Mercedes-AMG Petronas Motorsport ist heiß auf den Saisonstart im März. Schon heute stellte das Team auf dem Silverstone International Circuit sein neues Auto mit einer Multimedia-Präsentation, einem Online-Live-Stream und Shakedown-Runden vor.
Gut einen Monat vor dem ersten Rennen der FIA Formel 1-Saison 2018 enthüllte Mercedes-AMG Petronas Motorsport den brandneuen Mercedes-AMG F1 W09 EQ Power+.
Teampartner, Gäste und Medienvertreter verfolgten die Vorstellung des Teams vor Ort in Silverstone, während Mercedes-Fans in aller Welt die Action bei der Enthüllung des neuen Formel 1-Autos in einem Online-Live-Stream mitverfolgen konnten. Für einen Fan stellte der Shakedown-Tag ein einmaliges Erlebnis dar: Er hatte das Gewinnspiel des Teams zur Fahrzeugpräsentation gewonnen und wurde gemeinsam mit seiner Stieftochter zu einem VIP-Erlebnis in Silverstone eingeladen. Die Vorstellung zollte der langen Motorsportgeschichte von Mercedes Tribut und zeigte noch einmal einige der schmerzhaftesten Niederlagen und mitreißendsten Triumphe.
Das 2018er Auto soll nun ein eigenes Kapitel in der langen Rennsporttradition der Marke schreiben und dabei bis an die technischen Grenzen des Motorsports gehen. Schließlich ist es der fortschrittlichste Bolide, den Mercedes-AMG Petronas Motorsport bisher entwickelt hat. Der F1 W09 EQ Power+ ist im Vergleich zu seinem Vorgänger auf jedem Gebiet eine Weiterentwicklung und wird das schnellste Formel 1-Auto in der Geschichte von Mercedes.
Das Mercedes-AMG F1 W09 EQ Power+ getaufte Auto trägt erneut mit Stolz die Bezeichnung "EQ Power+", die mit dem Vorjahresauto erstmals präsentiert wurde. Passend zur Namensgebung von Mercedes-AMG steht "EQ Power+" für zukünftige Performance Hybrid-Modelle der Marke. Das Formel 1-Team nahm diesbezüglich eine Vorreiterrolle ein, in dessen Fußstapfen das Mercedes-AMG Project ONE Showcar trat, das vergangenes Jahr in Frankfurt vorgestellt wurde. Mit der Bezeichnung EQ Power+ und seiner hochmodernen Hybrid Power Unit steht das Formel 1-Auto an vorderster Front der zukünftigen Mercedes-AMG Modellpalette. Ein Beispiel dafür, wie Formel 1-Technik die Zukunft des Motorsports und der Automobiltechnologie im Allgemeinen vorantreibt.
Die Präsentation war Teil des offiziellen 100-Kilometer-Filmtages des Teams, in dessen Rahmen der F1 W09 EQ Power+ seine ersten Runden auf dem 2,98 Kilometer langen International Circuit in Silverstone absolvierte. Valtteri Bottas nahm zuerst am Steuer des neuen Silberpfeils Platz, Lewis Hamilton soll das Cockpit am frühen Nachmittag übernehmen.
Mehr als eine Maschine: 1.000 Jahre an Arbeitsstunden, die Hoffnungen und Träume der gesamten Mercedes-Familie
"Dies ist immer eine sehr aufregende Jahreszeit, weil alle zuvor entwickelten Teile zusammenkommen und gemeinsam zum Leben erweckt werden", beschrieb Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer von Mercedes-AMG Petronas Motorsport, die Atmosphäre innerhalb des Teams vor dem Präsentationstag. "Es läuft nie ganz reibungslos und rund, wenn Du versuchst, die Grenzen auszuloten. Wir hatten einen guten Winter und ich würde sagen, dass es keine Dramen gegeben hat. Aber es war für alle Beteiligten im Team viel harte Arbeit."
Seit Mercedes-AMG Petronas Motorsport mit den Arbeiten für das neue Auto begonnen hat, wurden fast 7.000 designte Teile erstellt, mehr als 40.000 Komponenten zerstörungsfreien Prüfungen unterzogen und im Team-Restaurant in der Fabrik insgesamt 3.150 Samstagmorgen-Frühstücke serviert...
"Der Winter ist eine heftige Zeit", fügte der Technische Direktor James Allison an. "Die Planer müssen tausende Zeilen erfüllen und die Designgruppe muss mehrere hundert neue Designs pro Tag abliefern, damit sie gefertigt werden können. Die gesamte Test- und Entwicklungsmannschaft sowie die Verantwortlichen für die Prüfstände müssen bereitstehen, wenn die Teile frisch von den Maschinen eintreffen. Dann müssen sie sie zusammensetzen und auf den hausinternen Prüfständen checken. Dadurch können wir in vertretbarem Rahmen sicher sein, dass alles solide genug ist, die richtige Form aufweist und zuverlässig funktioniert."
