Der Markenname
Jaguar wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Grund genug für einen stolzen Blick zurück - und einen Ausblick in die Zukunft. 1935 entstand der Name
Jaguar, zunächst als Zusatzbezeichnung für ein besonders sportliches Limousinen Modell. 1945 wurde er zur neuen Firmenbezeichnung des 1922 von William Lyons und William Walmsley unter dem Namen Swallow Sidecar gegründeten Unternehmen, das anfangs Motorrad-Seitenwagen herstellte.
Seit acht Jahrzehnten steht Jaguar für besonders schöne und leistungsstarke Automobile. Traumsportwagen wie der XK120, der E-TYPE und der XJ-S sowie legendäre Limousinen wie Mark II und XJ sowie sieben Siege bei den 24 Stunden von Le Mans begründeten nach 1945 den Mythos von "Grace, Space und Pace". Mit den aktuell vier Modellreihen XE, XF, XJ und F-TYPE deckt Jaguar ein breites Kundenspektrum im Premium-Bereich ab. Die bis zu 550 PS starken V8-Kompressor-Motoren für die R Performance-Versionen von F-TYPE und XJ markieren die Speerspitze in punkto ultimative Performance. Der neue XE und die zweite Generation des XF setzen als Sportlimousinen dank bahnbrechender AluMINIum-Architektur und hocheffizienter Antriebe Zeichen in der Mittelklasse. Mit Spezialserien wie dem auf dem F-TYPE basierenden Project 7 und Original-Nachbauten des legendären E-TYPE Lightweight von 1963 erfüllt die Abteilung Special Vehicle Operations auch ausgefallene Kundenwünsche. Darüber hinaus stellt Jaguar auf der kommenden IAA in Frankfurt mit dem neuen F-PACE seine fünfte Baureihe und zugleich seinen ersten Crossover vor. Die Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben ....
Jaguar heute: Das sind die zum Großteil aus AluMINIum gefertigten Sportlimousinen XE und XF, der faszinierende Sportwagen F-TYPE als rassiges Cabriolet oder klassisches Coupé sowie die elegante Luxuslimousine XJ. Aber auch komplett neue Infotainment und Konnektivitäts-Systeme, moderne 4-Zylinder-Diesel und -Benziner der neuen Ingenium-Baureihe oder klassische Kompressor-V8 mit bis zu 550 PS. Alles verpackt in ein aufregendes, zugleich zeitloses Design, das jeden Jaguar unverwechselbar macht. Ebenso wie die hochwertigen Interieurs, die mit ihrer klaren Architektur und ihrer modernen Interpretation von "British luxury" sowie stilbildenden Material-Kombinationen ihre Insassen verwöhnen.
Jaguar gestern: Da denken Kenner sofort an Klassiker wie die wunderschönen XK-Modelle der späten 1940er- und frühen 1950er Jahre, den atemberaubenden E-TYPE von 1961 für viele noch heute einer der aufregendsten Sportwagen aller Zeiten - und den von Firmengründer William Lyons noch persönlich gezeichneten ersten XJ von 1968 zurück. Aber auch der Mark II (1959-67) wirkt noch immer frisch und munter, was er zu seiner Glanzzeit auch auf den Renn- und Rallyepisten unter Beweis stellte. Nicht umsonst nannte man ihn damals "die eiserne Faust im seidenen Handschuh. Besonders in Verbindung mit dem 3,8-Liter-Motor war er sehr erfolgreich: 1963 holte der Düsseldorfer Peter Nöcker mit einer solchen Limousine die Tourenwagen-EM, bei der Tour de France für Automobile sammelte Jaguar vier Siege infolge.
Sieben Le Mans-Sieg begründeten den Jaguar-Mythos
Wie überhaupt Jaguar ohne den Motorsport kaum denkbar wäre: Bei den 24 Stunden von Le Mans blieben die grünen Renner aus Coventry in den 50er Jahren gleich fünfmal siegreich: Gleich beim ersten Einsatz 1951 gewann der C-TYPE, der diesen Coup unter erstmaliger Mithilfe der damals revolutionären Scheibenbremse 1953 wiederholte. Sein Nachfolger, der D-TYPE mit charakteristischer Heckflosse, übertrumpfte ihn sogar noch in Form eines Hattricks (1955-57). Es waren erst diese Siege, die Jaguar weltweit bekannt machten und der Marke nochmals einen ungemein starken Imageschub bescherten.
