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Sport Vorschau Rallye Großbritannien, 12. Lauf zur Rallye-WM

Motorsport


Vorschau Rallye Großbritannien, 12. Lauf zur Rallye-WM

Milder Spätsommer statt Regen, Eis und Schnee: Die Rallye-WM-Szene muss sich auf der britischen Insel mit völlig neuen Rahmenbedingungen vertraut machen, da der WM-Lauf in Wales erstmals vom traditionellen November-Termin auf Mitte September rückte. Der berüchtigte Landregen, der die schnellen Waldwirtschaftswege immer wieder in tückische Rutschbahnen verwandelt, ist kommende Woche aber natürlich ebenso wenig ausgeschlossen wie beim bisherigen Austragungstermin im Herbst. Michelin – Reifenpartner von vier der fünf teilnehmenden Werksteams und achtmaliger Saisonsieger – ist auf alle Witterungen bestens vorbereitet.

Die Rallye-Weltmeisterschaft behält ihr atemberaubendes Tempo bei: Bis zum Saisonfinale in Australien findet nun alle zwei Wochen ein WM-Event statt. Und erneut gibt es – nach dem geglückten Debüt der Japan-Rallye – viel zu lernen für den WRC-Tross. Zwar treten die besten Quertreiber der Welt in Großbritannien auf überwiegend bekanntem Geläuf an – die Verschiebung des Termins verleiht den Prüfungen rund um das walisische Rallyezentrum Cardiff jedoch eine neue Charakteristik. Diese wiederum konnten die Teams bereits erkunden, da die Testfahrten im Vorjahr zu exakt dieser Jahreszeit stattfanden – noch bevor der neue Termin bestätigt war.

Interessanterweise sind die Rallye-Cracks nicht einmal sonderlich glücklich über den Abschied von der ungemütlichen Jahreszeit: "Hätte man mich vor fünf Jahren gefragt, wäre ich von der Idee begeistert gewesen", erklärt Peugeot-Star Marcus Grönholm, "RAC"-Sieger von 2001. "Heute aber glaube ich, dass der Nebel, die Feuchtigkeit und die anderen traditionellen Schwierigkeiten viel zum einzigartigen Ruf der Rallye beigetragen haben. Eigentlich schade…" Ähnlich sieht es Skoda-Pilot Armin Schwarz: "Ich mag die Rallye Großbritannien. Ich finde es sogar recht traurig, dass wir am kommenden Wochenende wohl auf das schlechte Wetter verzichten müssen. Die schwierigen Streckenbedingungen machten die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer zu einer besonderen HerausForderung. Dieses Mal wird es aber wohl trocken bleiben."

Die Rallye Großbritannien aus der Sicht von Michelin

Auf diese noch unbestätigten Meteorologie-Kenntnisse des einzigen deutschen WRC-Werksfahrers möchte sich die Mannschaft von Michelin Rallye-Chef Aimé Chatard jedoch nicht verlassen. "Bei den September-Tests schien in Südwales so oft die Sonne, dass man meinen konnte, sie macht sich über uns lustig. Nie fanden wir authentische Bedingungen für die eigentliche Rallye. Diesmal schon", schmunzelt der Reifenexperte. "Trotzdem rechnen wir mit allem: Altweibersommer, regnerischer Frühherbst, ein Wettermix daraus…"

Damit muss die Reifenpalette wieder einmal viele verschiedene Szenarien abdecken. "Es fällt schwer, sich das vorzustellen, aber die diesjährige Großbritannien-Rallye dürfte eher den Events im Mittelmeerraum ähneln, wenn auch ohne extreme Hitze", beschreibt Chatard. "Das bedeutet, dass die festen Schotterstraßen viel größeren Reifenverschleiß verursachen werden als im Nassen. Unsere Partnerteams sind deswegen unserer Empfehlung gefolgt, als Backup-Lösung auch den Typ ,GW‘ zu noMINIeren, der wegen seines kompakten Profils und der Widerstandsfähigkeit sonst zum Beispiel auf Zypern, in Griechenland und der Türkei zum Einsatz kommt."

Die Möglichkeit eines Wetterumschwungs berücksichtigt der 34-malige Rallye-Weltmeister Michelin mit einem Kontingent an Pneus, die sonst für "Soft gravel"-Events verwendet werden. "Unsere Partner haben sich entschieden, den Michelin "Z" zu noMINIeren, der ein offeneres Profil besitzt und das Nachschneiden erlaubt, falls er mit mehr Wasser oder Schlamm fertig werden muss als erwartet.

