Die Entwicklung der Sicherheitstechnik in der Automobilindustrie befindet sich auf einem hohen Stand. Dennoch bleibt nach Ansicht des Europäischen Verkehrssicherheitsrates ETSC bisher viel Potenzial ungenutzt. So würden Pkw-Insassen deutlich vom technischen Fortschritt profitieren, während der Schutz für Fußgänger oder Radfahrer noch viele Möglichkeiten offen ließe. Ginge es nach dem Willen des ETSC, müssten die europäischen Richtlinien für Fahrzeugsicherheit so schnell wie möglich auf den aktuellen Stand der Technik gehoben werden.
Die derzeit gültigen Mindeststandards bewegen sich laut eines aktuellen ETSC-Berichtes Jahre hinter der technischen Entwicklung. So könnten Autos, die lediglich den grundlegenden europäischen Sicherheitsstandards entsprechen, im aktuellen europäischen, an der Verkehrsrealität orientierten Testverfahren Euro NCAP keine gute Wertung erzielen. "Wir brauchen dringend eine Überarbeitung der Richtlinien für Fahrzeugsicherheit auf europäischer Ebene", mahnte Antonio Avenoso, Geschäftsführer des ETSC. Er warnte vor einer Verzögerung neuer, vielversprechender Entwicklungen: "20 Jahre hat ESP für die flächendeckende Einführung gebraucht. Mit der neuen Generation lebensrettender Technologien wie Notbremsassistenten, ISA oder Gurtwarnern darf uns so etwas nicht noch einmal passieren". Steuerliche Begünstigungen, wie sie etwa den Haltern besonders umweltfreundlicher Fahrzeuge in Dänemark oder den Niederlanden gewährt werden, sollten künftig nur in Verbindung mit besonders sicheren Autos möglich sein.
Im kommenden Jahr werden europäische Standards zur Fahrzeugsicherheit sowie das Typgenehmigungsverfahren überarbeitet. Der ETSC sieht hier großes Potenzial, um MindestanForderungen an den aktuellen Stand der Technik anzupassen.
Um die Versuchsbedingungen so realitätsnah wie möglich zu gestalten, Fordert der ETSC außerdem, die Unfalldatenforschung zu erweitern. Unter anderem müsse ermittelt werden, welchen direkten praktischen Nutzen die neuen Assistenzsysteme in unterschiedlichen Unfallsituationen brächten. Eine EU-weite Unfalldatenbank könnte die Arbeit für alle Beteiligten erleichtern, so der ETSC.