Beim achten und vorletzten Rennen des Carrera Cup Deutschland nehmen die Spitzenreiter erstmals in diesem Jahr eine ihnen völlig unbekannte Strecke unter die Räder. Weder Tabellenführer Mike Rockenfeller (Neuwied), noch Wolf Henzler (Nürtingen) als sein einziger verbliebener Gegner im Kampf um den Titel, fuhren bisher auf dem 5,4 Kilometer langen "Auto Motodrom Brno". Der Carrera Cup besuchte zuletzt 1992 den 140 Kilometer nordöstlich von Wien in der Tschechischen Republik gelegenen Kurs; Rockenfeller war zu diesem Zeitpunkt acht, Henzler 16 Jahre alt.
Rockenfeller nimmt einen Vorsprung von 13 Punkten mit in den vorletzten Lauf. Gelingt es ihm, in Brno sein Punkte-Polster auf 20 Zähler auszudehnen, hat er den Meistertitel gewonnen. Denn dann könnte Henzler durch einen Sieg (20 Punkte) und Rockenfellers Ausfall beim Finale in Hockenheim (03. Oktober) in der Fahrerwertung bestenfalls gleichziehen. Bei Punkte-Gleichstand gewinnt jener Fahrer, der die größere Anzahl der Siege herausfahren konnte. Sollte hier ebenfalls eine Patt-Situation vorliegen, so ist es entscheidend, wer zuerst gewann. In diesem Fall hätte Rockenfeller die Nase vorn, denn er siegte beim ersten Lauf des Jahres am 18. April, ebenfalls in Hockenheim.
Während die Titel-Aspiranten das Motodrom erstmals beim Freien Training am Freitag vor dem Rennen aus dem Cockpit in Augenschein nehmen werden, verfügen Richard Lietz (Österreich) und Jörg Hardt (Bonn), die sich als Dritt- und Viertplatzierte der Fahrerwertung noch Chancen auf die Vizemeisterschaft ausrechnen, über Streckenkenntnis. Lietz testete hier in seiner Formel 3-Zeit und findet: "Ein äußerst selektiver und schöner Kurs. Es ist verwunderlich, dass hier nicht viel mehr bedeutende Automobilrennen stattfinden."
Hardt war als einziger Fahrer der Spitzengruppe auf dem 16 Kilometer von Zentrum der Stadt Brno gelegenen Kurs mit Formel Ford- und Formel Renault-Monoposti im Renntempo unterwegs. Der 23jährige erinnert sich: "Speziell in der langen Rechtskurve hinter Start und Ziel wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Sie ist ultraschnell, erFordert Courage und viel technisches Feingefühl. Sie ist nicht die einzige Mutkurve in Brno. Außerdem folgt hinter fast jeder Biegung eine Gerade von beachtlicher Länge. Wer da patzt und mit zu wenig Drehzahl auf die Geraden kommt, hat keine Chance Topzeiten zu fahren. Zugleich schmirgelt der Belag förmlich die Reifen herunter - auch in dieser Beziehung erFordert der Kurs viel Geschick und Sensibilität. Schließlich ist die Strecke ungewöhnlich breit, was die Suche nach der schnellsten Linie erschwert."