Das erwarten die Partner von Michelin

Citroën segelt momentan sowohl in der Fahrer- wie auch in der Marken-Wertung souverän auf Titelkurs: Tabellenführer Sébastien Loeb weist momentan 30 Punkte Vorsprung auf Petter Solberg auf, während Citroën in den bisherigen elf Saisonläufen mit 137 Punkten ganze 35 Zähler mehr sammelte als der ärgste Verfolger Ford. Die Franzosen befinden sich damit in der glücklichen Lage, dass sie bei den noch ausstehenden fünf Veranstaltungen mit "gebremstem Schaum" fahren können – wie es Loeb und Teamkollege Carlos Sainz mit den Plätzen zwei und fünf bei der Rallye Japan ebenso eindrucksvoll wie erfolgreich demonstrierten.

Besonders motiviert geht Ford in Cardiff an den Start: Zum einen stellt die Hatz durch die walisischen Wälder für das im englischen Cockermouth beheimatete Team um Malcolm Wilson ein Heimspiel dar. Darüber hinaus ließen Markko Märtin und François Duval im bisherigen Saisonverlauf regelmäßig mit herausragenden Resultaten aufhorchen. Höchste Zeit also, das anhaltende Leistungshoch in den zweiten Saisonsieg umzumünzen.

Auch bei Peugeot scheint die Zielsetzung klar: Die Löwen achten nicht mehr auf den Tabellenstand, sondern setzen einzig und allein darauf, dem bislang einzigen Sieg in der Bilanz des Peugeot 307 CC WRC weitere Triumphe folgen zu lassen. "Wir wissen, dass unser Auto siegfähig ist", erklärt Marcus Grönholm selbstbewusst. "Wenn wir die Zuverlässigkeit weiter verbessern, zählen wir zur Spitze." Diesen Beweis wollen die "Roten" am kommenden Wochenende antreten. Völlig ohne Einschränkungen einer möglichen Stallregie dürfen dabei auch Harri Rovanperä und Daniel Carlsson – der erstmals hinter dem Steuer des 307 CC WRC Platz nimmt – unbeschwert angreifen.

Wenn auch nicht den Sieg so doch zumindest ein sehr gutes Resultat hat Skoda im Visier: "Bei den zu erwartenden trockenen Bedingungen werden die Strecken in Wales sehr schnell", vermutet Armin Schwarz. "Das sollte unserem Fabia WRC entgegenkommen." Diese These stützt nicht zuletzt die starke Vorstellung Jani Paasonens während der Rallye Finnland. Der junge Finne darf auch am kommenden Wochenende sein Können erneut unter Beweis stellen. Zudem greift wie gewohnt Toni Gardemeister wieder für das tschechische Team ins Lenkrad.

So verlief die WM-Rallye Großbritannien 2003

Die Konstrukteurs-Weltmeister der Rallye-Saison 2003 heißen: Citroën und Michelin. Mit dem zweiten Platz beim Finallauf in England sicherte Xsara WRC-Pilot Sébastien Loeb seinem Arbeitgeber den ersten Titel seit der Rückkehr der Franzosen in die Rallye-WM, steckte dafür im Kampf um die Fahrer-Krone jedoch auf Wunsch seines Teams zurück. Für Michelin-Partner Carlos Sainz endete der Traum vom dritten WM-Titel bereits auf der ersten Etappe, als der Spanier nach einem Fahrfehler von der Strecke abkam und aufgeben musste. Als erster Rallye-Weltmeister aus Norwegen durfte sich Subaru-Pilot Petter Solberg feiern lassen. Für Michelin bedeutete der erneute Gewinn der Marken-WM den zehnten Rallye-Titel in den vergangenen sechs Jahren.

Statistisches

  • Rallye Großbritannien, 12. Lauf zur Rallye-WM 2004 (17. bis 19. September 2004);
  • Gesamtlänge: 1.298,00 Kilometer, davon 19 Wertungsprüfungen über 394,00 Kilometer;
  • längste WP: 32,48 Kilometer (WP 6 + 7: Rheola);
  • größte WP-Distanz von Service-Punkt zu Service-Punkt: 115,90 Kilometer (WP 2 bis 5);
  • Anzahl der möglichen Reifenwechsel: 8. Start und Ziel: Cardiff.


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