Die Preise für Old- und Youngtimer explodieren förmlich und gerade im Frühjahr wächst erfahrungsgemäß die Versuchung, ein altes Schätzchen zu ergattern. Entsprechend ist das Geschäft mit den Autos von gestern ein Tummelplatz von Hobbyschraubern, Kfz-Dienstleistern, Geldanlegern und Händlern. Kein Wunder, dass das vermeintliche Garagengold auch immer mehr Betrüger anlockt. "Doch mit einigen Vorsichtsmaßnahmen kann man schon im Vorfeld die Spreu vom Weizen trennen", schildert Matthias Gerst von TÜV SÜD ClassiC seine Erfahrungen. Unverzichtbar: Eine Besichtigung des Objekts der Begierde vor Ort. Empfehlenswert: professioneller Sachverstand. "Besondere Vorsicht gilt bei Anzahlungen über Bargeldtransfers und Transporten mit unbekannten Speditionen im Ausland", warnt der TÜV SÜD-Fachmann.
In Online-Autobörsen oder Tageszeitungen wird ein Oldtimer ungewöhnlich günstig angeboten. Die inserierte E-Mail-Adresse wirkt seriös. Allerdings: die Telefonnummer führt ins Ausland. Hier erwacht bei Gerst bereits Argwohn: "Vielfach stellt sich bei der Kontaktaufnahme heraus, dass sich das Fahrzeug im Ausland befindet und somit nicht mal eben besichtigt werden kann." Stattdessen offeriert der Verkäufer Papiere, Bilder sowie Unterlagen und drängt auf einen raschen Geschäftsabschluss. Andere Interessenten stünden quasi auf der Matte.
Selbst wenn die übersandten Papiere, Bilder, Unterlagen auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck machen, ist Vorsicht angezeigt. "Das Auto gibt es oftmals sogar", beschreibt Gerst die Betrugsmasche, "nur der vermeintlich günstige Oldtimer gehört nicht dem Verkäufer, auch wenn die Papiere dies vorgeben". "Man kann per Computer sehr leicht Papiere fälschen oder manipulieren", gibt der TÜV SÜD-Fachmann zu bedenken und "manchmal existieren die Autos überhaupt nicht oder die Identitäten sind gefälscht". Deshalb empfiehlt es sich, an Ort und Stelle das angebliche Schnäppchen sorgsam unter die Lupe zu nehmen und am besten die Expertise eines Gutachters einzuholen, selbst im Ausland.
"Niemals ein Auto nur aufgrund von Bildern und Beschreibungen zu kaufen", lautet der kategorische Rat von Gerst. Je weniger Unterlagen der vermeintliche Verkäufer vorweisen kann, umso misstrauischer sollte man sein. Serviceheft, TÜV-Berichte und Rechnungen geben die Gelegenheit, sich bei Vertragshändlern, Herstellern oder Sachverständigenorganisationen zu erkundigen. Zudem geben die entsprechenden Markenclubs gerne Hilfestellung.
Hinsichtlich der Laufleistung ist eine möglichst lückenlose Dokumentation wichtig. Gutachter wie beispielsweise von TÜV SÜD gleichen bei ihrer Arbeit nicht nur alle möglichen Daten ab. "Mit der entsprechenden Produktkenntnis kann man feststellen, ob beispielsweise das Getriebe zu dem angebotenen Auto passt oder vielleicht ein anderes Modell der Baureihe gewinnversprechend aufgehübscht wurde." So etwas kommt vor, wenn mit dem prominenten Vorbesitzer oder der besonderen Fahrzeughistorie Geld gemacht werden soll. "Es sind durchaus schon brave Allerweltsautos als Rennraritäten aufgemotzt worden mit entsprechenden Preisen", weiß Gerst.
Häufiger ist eine andere Betrugsmasche. Drängt der Anbieter auf eine rasche Kaufentscheidung sollten alle Warnlampen angehen. Das gilt insbesondere, wenn eine Bar-Anzahlung per Geldtransferunternehmen, geFordert wird. "Ebenfalls von der Zahlung an eine Speditions- oder Verschiffungsfirma, die treuhänderisch tätig sein soll, rate ich ab", schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Erfahrungen.
Doch bereits bei der ersten Kontaktaufnahme können teure Fallstricke lauern, warnt Gerst schließlich: "Nie auf Mobilnummern im Ausland zurückrufen. Dahinter kann sich eine kostenpflichtige und teure Rufnummer verbergen." Festnetznummern sind besser. Zudem empfiehlt der Oldtimer-Spezialist, Telefonnummern oder E-Mail-Adressen in eine Suchmaschine einzugeben: "Möglichweise finden sich schon auf diesem Weg Indizien zur Identität der Verkäufers oder -Verdachtsmomente."