Obwohl die Mannschaften in Brackley und Brixworth an verschiedenen Bereichen des Autos arbeiten, ist ihre Herangehensweise an die Entwicklung und den Bau des neuen Autos gleich. Der Gewinn beider Weltmeisterschaften im Vorjahr spielt keine Rolle dabei, wie sich die beiden Werke auf die Saison vorbereiten. Jedes Teammitglied weiß, dass das Punktekonto vor der Saison 2018 wieder auf null zurückgesetzt wurde und dass uns in diesem Jahr noch größere HerausForderungen erwarten.
"Wir versuchen, bescheiden zu bleiben und uns auf die grundlegenden Arbeiten zu konzentrieren, die wir schon immer erledigt haben", erklärte Andy Cowell, Geschäftsführer von Mercedes-AMG High Performance Powertraings. "Es gibt kein Geheimrezept für unseren Erfolg. Es ist schlicht und einfach ehrliche Ingenieursarbeit. Wenn jemand eine Idee hat, um die Reibung zu verringern oder die Effizienz bei der Verbrennung zu steigern, besprechen wir es offen und geradeheraus. Die Quelle für alle unsere Ideen ist die Kreativität, die Leidenschaft und die Begeisterung unserer Mitarbeiter."
Das neue Auto ist mehr als eine Maschine, in ihm steckt ungefähr ein Jahrtausend an Arbeitsstunden. Es ist eine Demonstration des Teamworks und stellt nicht nur die Hoffnungen und Träume der Fahrer, des Teams, der Partner und der gesamten Daimler-Familie dar, sondern auch aller Mercedes-Fans rund um die Welt. Die erste Ausfahrt beim Shakedown wurde nicht nur von den Teammitgliedern an der Strecke, in Brackley und in Brixworth aufmerksam verfolgt, sondern auch bei Kollegen und Fans in aller Welt.
"Es ist wirklich unglaublich, wie viele Stunden in das Design und die Produktion des neuen Autos geflossen sind und wie viel Arbeit in diesem Auto steckt", sagte Valtteri Bottas. "Als Fahrer ist es ein ganz besonderes Gefühl, diesen Boliden fahren zu dürfen."
"Man wird richtiggehend demütig, wenn man sieht, wie alle Teile zusammenkommen, wie hart alle daran gearbeitet haben, wie viel Einsatz alle gezeigt haben", stimmte Lewis Hamilton zu. "Ich bin heiß darauf, mit dem Auto rauszufahren und seine Grenzen auszutesten. Ich bin einer von nur zwei Menschen, die damit fahren dürfen. Das macht mich mit Stolz, weil ich weiß, wie viel Arbeit investiert wurde, um dieses Auto fertigzustellen."
Ein komplett neues Auto mit einer bekannten DNS
Der brandneue F1 W09 EQ Power+ teilt sich einen Teil seiner Gene mit seinem Vorgänger. Der 2017er Mercedes Formel 1-Rennwagen erhielt wegen seiner gelegentlichen Unberechenbarkeit den liebevollen Spitznamen "Diva". Nichtsdestotrotz war er das erfolgreichste Auto der vergangenen Saison. Für die Saison 2018 blieb das Aerodynamikreglement weitestgehend stabil. Die größten Veränderungen sind die Einführung von Halo sowie das Verbot des " Monkey-SEATs" und der oben angebrachten "T-Flügel". Aus diesem Grund entschied sich das Team dazu, einer ähnlichen Designphilosophie zu folgen, um die vielen Stärken des 2017er Autos weiterzuentwickeln und die Schwachpunkte auszumerzen.
"Wir mögen einige der Charaktereigenschaften unserer Diva", erklärte Toto. "Der W08 war das schnellste Auto im Feld. Er erzielte im vergangenen Jahr die meisten Pole Positions und die meisten Siege. Deshalb gingen wir sehr vorsichtig vor, um nicht die vielen Stärken des Autos zu verlieren, nur um dessen Schwächen zu beheben."
"Der Umgang mit unserem letztjährigen Auto war nie einfach, selbst auf Strecken, auf denen wir stark waren", fügte James hinzu. "Wir konnten uns unseren Weg durch das Wochenende bis zu einem konkurrenzfähigen Ergebnis bahnen, aber es war niemals einfach. Wir hoffen, dass wir einige Eingriffe vorgenommen haben, damit wir Ingenieure und die Fahrer das Auto etwas besser verstehen und leichter erkennen, was wir tun müssen, um es abzustimmen."