Es dauerte dann bis 1988, ehe ein Jaguar XJR-9 nun mit V12-Saugmotor erneut in der Sarthe triumphierte; 1990 ließ das vom Schotten Tom Walkinshaw dirigierte Werksteam dann den siebten und bislang letzten Triumph folgen. Auch jenseits des Atlantiks gab Jaguar in dieser goldenen Epoche des Langstreckensports die Schlagzahl an: Zwei Siege bei den 24 Stunden von Daytona (Florida) in den Jahren 1988 und 1990 zeugen davon. Zuvor gewann Walkinshaw in seiner Co-Funktion als Teamchef und Nummer Eins-Fahrer 1984 auf einem XJ-S die Tourenwagen-EM und die 24 Stunden von Spa-Francorchamps.
Anfänge in Blackpool mit dem Bau von Motorradseitenwagen
Streng genommen gibt es Jaguar bereits seit 1922, doch der heutige Markenname wurde von Firmengründer William Lyons (1901-1985) erst nach dem Krieg eingeführt. Die Jaguar-Geschichte begann wie der Firmenname Swallow Sidecar Company schon sagt mit dem Bau von Motorradbeiwagen in einem kleinen Werk in Blackpool. Schon die in der Form eines Zeppelins geformten Seitenwagen verrieten das Gespür Lyons für besondere Formen. Erfahrungen im Automobilbau erwarb das junge Unternehmen ab 1927 mit dem Bau kompletter Karosserien für den kleinen Austin Seven, den Morris Cowley oder Chassis von Swift, Wolseley, Standard und Fiat. Schnell wurden die Räumlichkeiten zu eng: Daher zog das Unternehmen 1928 ins 150 Kilometer entfernte Foleshill am Nordrand von Coventry um in das Herzland der britischen Automobilindustrie, den Midlands.
Die erste Eigenkonstruktion, der S.S. 1 von 1931, erwies sich trotz der zu dieser Zeit herrschenden wirtschaftlicher Depression als großer Erfolg. Zwischen 1936 und 1940 entstand unter dem seit 1933 neu eingeführten Firmennamen "S.S. Cars" eine ganze Modellpalette, die bis zum S.S. 100 "3 ½ litre" mit 125 "Brems"-PS reichte. Ihn gab es als viertürige Limousine und zweitürigen Roadster.
1935 tauchte der Name Jaguar erstmals als Zusatzbezeichnung auf
Im Oktober 1935 erschien erstmals ein S.S.-Modell mir der Zusatzbezeichnung "Jaguar" in der neuen S.S. 2 ½ litre Limousine, der Zylinderkopf-Spezialist Harry Weslake eine Leistungsspritze von 73 auf 100 PS spendierte. Für die Vorstellung wählte William Lyons das vornehme Mayfair Hotel in London.
Ebenfalls noch 1935 debütierte mit dem SS100 der erste "echte" Jaguar Sportwagen. Dessen 2,5 Liter großer Reihensechszylinder wurde dank Harry Weslakes Tuningkünsten nun nicht mehr von seitlichen, sondern oben liegenden (OHC) Ventilen versorgt. Zusammen mit einer ausgeklügelten Leichtbauweise wurde das Auto so zu einem regelrechten "Flyer". Unter Beweis gestellt von William Lyons, der mit dem Auto bei einer Club Rallye in Blackpool den Rekord für einen "halbe Meile Sprint mit Hindernissen" um 6,6 Sekunden unterbot.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in etwas über zehn Sekunden war dieser "Jaguar" auch prädestiniert für Erfolge im Motorsport. 1936 gewann ein SS100 bei der internationalen Alpenfahrt einen "Coupe des Glaciers" und blieb 1937 auch bei der RAC Rallye siegreich. Das als "Old Number 8" bekannte Siegerauto der Alpenfahrt wurde als Testträger für einen auf 3,5 Liter vergrößerten Motor genutzt, der Kunden ab 1938 angeboten wurde. Für die British Motor Show von 1938 entwarf Lyons eine wunderschöne Coupé-Version des SS100 mit Art Deco Details. Leider blieb sie aufgrund des ausbrechenden Weltkriegs ein Einzelstück.
