Am Wochenende (18. bis 20. März) beginnt mit dem Großen Preis von Australien die neue Saison in der Königsklasse. Eine ganze besondere für den französischen Automobilhersteller, wird doch die große Tradition mit einem eigenen Werksteam fortgesetzt. Echtes Premierenfieber für die Mannschaft aus Enstone und Viry-Châtillon.
Französische Evolution in Melbourne
Wie Cyril Abiteboul, dem Geschäftsführer der neuen Equipe geht es vielen der Neustart elektrisiert. Aber nicht nur das weiterentwickelte Hybridaggregat vom Typ R.E. 16 und das in neuer Optik am Vorabend des australischen Grand Prix präsentierte Chassis R.S. 16 sorgen für den nötigen Schwung. "Unsere jungen Fahrer Kevin Magnussen und Joylon Palmer verströmen eine ungeheure Energie. Sie haben schon gezeigt, dass sie Winner-Typen sind, und sie wollen und werden auch in der Formel 1 ihren Punkte machen." Magnussen und Palmer haben dabei unterschiedliche Rollen im Sinne der Weiterentwicklung ihrer Rennwagen: Der Däne, der schon Erfahrung von McLaren mit sich bringt, ist die Referenz für das Ingenieurs-Team von Renault; sein englischer Partner soll von dieser Expertise profitieren.
Veränderung ist die Regel
Mit 21 Rennen bis zum Finale am 21. November in Abu Dhabi ist die 67. Saison der Formel 1 auch die längste der Geschichte. Ein langer Weg für ein neu formiertes Team, nachdem Renault den früheren Kunden-Rennstall Lotus F1 Anfang des Jahres in sein neues Motorsportkonzept übernommen hat. Team und Fahrer müssen dabei neben dem Aufbau einer in möglichst naher Zukunft siegfähigen Infrastruktur die HerausForderungen zahlreicher Neuerungen annehmen. In Melbourne gilt ein neues Reifenreglement, das veränderte Strategien im Rennen zulässt, zudem wurde ein neues Qualifikationssystem eingeführt, bei dem samstags in den verschiedenen Abschnitten alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer ausscheidet. Außerdem sind die Funkhilfen für die Piloten künftig eingeschränkt. Es kommt damit umso mehr auf ein Zusammenspiel zwischen den Fahrern und dem Team an. "Unsere Piloten sind klug", sagt Cyril Abiteboul, "ich bin sicher, dass sie gut mit der neuen Philosophie zurechtkommen. Ehrlich gesagt, kann ich es kaum erwarten, sie auf der Strecke zu erleben."
Härtetest gleich bei der Premiere
Renndirektor Fred Vasseur sieht einen Zusammenhang zwischen den Ambitionen der Fahrer und des Teams: "Wir alle gehen in Melbourne in ziemlich guter Verfassung an den Start. Unsere Testfahrten waren sehr positiv. Die Basis des R.S. 16 ist konsistent, die Balance ist gut, und das Feedback der Fahrer sehr optimistisch." In Melbourne werden 58 Runden auf dem 5,303 Kilometer langen Kurs im Albert Park gefahren. Da es sich um keine permanente Rennstrecke handelt, ist die Piste eng und rutschig und immer für Überraschungen gut. Für die Antriebsstränge gehört die Strecke zu den härtesten in der ganzen Saison.
R.S. 16 kommt auch nach Deutschland
Mit den Erwartungshaltungen unmittelbar nach dem Rennwinter ist das immer so eine Sache in der Formel 1: Natürlich sind diese da, aber wie realistisch sie sind, erweist sich häufig erst nach einigen Rennen, manchmal erst zum Start der Europasaison im Mai, in deren Verlauf auch der Große Preis von Deutschland am 31. Juli auf dem Hockenheimring ein Highlight ist. Deshalb möchte sich Vasseur zunächst auch auf keinen Platzierungstipp einlassen: "Wir sind spät in die Saison gestartet, aber wir wollen unsere Konkurrenten natürlich unter Druck setzen. Es spielt zunächst keine Rolle von wo wir starten, so lange wir das erreichen, was innerhalb unserer Ziele liegt. Natürlich wollen wir jedes Mal wenigstens in die Punkteränge fahren, aber wir müssen auch realistisch bleiben."
Der Hunger auf mehr
Joylon Palmer, der bereits Ende vergangenen Jahres Erfahrung bei Freitagstrainings sammeln konnte, sagt: "Unsere Position momentan ist sehr okay." Kollege Kevin Magnussen ist voller Enthusiasmus, was seine Rückkehr ins Starterfeld angeht: "Nach einem Jahr Abstinenz von der Formel 1 bin ich extrem motiviert. Ich will zeigen, was ich wert bin, und ich kann das hoffentlich mit WM-Punkten tun. Ja, ich bin hungrig!" Magnussen hat während der Testphase schnell zurück zu seinem Tempo gefunden, das ihn zu einem der großen Talente der Formel 1 macht. "Ich fühle mich wohl, wenn ich an das Rennen in Melbourne denke", sagt der 23-Jährige. "Die Ambitionen von Renault sind groß, und das ist das Wichtigste für einen Fahrer."