Colin McRae ist am zweiten Tag der UAE Desert Challenge in Führung liegend ausgeschieden. Grund für das unerwartet frühe Aus des
Nissan-Werkspiloten war ein Elektrikschaden, der zum Ausfall eines Kühl-Ventilators führte. Als Folgeschaden quittierte der überhitzte Sechszylinder des Pick-Up seinen Dienst. Markenkollege Grégoire de Mevius (Belgien) übernahm im Auto des Teams
Nissan France Dessoude nach dem zweiten Platz in der Tageswertung die Führung im Gesamtklassement dieser extrem anspruchsvollen Rallye. Die zur Zeit in der arabischen Wüste herrschenden Temperaturen von über 45 Grad sind noch höher als bei der durch Nordafrika gehenden "Dakar".
Start wegen dichten Nebels um zwei Stunden verzögert Dichter Nebel hatte den ursprünglich für 7:30 Uhr festgesetzten Start in Moreeb um zwei Stunden verzögert. So mussten die Teilnehmer erneut während den heißesten Stunden des Tages ans Steuer. Schon beim ersten Checkpoint (CP1) hatte der als Dritter gestartete McRae den vor ihm gestarteten de Mevius eingeholt. Am CP2 hatte er bereits 30 Sekunden Vorsprung – was die Führung im Gesamtklassement bedeutete. Doch dann begannen die Probleme: Zunächst mussten McRae/Thörner kurz nach dem CP3 am dort stehenden Service alle vier Reifen wechseln – de Mevius konnte so wieder an ihnen vorbeiziehen. Zurück auf der Strecke, begann der Motor so stark zu überhitzen, dass Colin und Tina mitten in einem kniffligen Dünengelände strandeten. Zwar zog sie die Besatzung des Kamak-Lkw mit Startnummer 261 wieder zurück auf die Piste – doch war der Ausfall längst besiegelt. Als Folge eines Elektrikschadens war ein Kühlluft-Ventilator ausgefallen, rekapitulierten die Mechaniker. Darauf überhitzte der Motor - und ging schließlich ganz ein.
Ein enttäuschter McRae nach dem frühen Aus: "Der Start in die Prüfung war unheimlich gut, wir gingen eine hohe Pace. Ich bin enttäuscht, ging doch der Wagen wirklich prächtig über die Dünen. Wir hatten keine Probleme beim Überqueren der Kämme, blieben nirgendwo hängen. Dieses mechanische Problem ist jammerschade – ich wäre wirklich gerne bis ins Ziel gekommen." Gilles Martineau, Team-Manager des Nissan Rallye Raid-Teams, pflichtete seinem Starpiloten bei: "Dann hätte Colin noch mehr Erfahrungen in den Dünen sammeln können. Jetzt hoffe ich, dass Grégoire (de Mevius) zumindest einen Platz auf dem Podium erreicht."
De Mevius: "Die Abfahrten waren furchterregend, wir setzten öfters mit der Nase auf!"
Grègoire de Mevius fuhr zusammen mit Co Jacky Dubois hinter Tagessieger Masuoka (Mitsubishi) die zweitschnellste Zeit des Tages und liegt im Gesamtklassement fast acht Minuten vor Khalifa Al Mutaiwei (BMW). Der Belgier konnte im Ziel wieder nur Gutes berichten: "Diese Wertungsprüfung war extrem schwierig. Der erste Teil bestand hauptsächlich aus sehr weichem Sand, dazwischen lagen ein paar Dünen. Am schlimmsten war der Abschnitt zwischen der dritten Zeitkontrolle – wo auch der Service stand – und dem Ziel. Manche Abstiege zogen sich endlos über meterhohe Steilhänge und Kuppen hin. Öfters war es so steil, dass wir mit der Nase aufsetzten. Das war am Limit", schauderte es dem erfahrenen Wüstenfuchs noch Stunden später. Ob er Colin McRae gesehen habe? "Ja, er hatte uns bei Kilometer 40 eingeholt, schoss vorbei wie eine Rakete. Wir versuchten, ihm zu folgen, gaben es aber schnell wieder auf. Unsere Taktik, schnell, aber ohne zu große Risiken zu fahren, zahlt sich offenbar aus. Doch wenn die folgenden Tage so schwer werden wie heute, wird das keineswegs ein Spaziergang hier!"
Patissier-Beifahrer Irissou zollte der Hitze Tribut
Im Gegensatz zu de Mevius war es für Isabelle Patissier erneut ein Tag voller Sorgen. Wobei erneut weniger mechanische Probleme des Autos denn physische Probleme der Piloten für reichlich Verspätung sorgten. Viermal blieb ihr Nissan Pathfinder T1 in dem für diese Fahrzeugklasse besonders schwierigen Dünengebirge stecken. Beim vierten Versuch, den Wagen bei brüllender Hitze wieder flott zu bekommen erlitt Co-Pilot Bernard Irissou nur 40 Kilometer vor dem Ziel einen Schwächeanfall. Nach der Betreuung durch ein herbeigerufenes Ärzte-Team gewann Bernard langsam seine Kräfte zurück und erreichte am Ende doch noch glücklich das Biwak. Die extreme Hitze Fordert also ihren Tribut, doch wollen beide am heutigen Mittwoch erneut an den Start gehen. Dann steht eine zweite Runde rund um Moreeb auf dem Programm, 300 Kilometer sind als Wertungsprüfung ausgeschrieben.
Für McRae geht es schon am 21. Oktober weiter: Jungfernfahrt im Pick-Up 2005
Für Colin McRae geht es im übrigen fast nahtlos weiter: Schon in der nächsten Woche testet er den nagelneuen Nissan Pick-Up 2005 erstmals unter Wettbewerbsbedingungen bei der Baja Portugal (21. – 24. Oktober). Eine Jungfernfahrt zwei Monate vor dem Start zur Dakar.
UAE Desert Challenge, 6. Lauf zum FIA-Weltcup für Marathon-Rallyes
Stand nach der 2. Etappe, Moreeb – Moreeb, 372 km WP (Gesamt 451 km)
1. De Mevius/Dubois | Nissan Pick-Up | 6:49.23 |
2. Al-Mutaiwei/Guehennec | BMW X5 | 6:57.20 |
3. Kankkunen/Repo | Volkswagen Race Touareg | 7:02.33 |
4. Masuoka/Schulz | Mitsubishi Pajero Evo 2 | 7:02.49 |
5. Mayer/Magne | Mitsubishi Pajero | 7:56.07 |