Mit den S.S. Jaguar-Modellen assoziierten Kenner bald Kraft und Geschmeidigkeit. Zugleich sahen sie besser aus und waren auch günstiger als die Konkurrenz.
Ab 1945 avancierte Jaguar zum Namen des Gesamtunternehmens
Ab März 1945 fiel die durch den (noch andauernden) Krieg allzu negativ behaftete Bezeichnung "S.S." komplett weg, und als Markensignet der neuen Jaguar Cars Ltd. ersetzte die springende südamerikanische Raubkatze die Schwalbe der ehemaligen Swallow Company. Die neue Ära begann sofort mit einem Paukenschlag: Auf der London Motor Show im Oktober 1948 feierte mit dem XK 120 der Urahn der XK-Baureihe Premiere. Der eigentlich nur als Ersatz für eine nicht rechtzeitig fertig gewordene große Limousine gedachte Roadster verzückte das Publikum auf Anhieb. Der XK 120 veränderte die bis dahin geltenden Vorstellungen von einem Sportwagen grundlegend, öffnete für Jaguar den bis heute wichtigen amerikanischen Markt und legte über den Sechszylinder-Reihenmotor den Grundstein für spätere Rennsiege.
Lyons ahmte Körperbau und Jagdverhalten des vierbeinigen Jägers nach
Es waren vor allem die betörenden Formen des XK, die jeden Betrachter auf Anhieb verzückten. Denn es schien, als habe William Lyons den Körperbau und das Jagdverhalten des vierbeinigen Vorbilds aus dem Amazonas-Regenwald 1:1 in AluMINIum nachgebildet: Die hinteren Kotflügel schoben sich wie bei der Raubkatze zum Vorwärtssprung zusammen, während sich die vorderen schon weit nach vorne streckten. Der XK 120 war der Kurvenstar der 50er Jahre, eine rollende Skulptur.
Es gab den XK zunächst als offenen OTS (Open Tourer Sports) und (ab 1951) geschlossenen FHC (Fixed Head Coupé). 1953 folgte noch das Drop Head Coupé (DHC), eine Kreuzung aus beiden mit gefüttertem Verdeck und Kurbelfenstern statt Steckscheiben. Nur die ersten 240 Exemplare wurden komplett mit einer AluMINIumhaut überzogen; danach kam Stahl zum Einsatz, nur Hauben und Türen bestanden weiterhin aus Leichtmetall.
Zur großen Beliebtheit der Baureihe trug der neue XK-6-Zylinder bei, der in leistungsgesteigerter Form auch das Herzstück der Jaguar Le Mans-Rennwagen C-TYPE und D-TYPE bildete. 160 PS Leistung verhalfen schon frühen XK 120 zu einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Im von Harry Weslake entwickelten AluMINIum-Zylinderkopf mit seinen halbkugeligen Brennräumen rotierten zwei oben liegende Nockenwellen. Zur Spritzigkeit kam eine hohe Zuverlässigkeit: Laufleistungen von über 150.000 Kilometern waren bei vorschriftsmäßiger Wartung keine Seltenheit.
Weltrekorde auf der belgischen Autobahn bei Oostende
Der 1956 zum Ritter geschlagene William Lyons wusste die Qualitäten des XK 120 werbewirksam unter Beweis zu stellen: So flog Jaguar am 30. Mai 1949 eine Gruppe Journalisten in einer gecharterter Sabena DC3 über den Ärmelkanal nach Belgien. Dort stand mit einem schnurgeraden, abgesperrten Teilstück der noch nicht fertiggestellten Autobahn Brüssel-Oostende bei Jabbeke ein ideales Terrain für Rekordfahrten zur Verfügung. Jaguar-Testfahrer Ron Sutton enttäuschte die Pressevertreter nicht und trieb einen nur leicht modifizierten XK120 auf 213,386 km/h. Damit untermauerte das Auto seinen Anspruch, der schnellste in Serie gefertigte Sportwagen seiner Zeit zu sein.
