Beim 6-Stunden-Rennen am 18. November auf dem Bahrain International Circuit fallen die letzten Titelentscheidungen in der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC. Richard Lietz (Österreich) und Frédéric Makowiecki (Frankreich) wollen sich mit dem 510 PS starken
Porsche 911 RSR zum Abschluss einer unglaublich engen und ereignisreichen Saison den GT-Fahrertitel sichern. Die Aussichten, gleich die erste Saison des neuentwickelten Rennwagens aus Weissach mit einem WM-Erfolg zu krönen, sind gut: Als Zweite der Fahrerwertung liegen sie nur zwei Punkte hinter den Spitzenreitern und können aus eigener Kraft Weltmeister werden. Ebenfalls Zweiter und damit aussichtsreicher Titelkandidat in der Teamwertung ist das
Porsche GT Team, das in ?Bahrain zwei 911 RSR in der am härtesten umkämpften Klasse GTE-Pro einsetzt. Die stärksten Konkurrenten im Kampf um die Weltmeisterschaft kommen von
Ferrari und
Ford. Ebenfalls mit Titelchancen reist Dempsey Proton Racing in das Königreich am Persischen Golf: Das
Porsche-Kundenteam kann mit seinem 911 RSR in der Klasse GTE-Am die FIA Endurance Trophy gewinnen.
Rennen
Das Besondere an dem Sechsstundenrennen auf dem Bahrain International Circuit ist, dass es in der Nachmittagshitze startet und am späten Abend bei Dunkelheit und entsprechend kühleren Temperaturen endet. Die 5,407 Kilometer lange Strecke mit ihren 14 Kurven liegt eine halbe Autostunde südwestlich der Hauptstadt Manama. Sie wurde 2004 für die Formel 1 mitten in die Wüste gebaut.
Beim vorerst letzten Auftritt der WEC in Bahrain sind vier Porsche-Werksfahrer und ein Porsche Young Professional im Einsatz. Das Cockpit des 911 RSR mit der Startnummer 91 teilen sich Richard Lietz und Frédéric Makowiecki. Ihre Teamkollegen Michael Christensen und Kévin Estre wechseln sich im 911 RSR mit der Startnummer 92 ab. In der Klasse GTE-Am treten Porsche Kundenteams mit zwei 911 RSR des Modelljahres 2015 an: Dempsey Proton Racing feierte mit Porsche Young Professional Matteo Cairoli (Italien), Christian Ried (Schönebürg) und Marvin Dienst (Lampertheim) in dieser Saison bereits Siege auf dem Nürburgring und in Mexiko. Den 911 RSR von Gulf Racing pilotieren die Briten Ben Barker und Michael Wainwright sowie der Australier Nick Foster.
Der auf Basis des Hochleistungssportwagens 911 GT3 RS komplett neu entwickelte 911 RSR bestreitet 2017 seine erste Rennsaison. Fahrwerk, Karosseriestruktur, Aerodynamikkonzept, Motor und Getriebe wurden von Porsche Motorsport in Weissach von Grund auf neu konstruiert. Der vor die Hinterachse gerückte Motor leistet je nach Restriktorgröße rund 375 kW (510 PS). Dank des großen Heckdiffusors in Kombination mit dem hängend angebundenen Heckflügel konnten das Abtriebsniveau und die aerodynamische Effizienz signifikant verbessert werden. Seinen ersten Sieg holte er am 22. Juli beim Rennen der amerikanischen IMSA SportsCar Championship in Lime Rock. Die bisher besten Resultate in der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC waren zweite Plätze auf dem Nürburgring, in Austin, Fuji und zuletzt in Shanghai.
Zeiten
Das Rennen in Bahrain startet am Samstag, 18. November, um 16.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ). In voller Länge ist es von 13.30 bis 20.30 Uhr als kostenloser Livestream auf www.sport1.de zu sehen, ebenso live im Pay-TV bei Motorsport.TV von 13.45 bis 20.05 Uhr. Sport 1 überträgt von 13.45 bis 17.00 Uhr sowie von 19.00 bis 20.30 Uhr live. Eurosport ist von 17.15 bis 20.10 Uhr live dabei. Die in der Basisversion kostenlose FIA WEC App bietet gegen Gebühr das komplette Rennen als Livestream plus aktueller Zeitnahme.
Stimmen vor dem Rennen
Dr. Frank-Steffen Walliser, Leiter Motorsport und GT-Fahrzeuge: "In Bahrain geht eine spannende WEC-Saison zu Ende, die erste für unseren neuen 911 RSR. So ausgeglichen und hart umkämpft wie die Rennen in den GT-Kategorien in diesem Jahr waren, ist es fast schon logisch, dass die meisten Titelentscheidungen erst im Finale fallen. Unser Fokus liegt ganz klar darauf, Richard Lietz und Frédéric Makowiecki nach Kräften dabei zu unterstützen, das Rennen zu gewinnen und sich damit in der Klasse GTE-Pro den erstmals vergebenen Weltmeistertitel zu sichern. Der erste WEC-Sieg für den 911 RSR würde gleichzeitig die Chancen für das Porsche GT Team auf den Gewinn der Teamwertung erhöhen. Und natürlich drücken wir unserem Kundenteam Dempsey Proton Racing die Daumen, das noch Chancen hat, eine erfolgreiche Saison mit dem Gewinn der FIA Endurance Trophy abzuschließen."