Das neue Auto bleibt den grundsätzlichen Designprinzipien seines weltmeisterlichen Vorgängers treu. Es behält den gleichen Radstand und besitzt einen leicht erhöhten Neigungswinkel. Die Arbeit mit einem bestens bekannten Regelwerk führte jedoch dazu, dass das Team beim Design in jedem Bereich extremere Wege einschlagen konnte.
"Das Design ist generell viel eleganter als im letzten Jahr", sagte James. "Im vergangenen Jahr waren die Regeln brandneu und wir waren uns nicht ganz sicher, in welche Richtung sie uns führen würden. Deshalb besaß das letztjährige Auto etwas Spielraum, um gegebenenfalls Dinge anpassen zu können, sollten wir zu dem Schluss kommen, dass wir bestimmte Aspekte des Autos ändern mussten. In diesem Jahr waren wir etwas zuversichtlicher und konnten uns dadurch bestimmten Konzepten besser verschreiben. Die Bauform ist kompakter und wir schlugen extremere Wege ein."
Erhebliche Verbesserungen an der Power Unit
Die neue Power Unit mit der Bezeichnung M09 EQ Power+ wurde unter Berücksichtigung der erheblichen Veränderungen im sportlichen Reglement für die Saison 2018 entwickelt. Die verringerte Anzahl an erlaubten Power Unit-Komponenten pro Fahrer und Saison (ohne eine Strafversetzung in Kauf nehmen zu müssen) führte dazu, dass die Zuverlässigkeit passend zur nun größeren Nutzungsdauer der Komponenten erhöht werden musste.
"Die Veränderungen an der Power Unit sind in diesem Jahr beträchtlich", erklärte Andy. "Das liegt an einer Vielzahl von Gründen. Die größte HerausForderung für uns ist, die Lebensdauer so zu erhöhen, dass wir nur noch mit drei Motoren sowie zwei ERS-Systemen pro Fahrer und Saison auskommen. Im Vergleich zum Vorjahr müssen die Komponenten 40 Prozent länger halten. Deshalb konzentrierten wir uns darauf, die Lebensspanne der Teile zu verlängern, ohne dabei an Performance zu verlieren."
Über die Änderungen am sportlichen Reglement hinaus versuchte das Team von Mercedes-AMG High Performance Powertrains zusätzlich, die Power Unit auch in anderen Bereichen zu verbessern.
"Wir wollten auch die Bauform der Power Unit zum Vorteil der gesamten Fahrzeugperformance verändern", erklärt Andy weiter. "Wir haben sehr eng mit unseren Kollegen in Brackley zusammengearbeitet, um die bestmögliche Integration in das Chassis, das Getriebe und die Aerodynamikflächen zu finden. Außerdem haben wir gemeinsam mit Petronas an der Effizienz des Verbrennungsmotors gearbeitet und an der MINImierung von Reibungsverlusten."
Eine starke Fahrerpaarung für die Saison 2018
Mercedes-AMG Petronas Motorsport geht mit der gleichen Fahrerpaarung an den Start, die im vergangenen Jahr 668 WM-Punkte eingefahren und die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft mit 146 Zählern Vorsprung gewonnen hat. Entsprechend hoch sind die Erwartungen für die neue Saison.
"Valtteri stieß 2017 erst in letzter Minute zum Team und erwischte trotzdem einen großartigen Start mit Highlights in Sotschi und Österreich", sagte Toto. "Nach dem Sommer fiel es ihm schwerer, aber er meldete sich davon sehr stark zurück. Valtteri hat viel gelernt, in dem er gegen den besten Formel 1-Fahrer der Gegenwart angetreten ist."
"Ich möchte alles umsetzen, was ich letztes Jahr gelernt habe", erklärte Valtteri. "In diesem Jahr dreht sich alles darum, Ergebnisse abzuliefern. Der Schlüssel liegt für mich in der Konstanz. Ich hatte einige richtig gute Rennen, aber es gab auch einige Rennen, bei denen ich nicht auf dem Niveau war, auf dem ich sein wollte. In diesem Jahr möchte ich an jedem Rennwochenende auf einem guten Niveau sein - das ist mein Ziel für diese Saison. Ich möchte definitiv um die Weltmeisterschaft kämpfen."
Lewis geht 2018 in seine sechste Saison mit Mercedes-AMG Petronas Motorsport. Dabei blickt er gemeinsam mit dem Team auf bemerkenswerte Erfolge zurück. So zählen zu seiner Mercedes-Bilanz der Gewinn von vier Konstrukteurs- sowie drei Fahrer-Weltmeisterschaften sowie 41 Rennsiege.