Im August 1952 stellte Jaguar mit einer weiteren Rekordfahrt auch die Dauerhaltbarkeit eines XK eindrucksvoll unter Beweis. Dazu hatte man eine Woche lang das Autodrom von Monthléry bei Paris gemietet. Unter dem Motto "Sieben Tage, sieben Nächte" spulten Stirling Moss, Jack Fairman, Bert Hadley und Leslie Johnson mit einem bronzefarbigen Coupé 27.113 Kilometer mit einem Schnitt von 171 km/h ab. Damit holten sie gleich neun Weltrekorde nach England. Eine Inspektion ergab, dass der Verschleiß der Kurbelwelle trotz einer Laufzeit von insgesamt 30.000 Kilometern noch innerhalb der Fertigungstoleranz lag.
Der junge Stirling Moss ließ im XK bei strömendem Regen alle hinter sich
Auch im internationalen Motorsport hinterließ der XK 120 seine Spuren: Sein Renndebüt bei der Daily Express Trophy in Silverstone 1949 endete gleich mit einem Doppelsieg. 1950 übertrug Jaguar einen von sechs speziell für Renneinsätze umgerüsteten XK an das Nachwuchstalent Stirling Moss. Im strömenden Regen ließ der erst 20-jährige Stirling bei der berühmten Tourist Trophy im irischen Dundrod alle Gegner hinter sich.
Auch auf den internationalen Rallyepfaden machte der XK 120 Furore. Der Belgier Johnny Claes holte zusammen mit Jaques Ickx den Sieg bei der damals sehr populären Fernfahrt Lüttich-Rom-Lüttich. Ein anderer Roadster mit der englischen Zulassung NUB 120 gehörte zu den erfolgreichsten XK 120 überhaupt. Mit vier Siegen bei der Alpenrallye unter Ian Appleyard und seiner Frau Pat (Tochter von Sir William Lyons) sowie weiteren Erfolgen bei der Tulpenrallye in Holland oder der RAC in England schrieb NUB 120 zwischen 1950 und 1952 ein Stück Motorsportgeschichte.
Die XK Serie gipfelte nach dem Zwischenmodell XK140 1957 im XK 150. Dessen 3,4 Liter leistete anfangs 190, ab März 1958 mit dem Blue Top-Zylinderkopf 210 PS. Diese SE-Versionen verfügten über Speichenräder, Doppelrohrauspuff, Nebelscheinwerfer, Scheibenwaschdüsen und für die Basismodelle nicht lieferbaren Scheibenbremsen. Zum guten Schluss nahm Jaguar zum Modelljahr 1959 noch eine Hubraumerhöhung auf 3.781 cm3 vor. Mit nunmehr 265 PS sprintete die Coupé-Version in 7,6 Sekunden von 0 bis 96 km/h und lief 212 km/h schnell.
Während Roadster und Drophead Coupé Ende 1960 ausliefen, blieb das von den Amerikanern liebevoll "the elegant Englishman" genannte Coupé noch bis Oktober 1961 in Produktion. Die Motoren des XK150 wanderten dann direkt in den Nachfolger E-TYPE.
Die schier endlose Haube des E-TYPE elektrisierte Fachwelt und Fans
Anfang 1961 erschien mit dem E-TYPE der vielleicht radikalste neue Jaguar der Firmengeschichte. Das Coupé später folgte auch ein Cabrio mit der schier endlosen Motorhaube, der seitlich angeschlagenen Heckklappe und den unter Plexiglasschalen sitzenden Scheinwerfern elektrisierte bei seinem Debüt auf dem Genfer Salon die gesamte automobile Welt. Unter der nach vorne klappenden Haube saß noch immer der seit 1948 produzierte XK-Motor mit 6 Zylindern, nunmehr allerdings mit 3.781 statt 3.442 Kubikzentimetern Zylinderinhalt.
