Drei wesentliche Themen dieser IAA - die Umsetzungsstrategien zu Euro 4/ Euro 5, aktive Sicherheit sowie neue Verkehrskonzepte - wurden auf der hochkarätig besetzten Gemeinschafts-Veranstaltung des ETM-Verlages und des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) "Technische Voraussetzungen für die zukünftige Verkehrsbewältigung" intensiv behandelt. Fazit: Das Nutzfahrzeug wird immer sauberer und sicherer.
VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk verwies eingangs darauf, dass die Automobilindustrie in den letzten 5 Jahren mehr als 70 Mrd. Euro allein für Forschung und Entwicklung aufgewendet habe: "Damit steckt die Automobilindustrie mehr Geld in Forschung und Entwicklung als jede andere Branche in Deutschland." Insgesamt hätten die deutschen Automobilkonzerne einen Bestand von 50.000 Patenten, mit jährlich 3.000 neuen Patenten liege diese Branche weltweit an der Spitze. Seit 1993 habe sich die Zahl der FuE-Mitarbeiter um 50 Prozent auf 80.000 hochqualifizierte Beschäftigte erhöht. Während die Industrie mit großem Engagement diese Zukunftsinvestitionen durchführe, bestehe im öffentlichen Bildungssystem, das im internationalen Vergleich lediglich Mittelmaß sei, ein erheblicher Nachholbedarf: "Was wir brauchen, ist nicht noch mehr Regulierung, sondern im Gegenteil mehr Freiheit und Wettbewerb der Bildungseinrichtungen untereinander."
Der technische Fortschritt dieser Schlüsselbranche wurde auf dem Symposium mit handfesten Beispielen veranschaulicht. Marcel Lejeune, CEO des Geschäftsbereichs "Commercial Vehicles" von Siemens VDO Automotive, sieht einen "boomenden Markt" in der Automotive Software und formulierte das anspruchsvolle Ziel einer "Null-Fehler-Qualität" im Bereich der Elektronik. Die "Vision vom unfallfreien Fahren" ist nach den Ausführungen von Prof. Dr. Hartmut Marwitz, Leiter Entwicklung Mercedes-Benz Lkw, mit Hilfe modernster Fahrerassistenzsysteme in greifbare Nähe gerückt: "Der Bremsassistent bringt die wertvollen Meter, die ein Auffahren verhindern können." Allerdings werden die elektronischen Helfer, ob Abstandsregeltempomat, Spurwächter oder Fahrdynamikregelung, von den Kunden noch nicht in hohem Maße nachgefragt, da gebe es noch Aufklärungsbedarf. Der Fahrer dürfe zudem nicht durch zu viele Informationen gleichzeitig überFordert werden, unterstrich Prof. Marwitz, Elektronik müsse unterstützend wirken. Der Erhalt der Aufmerksamkeit des Fahrers sei das Ziel. Prof. Dr. Kurt Rößner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH, betonte: "Der Mensch muss mit technischen Innovationen verantwortungsvoll umgehen." Letztlich bleibe die Verantwortung für das Fahrzeug beim Fahrer, diese könne ihm auch die Technik nicht abnehmen.
Roland von Hoerner, Leiter Vorentwicklung der MAN Nutzfahrzeuge AG, stellte die Umsetzungsstrategien Euro 4 und Euro 5 vor. Euro 4 könne mit innermotorischen Maßnahmen und der gekühlten Abgasrückführung erreicht werden, für Euro 5 sei die SCR-Technologie notwendig. Für die Zukunft schlug Roland von Hoerner weltweit gültige Grenzwerte und Testzyklen vor: "Das sollten keine regionalen Vorschriften mehr sein, sondern in USA und Japan ebenso gelten wie in Europa."
John Aurell und Thomas Wadmann, Volvo Truck Corporation, sprachen über "Längen, Höhen, Breiten - Neue Konzepte für das Speditionsgewerbe". Dabei wurde deutlich, dass die aktuelle Diskussion um den "60-Tonner" durch die Trennung von Maßen und Gewichten versachlicht werden könne. Der Trend zu Volumentransporten führe zu einem niedrigeren Gesamtgewicht - aus einem 60-Tonner werde so faktisch ein 50-Tonner. Prof. Marwitz hatte noch einen "48-Tonner" als neue Größe genannt, so dass die Diskussion über die "Giga-Liner", die gerade erst begonnen hat, immer interessanter wird. Die gelungene und sehr gut besuchte Veranstaltung machte deutlich, dass das Nutzfahrzeug bereits heute ein Hightech-Gerät ist, das höchste Umwelt- und Sicherheitsstandards erfüllt und weiteres Potenzial für die Zukunft besitzt. Die Moderation hatte Werner Bicker, Redaktioneller Gesamtleiter des ETM-Verlages, übernommen.