"Lewis ist ein unglaublicher Fahrer, der Beste unserer Zeit. Es ist bemerkenswert, was er gemeinsam mit Mercedes-AMG Petronas Motorsport erreicht hat", sagte Toto Wolff. "Zusätzlich zu seinen Leistungen auf der Strecke ist er sowohl in als auch außerhalb des Cockpits zu einem wichtigen Aushängeschild unseres Teams geworden."
"Es ist kaum zu glauben, dass dies bereits unser sechstes gemeinsames Jahr ist", sagte Lewis. "Die Zeit scheint wie im Fluge vergangen zu sein. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich zum ersten Mal in die Fabrik in Brackley gekommen bin, um meine Sitzanpassung durchzuführen. Es ist schon komisch, jetzt darüber nachzudenken, wie weit wir seitdem gekommen sind. Es war einfach eine traumhafte Erfahrung. Ich arbeite mit einem großartigen Team zusammen und baue meine Beziehung zu Mercedes weiter aus, mit denen ich seit meinem 13. Lebensjahr zusammenarbeite. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt."
Während die Beziehung zwischen Lewis und dem Team bereits sehr erfolgreich verlaufen ist, glaubt der Fahrer, dass sie in Zukunft sogar noch besser werden kann: "Mercedes ist bereits das beste Team und es wächst trotzdem immer weiter und wird immer stärker. Die Grundlage ist sehr stark und jetzt bauen sie darauf auf. Ich bin überzeugt, dass das Team weiterwachsen wird und ich hoffe, dass ich so lange wie möglich ein Teil dessen bleiben kann."
Das Team gab auch seine Ersatzfahrer für die Saison 2018 bekannt. Der GP3-Meister des Jahres 2017, George Russell, und Pascal Wehrlein werden sich die Aufgaben im Laufe der Saison aufteilen. George startet in diesem Jahr in der FIA Formel 2, Pascal kombiniert seine Rolle als Ersatzfahrer mit einer Rückkehr in die DTM, in der er 2015 den Titel gewonnen hat.
Ein voller Rennkalender 2018
Die neue Formel 1-Saison hält für die Teams einen vollen Terminkalender bereit. Mit 21 Rennen ist es zusammen mit 2016 die längste Saison in der Geschichte der Formel 1. Mit dem Großen Preis von Deutschland in Hockenheim und dem Frankreich Grand Prix in Paul Ricard geben in diesem Jahr zwei Länder ihr Comeback im Rennkalender. Dafür fällt ein Rennwochenende aus dem Kalender für die neue Saison heraus, das für alle Teammitglieder von Mercedes-AMG Petronas Motorsport stets etwas ganz Besonderes war: der Große Preis von Malaysia.
"Ich werde Malaysia vermissen", sagte Toto. "Es ist die Heimat unseres Titelpartners Petronas und es ist schade, dass wir in diesem Jahr nicht mehr nach Sepang reisen. Mit Blick auf die neuen Rennen, die in den Kalender zurückkehren, freue ich mich auf die Rückkehr nach Deutschland. Hockenheim ist nur zwei Autostunden von Stuttgart entfernt und damit ist es ein Heimrennen für Mercedes. Hoffentlich können uns viele Daimler-Kollegen beim Rennen zusehen. Was Paul Ricard betrifft: Es gibt im Sommer sicherlich schlimmere Orte an denen man sein könnte als Südfrankreich!"
Umso gespannter ist das Team auf die Rückkehr nach Hockenheim. Die Strecke liegt nur etwas mehr als 100 Kilometer von der Mercedes-Benz Zentrale in Stuttgart und der Heimat von Mercedes-AMG in Affalterbach entfernt. Anders ausgedrückt: Zusammen mit Silverstone bestreitet das Team in diesem Jahr zwei Heimrennen.
"Der alte Hockenheimring gehörte damals zu meinen Lieblingsstrecken", sagte Lewis. "Aber die Strecke ist auch heute noch großartig. Sie ist recht klein, besitzt aber diese lange Gegengerade, die für tolles Racing sorgt. Ich bin gespannt, wieder dorthin zu kommen, da Deutschland eine große Motorsport-Fangemeinde besitzt."
"Ich bin schon oft in Hockenheim gefahren", sagte Valtteri. "Das erste Mal wahrscheinlich 2007 in der Formel Renault, aber ich bin dort auch in der Formel 3 und der GP3 Serie gefahren. Es war immer eine großartige Strecke und ich verbinde schöne Erinnerungen mit dem Formel 1-Rennen 2014; damals wurde ich knapp vor Lewis Zweiter. Hoffentlich können wir dieses Jahr das gleiche Ergebnis erzielen - nur jeweils einen Platz besser. Außerdem ist es schön, dort mit Mercedes anzutreten, da es ein Heimrennen für uns ist."