In den 1970er Jahren und noch vor der ersten Ölkrise stieg Jaguar dann in den elitären Club der Marken mit V12-Zylindern auf. 1972 kam ein solches Triebwerk erstmals im XJ12 zum Einsatz, später kamen auch Fahrer des E-TYPE und des Nachfolgers XJ-S in den Genuss dieser besonders souveränen Art der Fortbewegung. Aus dieser Ära stammt auch einer der schönsten und zugleich seltensten Jaguar aller Zeiten: der zwischen 1975 und 1977 produzierte XJ6 C und XJ 12 C. Ein zweitüriges Coupé ohne Mittelsäule, mit rahmenlosen Seitenscheiben und Vinyl-überzogenem Dach.
Am 08. Februar 1985 verstarb Sir William Lyons in einem Jahr, das mit 33.355 Neufahrzeugen das bis dato beste Jahresergebnis von 1971 übertraf. Dazu begann nun eine bis 1991 währende "goldene Epoche" des Jaguar Motorsports. 1984 Gewinn der Tourenwagen-EM, 1985 Einstieg in die Sportwagen-WM, 1988 erster Le Mans Sieg der Neuzeit mit dem von einem 7,0 Liter großen V12-Motor angetriebenen XJR-9. Gefolgt von einem weiteren Le Mans Sieg und dem Gewinn der 24 Stunden von Daytona im Jahr 1990. 1991 dann als krönender Abschluss der Gewinn der Sportprototypen-WM mit dem radikal gestylten XJR-14 aus der Feder des späteren Formel-1-Starkonstrukteurs Ross Brawn.
XJ 220 der fast 350 km/h schnelle Supersportwagen für die Straße
Ebenfalls 1991 zog auf der Tokio Motor Show der von Keith Helfet gestylte Supersportwagen Jaguar XJ 220 die Besucher in seinen Bann. Einige Fachzeitschriften bezeichneten ihn als schönstes Auto aller Zeiten, anderen glaubten in dem 5,19 Meter langen Mittelmotorsportwagen keine fauchende Raubkatze, sondern einen wuchtigen Walfisch zu erkennen. Die britische Fachzeitschrift Autocar erhielt als weltweit einziges Magazin das Privileg zu einem Test mit dem XJ220. Und huldigte ihn danach als "besten Supersportwagen, den wir je getestet haben". Das Auto sei ein einziger Muskel, und für 0 auf 100 in 3,6 Sekunden genüge der 1. Gang.
Auch wenn statt der angepeilten 300 am Ende nur 286 Exemplare darunter eines für Popstar Elton John in einem speziell errichteten Werk in Bloxham entstanden, gebührt dem von einem 3,5 Liter großen und 542 PS starken V6-Biturbo-Motor angetriebenen XJ220 das Prädikat des schnellsten Jaguar Serienmodells aller Zeiten. Die Werksangabe von 200 Meilen pro Stunde (320 km/h) erwies sich dabei als ein Fall britischen Understatements. 1992 erreichte Andy Wallace auf der Hochgeschwindigkeitsbahn von Nardò in Apulien eine Topspeed von 348,8 km/h damals Weltbestwert für ein Straßenauto!
The cat is back: Der neue XK8 markierte 1996 den Beginn einer neuen Ära
Im Zuge verschärfter Abgasbestimmungen hatte Jaguar 1997 die 12-Zylinder-Epoche auslaufen lassen und konzentrierte sich statt dessen auf den Bau von noch heute aktuellen V8-Motoren. Von denen profitierte auch der erstmals 1996 in Genf gezeigte XK8. Nach 35 Jahren enthüllte Jaguar am Lac Léman wieder ein neues Coupé. Mit einem Namen, der wie eine Verheißung klang. Doch mag die Buchstabenkombination XK auch als Verbeugung vor den großen Vorgängern gedacht sein, so stand die Ziffer 8 vor allem für den ersten Leichtmetall-8-Zylindermotor des Hauses. Ein modernes 4,0-Liter-Triebwerk mit 4-Ventiltechnik und variabler Nockenwellenverstellung. Als AJ-V8 löste der im Motorenwerk Bridgend in Süd-Wales gebaute Achter mit 284 PS sowohl den Reihen-6-Zylinder als auch den V12 ab. Wenige Wochen später stand in New York auch die Cabrio-Version des hinreißend gestylten Coupés. Das vielleicht größte Werk des 1999 verstorbenen Chefdesigners Geoff Lawson betörte mit einer weichen Linienführung, langer Motorhaube und kurzem, aber kraftstrotzendem Heck. Der ovale Kühler war eine ReMINIszenz an den E-Type, ohne dass der XK8 dadurch einem Retro-Design folgte. Im Interieur erfreuten sich Kunden an einem Armaturenbrett, das den Namen noch verdiente. Selten zuvor hatte Jaguar dafür so viel Holz verbaut hochglanzpoliert und fein gemasert. Im Frühjahr 1998, genau 50 Jahre nach dem ersten XK-Reihen-6-Zylinder-Motor, feierte der XKR Premiere. Sein mechanischer Eaton-Kompressor schraubte die Leistung des AJ8-Motors auf 363 PS. Und aus dem Schnurren des Saugers war nun ein Fauchen geworden.
