Geisterfahrer unterwegs! Jeder kennt diese Warnungen, von denen rund 2.000 jedes Jahr allein in Deutschland im Radio gesendet werden. Oft genug führen diese Falschfahrten zu kritischen Situationen und teilweise zu schweren Unfällen. Die Statistik zeigt, dass knapp jede dritte Falschfahrt bereits nach 500 Metern endet im schlimmsten Fall tödlich. Die Warnung über den Rundfunk wird jedoch erst nach mehreren Minuten ausgestrahlt und damit zu spät.
Bosch entwickelt eine neue Lösung, die den Fahrer wesentlich schneller informiert. Die cloudbasierte Falschfahrerwarnung von Bosch soll Autofahrer künftig bereits nach gut 10 Sekunden warnen. "Bosch entwickelt den Schutzengel aus der Datencloud", sagt Dr. Dirk Hoheisel, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Als reines Software-Modul kann die Warnung zudem günstig in bestehende Infotainment-Systeme oder auch Apps integriert werden. Den Serienstart plant das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen bereits 2016.
Um ein Fahren in falscher Richtung zu erkennen, vergleicht die cloudbasierte Funktion auf Wunsch des Fahrers die tatsächliche Bewegung des Fahrzeugs mit erlaubten Fahrtrichtungen, die in einer internetbasierten Datenbank hinterlegt sind. Bei unzulässigen Abweichungen wird der Fahrer auf seinen Fehler aufmerksam gemacht. Gleichzeitig werden entgegenkommende Autos gewarnt. Basis der Funktion ist die regelmäßige, anonymisierte Meldung der eigenen Position an die Cloud einem zentralen Rechenzentrum, in dem über das Internet Daten gespeichert und ausgewertet werden. Je mehr Fahrzeuge vernetzt sind, desto engmaschiger ist das unsichtbare Sicherheitsnetz, und umso vollständiger kann vor Falschfahrern gewarnt werden.
Kostengünstiger Systemaufbau
Die neue Funktion wird von 2016 an als Cloud-Dienst verfügbar sein. Sie kann dann in bestehende Apps wie myDriveAssist von Bosch oder in Infotainmentlösungen der Automobilhersteller eingebunden werden. Mittelfristig ist eine Integration in standardisierte Notrufkonzepte wie beispielsweise eCall denkbar. Die Falschfahrerwarnung erFordert die vom Fahrer aktivierte kontinuierliche Vernetzung mit dem Internet. Entweder ist herstellerseitig bereits eine entsprechend ausgerüstete Infotainmentlösung an Bord, oder das Smartphone ist über eine Integrationslösung wie mySPIN von Bosch an das Auto angebunden. Der Vorteil: Eine dieser Verbindungsmöglichkeiten ist oftmals bereits an Bord oder lässt sich einfach nachrüsten. Es muss keine zusätzliche Hardware eingebaut werden. Die Cloud-Lösung ist daher so umfassend wie kostengünstig. "Wir setzen auf eine schnelle Akzeptanz, damit das System seine lebensrettende Stärke baldmöglichst in vollem Umfang ausspielen kann", sagt Hoheisel.
Bosch nutzt Vernetzung für neue Dienstleistungen
Bosch macht das Auto zu einem aktiven Teil des Internets. So erfassen Sensoren eine Vielzahl von Daten im Auto sowie sein Umfeld. Diese synchronisiert Bosch dann über die Cloud. Die Bosch IoT-Suite (Internet of Things) der Bosch-Tochter Bosch Software Innovations ist die technologische Basis für Anwendungen im Internet der Dinge. Sie stellt alle Funktionen bereit, um Geräte, Anwender, Unternehmen und Partner auf einer IoT-Plattform zusammenzubringen. Und nicht zuletzt bietet Bosch eine steigende Zahl darauf basierender Dienstleistungen. "Die Vernetzung macht das Autofahren noch sicherer, effizienter und komfortabler", ist Hoheisel überzeugt.
Zwei automobile Beispiele: Mithilfe sogenannter Charging Apps von Bosch kann der Fahrer eines Elektrofahrzeugs oder Plug-in-Hybriden ganz einfach per Smartphone Ladestationen finden und bezahlen egal, welcher der vielen Anbieter in Deutschland die Ladesäule betreibt. Nahezu alle öffentlichen und internetfähigen Ladestationen in Deutschland sind bereits eingebunden. Für Flottenbetreiber wie Speditionen und Mietwagenanbieter bietet Bosch ein Fuhrparkmanagement. Über ein Kommunikationsmodul von Bosch werden Betriebsdaten des Fahrzeugs wie Laufleistung, Position und Fehlermeldungen weitergegeben. Auf dieser Basis kann die Einsatz- und Serviceplanung weiter optimiert werden.