Sicherheit, Vielseitigkeit, aber auch Fahrvergnügen stehen bei weiblichen Autofahrern besonders hoch im Kurs. Wer Frauen als Autokäufer gewinnen will, sollte darüber hinaus höchsten Wert auf Service und Offenheit bei der Präsentation seines Angebots legen. Diese und andere wichtige Aufschlüsse über Vorlieben und Interessen weiblicher Fahrzeuglenker liefert eine Studie des Kompetenzzentrums Frau und Auto an der Hochschule Niederrhein. Viele Ergebnisse der bundesweiten Befragung decken sich mit den Erkenntnissen, die
Volvo im Vorwege seiner von einem rein weiblichen Entwicklungsteam entworfenen Konzeptstudie YCC (Your Concept Car) gewonnen hatte.
Der schwedische Automobilhersteller misst den Wünschen von Frauen auch bei seinen Serienmodellen hohe Bedeutung bei. Aus guten Gründen, wie die aktuelle Untersuchung zeigt: Frauen bilden, so fand das Forscherteam heraus, eine wachsende und zugleich besonders anspruchsvolle Zielgruppe auf dem Automobilmarkt.
Männer fahren mehr, Frauen fahren besser – diese oft zitierten Weisheiten lassen sich mühelos aus den bundesweiten Zulassungs- und Unfallstatistiken ablesen. Das Team des Kompetenzzentrums Frau und Auto an der Hochschule Niederrhein wollte es genauer wissen. Wie intensiv und zu welchem Zweck nutzen Frauen ihr Auto? Welche Eigenschaften schätzen sie an ihrem Fahrzeug am meisten? Was beeinflusst ihre Entscheidung beim Kauf eines neuen Wagens? Wie zufrieden sind sie mit ihrem Händler und ihrer Werkstatt?
Die bundesweite Befragung von 1.223 Autofahrerinnen liefert interessante Aufschlüsse über das Profil einer Zielgruppe, deren Bedeutung wächst. 80 Prozent der befragten Frauen nutzen ihr Fahrzeug mindestens einmal am Tag, 54 Prozent gaben an, gern zu fahren und sich an der Mobilität zu erfreuen. Keine Frage: Fahrspaß ist keine rein männliche Domäne mehr.
Nie zuvor zeigten Frauen zudem ein so hohes Interesse an neuen Fahrzeugmodellen, mehr denn je nehmen sie Einfluss auf die Kaufentscheidung ihres Partners. Und wenn es um das eigene Fahrzeug geht, treten sie selbstbewusst und mit klaren Vorstellungen gewappnet den Weg zum Händler an.
Nach Auskunft des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) wurden im vorigen Jahr fast 490.000 Autos von Frauen erworben. Damit wird etwa jeder siebte Neuwagen von weiblicher Hand gelenkt. Die Forscherinnen und Forscher der Hochschule Niederrhein fanden heraus, dass sich die Frauen bei der Wahl ihres Fahrzeugs in hohem Maße auf das eigene Urteilsvermögen verlassen. 75 Prozent der Befragten erklärten, die Kaufentscheidung selbst getroffen zu haben.
Die Kriterien, nach denen Frauen ihr Wunschfahrzeug aussuchen, lassen klare Schwerpunkte erkennen. Neben einem günstigen Kraftstoffverbrauch (70 Prozent der Befragten nannten diese Eigenschaft) ist vor allem die Sicherheit (69 Prozent) ein unabdingbarer Faktor für die Fahrzeugwahl. Komfortmerkmale haben deutlich geringere Bedeutung. Selbst die Klimaanlage wird nur von 30 Prozent der Autofahrerinnen als "sehr wichtig" eingestuft.
Beim Design bevorzugen Frauen der Studie zufolge zu 70 Prozent ein "schlichtes" Äußeres, 62 Prozent der Befragten sind lieber in einem "unauffälligen" Wagen unterwegs. Kleine Fahrzeuge (55 Prozent) genießen den Vorzug vor großen (39 Prozent), ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis steht für 85 Prozent der befragten Frauen im Fokus.
Dennoch kommen auch bei Frauen am Lenkrad Begehrlichkeiten auf: 65 Prozent der Umfrage-Teilnehmerinnen wünschen sich mehr PS unter der Haube, ein "schnelles Auto" wäre sogar für 75 Prozent von ihnen reizvoll. Eine klare Präferenz lässt sich auch zugunsten von manuellen Schaltgetrieben ablesen. 69 Prozent der Frauen "schwören" auf Handschaltung, nur 24 Prozent sprechen sich klar für Automatik aus.
Für 47 Prozent der befragten Frauen wäre ein größerer Kofferraum ein echtes Plus. Im Innenraum stehen zudem widerstandsfähige Sitzpolster weit oben auf der Wunschliste, großzügige Ablagen sind erheblich wichtiger als Ledersitze oder Elektronik-Features. Wenig Abweichungen zum männlichen Geschmack ergeben sich bei der Wahl der Außenfarben. Silberfarbene Lackierungen stehen auch in der Gunst der Damen ganz oben. 34,5 Prozent der befragten Frauen bevorzugen den edlen Farbton, 25,5 Prozent können sich für schwarze Autos erwärmen, auf Rang drei stehen blaue Farbtöne (14,8 Prozent) – eine Reihenfolge, der laut Zulassungsstatistik auch männliche Autofahrer zustimmen.
Bei der Wahl des passenden Farbtons könnten die Partner folglich durchaus behilflich sein, immerhin suchen 81 Prozent der befragten Frauen vor dem Kauf Rat bei ihnen, bei Freunden oder bei Bekannten.
Beim Besuch im Autohaus wissen Frauen vor allem glaubwürdige und fundierte Informationen zu schätzen. Die "Ehrlichkeit des Verkäufers" wird von 61 Prozent als wichtigstes Kriterium genannt, 45 Prozent der Kundinnen stufen die "Kompetenz des Verkäufers" als vorrangig ein, bei 41 Prozent ist die „Qualität der Informationen“ ein entscheidender Faktor. Die Frage nach den bisherigen Erfahrungen deckt indes großen Raum für Verbesserungen auf. Nur jeweils elf Prozent der befragten Frauen war mit den Probefahrt-Offerten sowie mit dem äußeren Erscheinungsbild der Verkaufsräume zufrieden. Gerade einmal neun Prozent der Frauen waren mit dem ihnen vom Verkaufspersonal entgegen gebrachten Respekt einverstanden und nur acht Prozent stuften die Ehrlichkeit der Verkäufer als überzen. Die Erkenntnisse des Kompetenzzentrums Frau und Auto können dabei als wichtige Orientierungshilfe dienen.
Darüber hinaus wird der Wert der Forschungsarbeit auch auf andere Weise gewürdigt. Im Rahmen einer Projektarbeit erhalten Studenten der Hochschule Niederrhein bei Volvo Car Germany die Gelegenheit, im Rahmen einer Diplomarbeit mit Unterstützung von Volvo weitere detaillierte Untersuchungen über den Automobilmarkt und die Berücksichtigung von Frauen-Wünschen zu erstellen. Erste Ergebnisse sollen im Dezember 2004 vorliegen.