Das letzte Coupé der Serie X100 verließ Ende Mai 2005 das Werk. Zuletzt angetrieben von einem auf 4,2 Liter Hubraum vergrößerten Motor mit 298 beziehungsweise (mit Kompressor) 395 PS. Insgesamt baute Jaguar rund 90.000 Einheiten dieses noch heute ob beeindruckenden Modells, davon zwei Drittel als Cabriolet mit Stoffverdeck.
Zur Jahrtausendwende erweiterten S- und X-TYPE das Portfolio
Doch noch mal zurück in die Jahrtausendwende: Mit dem 1999 vorgestellten S-TYPE und dem zunächst ausschließlich mit Allradantrieb ausgelieferten X-TYPE von 2001 erweiterte das inzwischen zur Premier Automotive Group von Ford gehörende Unternehmen sein Portfolio in die Breite. Für den neuen "Baby"-Jag wurde eigens das von Ford übernommene Werk Halewood bei Liverpool vollständig saniert und zu einer hochmodernen Fertigungsstätte weiterentwickelt die bald darauf auch den Land Rover Freelander herstellte. Mit dem zusätzlichen Kombi-Modell Estate und modernen Dieselmotoren erfuhr der X-TYPE zusätzlichen Zuspruch.
Der XJ von 2003 war der erste Jaguar in VollaluMINIum-Bauweise
Mit dem 2003 eingeführten XJ der siebten Generation machte Jaguar auch technologisch wieder von sich reden. Die genietete und verklebte, nach Vorbildern aus der Luft- und Raumfahrt gefertigte VollaluMINIum-Karosserie war 40% leichter und 60% steifer als die Stahlkonstruktion des Vorgängers. Zugleich bot der XJ nun mehr Platz auf der Rückbank und eine neue Elektronik-Plattform.
Der neue XK setzte 2005 die 60-jährige Tradition der Reihe fort und begründete zugleich eine von Chefdesigner Ian Callum entwickelte neue Designsprache.
Der neue Jaguar XF sorgte für Aufbruchstimmung
Die Gegenwart begann 2008: In diesem Jahr startete mit dem vielfach preisgekrönten XF die Rundumerneuerung des Jaguar Produktportfolios. Eine viertürige und fünfsitzige Limousine mit der Silhouette eines Coupés und dem Herz eines Sportwagens. Speziell an der Front führte Ian Callum neue, im Gegensatz zum Vorgänger weniger nostalgische Elemente ein. So veränderte er das traditionelle Vieraugen-Gesicht durch ein integriertes Design; der bislang herzförmige Kühlergrill wich einer rechteckigeren Öffnung. Zugleich wurden die Jaguar-Markenzeichen der grollende "Growler" (Jaguar-Kopf) und der springende "Leaper" prominenter zur Schau gestellt.
Wie schon das Exterieur eine neue Designrichtung vorgab, vollführte auch das Interieur den Wandel von retrolastigen zu zeitgemäßen, sportlich-luxuriösen Themen. In der Tat hatten barock anmutende Formen im neuen XF keine Chance. Die Interieur-Designer fanden aufregend neue Wege, um "Luxus" auszudrücken. Die Linien waren sauber und pur, Holz und Leder als Materialien zwar bekannt, doch auf sehr moderne Weise interpretiert.
