Intelligente LED-Scheinwerfer mit blendfreiem Fernlicht erhöhen die Sicherheit bei Nachtfahrten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die die Technische Hochschule Gießen im Auftrag der Light.Sight.Safety-Initiative durchgeführt hat. Im Vergleich zu konventionellem Abblendlicht können Fahrer Gefahren bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h mit blendfreiem Fernlicht 32 Meter bzw. 1,4 Sekunden früher erkennen.
Die Studie belegt die Bedeutung guter Lichtsysteme gerade in den Herbst- und Wintermonaten, in denen Autofahrer verstärkt im Dunkeln unterwegs sind. Bei der Funktion des blendfreien Fernlichts fährt der Fahrer außerorts mit permanent aktiviertem Fernlicht. Eine hinter der Windschutzscheibe im Fuß des Rückspiegels angebrachte Kamera erkennt vorausfahrende und entgegenkommende Fahrzeuge und gibt diese Information an die Steuerung der Scheinwerfer weiter. Das System bildet innerhalb des Fernlichtkegels dunkle Tunnel und kann die Fahrzeuge damit dynamisch und in Echtzeit "ausblenden".
Die manuelle Nutzung von Fernlicht liegt Studien zufolge bei gerade einmal 5%. Viele Autofahrer schalten das Fernlicht auch dann nicht ein, wenn es die Verkehrssituation erlauben würde. "Der Verzicht aufs gute Licht geschieht häufig aus Gründen der Bequemlichkeit", räumt Steffen Pietzonka von HELLA ein. Das Argument: Man müsse ja oft schon nach wenigen Sekunden wieder auf Abblendlicht zurückschalten, wenn einem ein Fahrzeug entgegenkommt. "Dabei ist es schon bei 80 km/h sehr schwer, Gefahrenquellen mit Abblendlicht rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Blendfreies Fernlicht verschafft dem Fahrer wertvolle Reaktionszeit, gleichzeitig entlastet es das Auge bei längeren Fahrten", erklärt der Verantwortliche für das Lichtmarketing bei HELLA. "Vielfach werden die adaptiven Lichtsysteme der Automobilhersteller als reine Komfortfunktionen wahrgenommen, tatsächlich leisten sie einen wesentlichen Beitrag zu sicherem Fahren bei Nacht."
Die Studie der Technischen Hochschule Gießen bestätigt die Ergebnisse einer Untersuchung der TU Darmstadt von 2013, die unter "Laborbedingungen" auf einem Flugplatz durchgeführt worden war. Die Messungen damals ergaben, dass Objekte am Straßenrand bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h mit blendfreiem Fernlicht 1,3 Sekunden bzw. 30 Meter früher erkannt werden, als unter Einsatz konventionellen Abblendlichts. Die neue Studie liefert nun die Bestätigung unter realen Fahrbedingungen auf der Landstraße. Auf der elf Kilometer langen Teststrecke südöstlich von Gießen waren insgesamt zehn Pappfiguren in Form von Fußgängern und Wildtieren aufgestellt worden. Der jeweilige Fahrer des Testfahrzeugs hatte die Aufgabe, einen am Lenkrad befestigten Taster zu betätigen, wenn er eine Figur erkannte. Im Vergleich zu konventionellem Abblendlicht wurden die verschiedenen Objekte beim Fahren mit blendfreiem Fernlicht laut Studie im Durchschnitt 32 Meter früher erkannt. Das entspricht bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h einer zusätzlichen Reaktionszeit von 1,4 Sekunden. Diese Sekunden können entscheidend sein, um potenzielle Gefahrenquellen früher zu erkennen und darauf entsprechend zu reagieren.
Die dunkle Jahreszeit stellt für viele Verkehrsteilnehmer ein erhöhtes Risiko dar. Zahlen der Unfallforschung der Versicherer (UDV) belegen das: 2014 starben vier Fünftel der auf Landstraßen getöteten Fußgänger bei Dämmerung oder Dunkelheit. Neben heller reflektierender Kleidung auf Seiten der Fußgänger empfiehlt die UDV Autofahrern, beim Autokauf auf moderne Beleuchtungssysteme zu achten.
Der global aufgestellte Automobilzulieferer HELLA entwickelt und produziert seit der Firmengründung 1899 Fahrzeugbeleuchtung und hat seitdem immer wieder wegweisende Technologien in den Markt eingeführt. Unter anderem sensorgesteuerte Scheinwerfer mit adaptiven Frontlichtsystemen (AFS) im Jahr 2006 und kameragesteuerte Scheinwerfer 2009. 2010 brachte HELLA den weltweit ersten, kameragesteuerten Scheinwerfer mit blendfreiem Fernlicht auf den Markt. Während bei den ersten Systemen noch eine Xenonlampe als Lichtquelle eingesetzt wurde, sind mittlerweile unter anderem mehrere, einzeln ansteuerbare LED-Lichtquellen in blendfreien Fernlichtsystemen im Einsatz.