Die Welt des Transports vernetzt sich. Die MAN Truck & Bus AG investiert bis zu 8,5 Millionen US-Dollar in das amerikanische Unternehmen FR8 Revolution Inc. ("Fr-eight"). Das im Silicon Valley, USA, ansässige Startup hat ein ganzheitliches "Betriebssystem" für die vernetzte Transportbranche entwickelt und wird dieses im zweiten Quartal 2016 auf den Markt bringen. Die IT-Plattform soll Versendern, Transportunternehmen und Lkw-Fahrern eine einheitliche und transparente Plattform für die Planung von Ladungen auf Basis von Echtzeitdaten liefern.
Dass hier eine große Nachfrage besteht, zeigt der Blick auf bestehende Abläufe. Heute vermitteln in den USA ungefähr 12.000 so genannte "Freight Broker" freie Ladekapazitäten zwischen Versender ("Shipper") und Transportunternehmen ("Carrier") mit Telefon, E-Mail und Fax. Das System ist hoch fragmentiert und dadurch oft ineffizient, Preise sind nur schwer vergleichbar, die Vermittlungsgebühren hoch. Das System von FR8 soll alle Beteiligten dieses Ökosystems unterstützen, das vorhandene Potenzial zu heben und deutlich effizienter zu werden.
Mit der Beteiligung an FR8 wird MAN Truck & Bus die digitale Transformation der Branche aktiv mitgestalten, Erfahrungen sammeln und auf Geschäftsmodelle in Europa übertragen. Die Markteinführung des Systems erfolgt gemeinsam mit verschiedenen Partnern in den USA: Händlergruppen, Flottenbetreibern, Freight Brokern und Versendern.
"Die Logistikbranche ist heute nicht so wirtschaftlich, wie sie sein könnte. Es fehlt allen Beteiligten an Echtzeitinformation. Wo sind die Trucks gerade? Haben sie freie Ladekapazitäten? Wie hoch sind die aktuellen Preise? Wie steht es um die Lenkzeit des Fahrers? Fast 35 % des Frachtvolumens wird heute nicht oder nur unzureichend genutzt. Das ist unwirtschaftlich und wenig umweltfreundlich. Die Zusammenarbeit mit FR8 erschließt uns neue Möglichkeiten, das System auch in Europa zu verändern", sagt Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands der MAN SE und MAN Truck & Bus AG.
Auch hierzulande sind Speditionen, Disponenten und Lkw-Fahrer häufig nur unzureichend über Logistikabläufe informiert und setzen eine Vielzahl unterschiedlicher IT-Systeme ein. Das von FR8 entwickelte "Betriebssystem" ist als offene und markenübergreifende Plattform konzipiert. Diese bietet die Möglichkeit "Apps" für jede Zielgruppe bereitzustellen. Beispielsweise können sich Versender über aktuelle Frachtraten informieren, die Position der Lkw bestimmen und Rechnungen verwalten.
Transportunternehmen können zum Beispiel auf nur einem Bildschirm die Frachtpläne aller Lkw einsehen, freie Ladekapazitäten in die elektronische Transportbörse stellen oder Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer verwalten.
Fahrer schließlich stehen online mit den Transportunternehmen in Kontakt, können ihre Routenplanung einsehen und gegebenenfalls ändern oder erhalten Hinweise, wann der nächste Werkstattbesuch geplant ist.
"Die Digitalisierung verändert die Welt des Transports grundlegend. Mit vernetzten Services helfen wir unseren Kunden, noch produktiver und damit noch wettbewerbsfähiger zu werden. Dabei erschließen wir auch ganz neue Geschäftsfelder. Wir werden uns in den nächsten Jahren immer mehr vom Lkw-Hersteller zum Anbieter intelligenter Transportlösungen weiterentwickeln. Die Partnerschaft mit FR8 bringt uns diesem Ziel einen Schritt näher. Wir wollen dadurch Erfahrungen und Ideen nach Europa transferieren und unseren Marken zur Verfügung zu stellen", sagt Andreas Renschler, für Nutzfahrzeuge zuständiges Mitglied im Vorstand der Volkswagen AG und CEO der Volkswagen Truck & Bus GmbH.
In Europa ist Volkswagen Truck & Bus mit weit über 200.000 vernetzten Lkw der Marken MAN und Scania heute schon führend. Ab 2017 wird jeder neu ausgelieferte Lkw online sein. Aus diesem Grund hat Volkswagen Truck & Bus angekündigt, bis Ende 2020 einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag in digitale Technologien zu investieren.
Bereits heute arbeiten bei MAN und Scania über 300 Mitarbeiter gemeinsam an digitalen Innovationen.