Die phosphorblaue Innenraumbeleuchtung wirkte beruhigend und erinnert an die Atmosphäre in modernen Bars oder Restaurants. Jaguar nutzte hier die gleiche Technik, die auch zur Beleuchtung von Tastaturen bei MP3-Playern und Mobiltelefonen dient.
Dogma des "form follows function" bewusst infrage gestellt
Selbst das eherne Designer-Credo "form follows function" wurde teilweise bewusst infrage gestellt. Als Folge dieses liberaleren Ansatzes wurden überraschende und innovative Lösungen wie der JaguarDrive Selector als Ersatz für den Automatikhebel geboren, der sich aus der Versenkung in der Mittelkonsole erhebt, wenn der Fahrer den Starterknopf drückt. Zugleich machte der pulsierende Starter-Knopf deutlich, dass das Herz des XF zu schlagen begonnen hatte.
Als nächstes unterzog Jaguar inzwischen unter dem neuen Besitzer Tata Motors 2009 das XK Coupé und Cabrio einer gründlichen Überarbeitung. Sie stärkte den Status der Baureihe als einer der weltbesten GT-Sportwagen weiter. 2010 erlebte die Markteinführung des bahnbrechenden neuen XJ, der all jene Werte bündelte, die einen schönen und schnellen Jaguar ausmachen. Von da an zündete Jaguar neue Modelle in noch kürzeren Intervallen: Den Anfang machte 2012 die Kombiversion des XF, der in seiner ultimativen Version XFR-S 405 kW (550 PS) starke Sportbrake und die Allradvarianten des XF und XJ.
Für einen in jeder Hinsicht ganz großen Sprung nach vorn sorgte dann 2013 der neue F-TYPE. Zunächst als Cabriolet und ein Jahr später als Coupé erfüllte der Vollblut-Sportwagen die Mission, die Marke zu modernisieren und emotional noch weiter aufzuladen. Seit 2015 gibt es für das sportliche Aushängeschild auch einen 4x4-Antrieb.
The year of the cat: Jaguar XE und XF mit neuer Leichtbau-Architektur
Das Jahr 2015 wurde als "The Year of the cat" auserkoren: Denn der Ende 2014 präsentierte XE sowie die neue Generation des Jaguar XF feiern ihre Markteinführung und mit der Weltpremiere des Crossover F-Pace erschließt sich Jaguar erstmals das wachsenden SUV Segment. Der XE, der im Juni 2015 eingeführt wurde, ist sicher eines der wichtigsten Jaguar Modelle der Firmengeschichte. Die sportliche Limousine ist in der starken Mittelklasse von BMW 3er, der C-Klasse und Audi A4 positioniert. Mit seiner AluMINIum-Architektur, seinen zwei hochmodernen Vierzylinder-Diesel und Benzinmotoren (CO2-Emissionen von MINImal 99 g/km) sowie den neusten In Control- Konnektivitätslösungen ist er Technologieträger für alle zukünftigen Jaguar Modelle.
Im September des laufenden Jahres folgt dem XE die zweite Generation des XF. Auch sie basiert auf einer modular aufgebauten Alu-Struktur und ist ebenfalls das Fliegengewicht in ihrem Segment - 80 Kilo leichter als zum Beispiel ein Audi A6. Der erneut auf Wunsch wieder mit Allradantrieb orderbare XF übernimmt Designelemente des F-TYPE und des XE. Das Triebwerksspektrum spannt sich zwischen einer 280 kW (380 PS) starken 3.0 S-Version und der E-Performance-Variante, die mit einem Verbrauch von 3,9 Liter Diesel pro 100 km (=104 g/km CO2) Standards in der Klasse setzt.
So schließt sich mit dem neuen XE und XF (vorläufig) der Kreis. Seit den ersten Eigenwürfen zu Beginn der 1930er Jahre und noch stärker seit dem ersten XK von 1948 einen alle Jaguar Modelle die Kombination aus leistungsstarken Antrieben, zeitlosem und elegant-sportlichem Design sowie jenem speziellen sportlichen Fahrgenuss, den nur ein Jaguar bietet. Diese Markenwerte hat Sir William Lyons im Firmenmotto "Grace, Space and Pace" trefflich zusammengefasst.
