auf Temperatur bringen, bevor ich attackieren konnte", so der Franzose. Und auch so entpuppte sich der zweite Tag für ihn als überaus anstrengend: Die Wetterprognosen des Titelkandidaten lagen stets mit erstaunlicher Treffsicherheit daneben – und wirkten sich damit auch auf die Reifenwahl des Franzosen aus. Über der sechsten Prüfungen hingen bedrohlich dunkle Gewitterwolken. Loeb entschied sich für Intermediates, aber der Regen blieb aus. WP 7 sollte trocken sein – doch es begann zu regnen. "Ich bin dennoch mit meinen Trockenpneus ziemlich schnell gefahren, damit sie nicht auch noch abkühlen", erläuterte der Routinier. Erst die achte und letzte Aufgabe des Samstags erwies sich als einfach zu berechnen: Es goss wie aus Kübeln – und mit Regenreifen verfehlte der Citroën-Pilot die Bestzeit nur um acht Zehntelsekunden.

Der Mann des Tages hieß dafür eindeutig Markko Märtin: Der Este entschied drei der vier Prüfungen für sich und setzte sich von seinem teaminternen HerausForderer Duval – der als Schnellster auf WP 7 das Ergebnis für Ford perfektionierte – bis auf 20,8 Sekunden ab. "Das war nicht einfach heute. Wir mussten mit beinahe jeder erdenklichen Wetterlage klar kommen", erläuterte Märtin, der sich dennoch stets für die richtigen Michelin entschieden hatte. Um eine Schrecksekunde kam aber auch der 28-Jährige nicht herum: "Drei Kilometer vor Ende der letzten Prüfung schlugen plötzlich Flammen unter der Motorhaube hervor – das hat mich zusätzlich motiviert, ordentlich Gas zu geben!" Der Brand, ausgelöst durch eine defekte Hydraulikleitung der Servolenkung, konnte jedoch schnell gelöscht werden.

Zwischenstand am Ende der zweiten Etappe: Hinter dem Ford-Duo Märtin und Duval verteidigte Loeb seinen dritten Rang recht souverän vor Carlos Sainz und Marcus Grönholm. Petter Solberg kämpfte auf dem sechsten Platz um seinen letzten theoretischen Meisterschafts-Chancen. Skoda-Pilot Armin Schwarz war auf Rang neun vorgerückt, obwohl der Deutsche durch Probleme mit dem Getriebe seines Fabia WRC rund zwei Minuten eingebüßt hatte.

Bitteres Pech für Duval, doch Märtin und Loeb hatten allen Grund zum JubelnDer Sonntag begann dramatisch. Gleich auf der ersten Prüfung musste Duval seine Ambitionen auf den Sieg begraben: Ein technischer Defekt riss den talentierten Belgier aus der Wertung. "Nach einem Kilometer lief der Motor nur noch auf drei Zylindern und die Öltemperatur schoss nach oben, da wusste ich, dass es für uns gelaufen ist", so der zutiefst enttäuschte Youngster. Dadurch rückte Citroën-Mann Loeb hinter Märtin auf den zweiten Rang vor, den er routiniert ins Ziel brachte – und stand damit ebenso wie sein Team Citroën vorzeitig als neuer Weltmeister fest. "Ich bin überglücklich", jubelte "Super-Seb" im Ziel. "Obwohl ich mir den Titel ja eigentlich mit einem Sieg holen wollte..."

Ein Ergebnis, über das sich auch Reifen-Partner Michelin freuen darf: Die Marke aus Clermont-Ferrand erhöhte die eigene Erfolgsbilanz in der Rallye-Weltmeisterschaft auf 19 Konstrukteurs- und 17 Fahrertitel.

Rang drei belegte Carlos Sainz im zweiten Xsara WRC vor Marcus Grönholm und Petter Solberg. Armin Schwarz beendete die Rallye Korsika auf dem achten Platz und sicherte sich damit einen hart erkämpften, aber absolut verdienten WM-Punkt. "Unser Auto hat auf Asphalt eindeutig Potenzial", lobte der Franke: "Handling und Balance sind richtig gut."

Statistisches

Rallye Frankreich, 14. von 16 Läufen zur Rallye-WM 2004 (15. bis 17. Oktober 2004):

  • Gesamtlänge: 1.036,26 Kilometer, davon 12 Wertungsprüfungen über 387,80 Kilometer
  • längste WP: 40,94 Kilometer (WP 6 + 8: Peri – Bastelica)
  • größte WP-Distanz von Service-Punkt zu Service-Punkt: 77,18 Kilometer (WP 5 + 6 und WP 7 + 8)
  • Anzahl der möglichen Reifenwechsel: 8
  • Start und Ziel: Ajaccio

WP-Bestzeiten Fahrer:

  • Märtin (7)
  • Duval (3)
  • Loeb (1) und Solberg (1)

Teams:

Reifenhersteller:

  • Michelin (11)
  • Pirelli (1)


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