Marco Ujhasi, Gesamtprojektleiter GT-Werksmotorsport: "Das Hitzerennen in Bahrain ist die ultimative Belastungsprobe für die Bremsen. Wer da den richtigen Kniff findet und es schafft, die Temperaturen in den Griff zu bekommen, hat einen Riesenvorteil und die besten Chancen, vorne mit dabei zu sein. Auch an die Reifen stellt dieses Saisonfinale in der Wüste höchste AnForderungen. Doch entschieden, das haben die letzten Jahre gezeigt, wird es auf der Bremse."
Richard Lietz (911 RSR #91): "Jetzt also das große Finale. Bahrain ist eines meiner Lieblingsrennen. Erstens fahre ich gerne auf dieser interessanten Strecke in der Wüste, zweitens ist dort immer gutes Wetter. Wir haben in Bahrain die große Chance, mit unserem neuen 911 RSR gleich im ersten Jahr die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Das ist unser Ziel, für das wir bis zum Schluss kämpfen werden unterstützt von einem tollen Team, das großen Anteil daran hat, dass wir so weit gekommen sind."
Frédéric Makowiecki (911 RSR #91): "Das war bisher eine sehr harte erste Saison mit unserem neuen 911 RSR, und auch das Finale in Bahrain wird nicht einfach werden. Für uns geht es in diesem Saisonfinale um die Weltmeisterschaft, das erhöht den Druck. Doch damit können wir umgehen. In Shanghai haben uns nur elf Sekunden zum Sieg gefehlt. Das motiviert uns noch mehr für Bahrain, wo wir gute Chancen haben, zu gewinnen und damit für Porsche den Titel zu holen."
Michael Christensen (911 RSR #92): "Ich freue mich auf das letzte Rennen der Saison. 2017 war ein interessantes Jahr. Wir sind mit dem neuen 911 RSR angetreten, haben bei jedem Rennen dazugelernt und inzwischen ein gutes Level erreicht. Diese Entwicklung war eine sehr interessante Erfahrung. In Bahrain hoffe ich auf einen starken Saisonabschluss, auch für unsere Teamkollegen Richard und Fred, die sich in Bahrain hoffentlich den Weltmeistertitel holen."
Kévin Estre (911 RSR #92): "In Bahrain geht die erste Saison mit unserem neuen 911 RSR zu Ende. Es wäre toll, wenn uns auf dieser sehr speziellen Strecke in der Wüste der erste Sieg in der WEC gelingen würde. Das Rennen hat eine ganz besondere Atmosphäre, einen Hauch von 1001 Nacht. Im Mittelpunkt steht auf jeden Fall der Titelkampf unserer Teamkollegen Richard und Fred. Wir werden alles tun, sie dabei so gut es geht zu unterstützen und zusammen mit dem ganzen Team mitzuhelfen, dass sie die GT-Weltmeisterschaft gewinnen."
Matteo Cairoli (911 RSR #77): "In Shanghai hatten wir Probleme und keine echte Siegchance. Das wollen wir für Bahrain ändern. Ich bin sicher, dass unsere Ingenieure entsprechende Lösungen finden werden, um uns in diesem letzten Rennen des Jahres wieder nach vorne zu bringen. Wie wollen in Bahrain die FIA Endurance Trophy gewinnen. Das wird schwierig, ist aber nicht unmöglich."
Balance of Performance (BoP)
Die Anpassungsregel Balance of Performance wird in der Klasse GTE-Pro der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC angewendet. Sie wurde von der FIA mit dem Ziel eingeführt, die verschiedenen Fahrzeugkonzepte auf dasselbe Performanceniveau zu bringen und dadurch für ausgeglichene und faire Rennen zu sorgen. Es sollte keinen grundsätzlichen Unterschied machen, ob ein Fahrzeug von einem Turbo- oder Saugmotor angetrieben wird, ob der Motor auf der Vorderachse verbaut ist oder vor der Hinterachse. Auch die aerodynamische Grundform der Fahrzeuge sollte keine rennentscheidende Rolle spielen.
Nachdem die FIA zuvor schon eine erste Einstufung vorgenommen hat, werden zur Anpassung der Balance of Performance bei den Rennen über die Telemetrie die Performancedaten der Fahrzeuge erfasst nicht nur Rundenzeiten, sondern beispielsweise auch Beschleunigungsprofile und Motoreinstellungen. Diese Daten werden analysiert und fließen automatisch in die Balance of Performance ein. Das am häufigsten eingesetzte Mittel zur Anpassung des Performanceniveaus ist die Zu- oder Ausladung von Gewicht. Entscheidend für den Erfolg auf der Rennstrecke soll nach dem Willen der Reglementverantwortlichen nicht mehr das individuelle Potenzial eines Fahrzeugs sein, sondern Faktoren wie etwa die Leistung der Fahrer, die Rennstrategie, ein perfektes Setup oder die Arbeit des Teams bei den Boxenstopps.