F-PACE: Der Jaguar Sportwagen für die Familie
Und die Story geht weiter auf der IAA 2015 feiert mit dem neuen F-PACE der erste Performance-Crossover der Marke seine Weltpremiere. Ein Modell, von dem Jaguar Design Direktor Ian Callum sagt: "Der vom F-TYPE inspirierte F-PACE ist die perfekte Verbindung von Stil, Leistung und Funktionalität. Er bietet die einzigartige Kombination eines an die Jaguar Sportwagen angelehnten Designs und eines perfekt dazu passenden, durch und durch praktischen, geräumigen und hochwertigen Interieurs. Der Jaguar F-PACE ist unser Sportwagen für die Familie."
Ian Callum sieht eine klare Wechselwirkung zwischen Vergangenheit und Zukunft: "Das Jaguar Design der nächsten 80 Jahre muss das Design der vergangenen 80 respektieren und reflektieren. Indem es immer wieder technologische und stilistische Grenzen austestet und weiter verschiebt."
Ian Callum: "Unsere Autos verströmen eine Präsenz, die zu Herzen geht"
Schon immer hätte ein Jaguar die Leute dazu gebracht, beim Vorbeifahren den Kopf nach ihm umzudrehen, sagt der Schotte weiter. "Unsere Autos verströmen eine Präsenz, die zu Herzen geht. Und sie bestehen den Test der Zeit indem ihr Design unabhängig von allen Modeströmungen zeitlos bleibt. Ein Jaguar ist auch noch nach Jahren so ikonisch wie am Tag seiner ersten Vorstellung."
MEILENSTEINE DER Jaguar GESCHICHTE
1922 Gründung der Swallow Sidecar Company in Blackpool durch William Lyons und William Walmsley. Bau von Motorrad-Seitenwagen
1934 Lyons (1901 - 1985) übernimmt die Kontrolle der nun auch mit dem Bau von Automobilen beschäftigten SS Cars Ltd.
1935 "Jaguar" taucht erstmals als Zusatzbezeichnung einer 2½ litre Limousine auf
1935 Der SS100 verkörpert schon vor dem Krieg die spätere Jaguar DNA und erringt erste Erfolge im Motorsport
1945 SS Cars benennt sich in Jaguar Cars um
1948 Auf der London Motor Show debütiert der zunächst nur als Kleinserie aus Alu gedachte XK120. Er wird zu einer Design-Ikone der 1950er-Jahre, macht Jaguar auch jenseits des Atlantiks bekannt und darf sich dank neuer Weltrekorde "schnellstes Serienauto" der Welt nennen.
1951 Jaguar holt mit dem C-Type den ersten von insgesamt sieben Le Mans Siegen
1952 In Reims (F) gewinnt erstmals ein Rennwagen mit Scheibenbremsen ein von Stirling Moss gesteuerter Jaguar C-Type
1956 Firmengründer William Lyons wird zum Ritter geschlagen und darf sich fortan "Sir William" nennen
1957 Vierfach-Sieg der Jaguar D-Type in Le Mans
1959 Der Mark II definiert den neuen Typus der kompakten Sportlimousine. Sie verhilft Peter Nöcker zur Tourenwagen-EM und hat im aktuellen Jaguar XE ihren spirituellen Nachfolger
1961 In Genf debütiert mit dem E-Type der bis heute radikalste Jaguar Sportwagen aller Zeiten. Das auch mit V12-Motor angebotene Modell wird als eines der wenigen Automobile in die Dauerausstellung des "Museum of modern Art" in New York aufgenommen. Selbst Enzo Ferrari bezeichnet den Jaguar als "schönsten jemals gebauten Sportwagen"
1968 Der noch von Williams Lyons mitentworfene erste XJ begründet eine bis heute bestehende Baureihe für luxuriöse Oberklasse-Limousinen
1975 Der E-Type-Nachfolger XJ-S geht in den Verkauf
1984 Tom Walkinshaw gewinnt auf Jaguar XJ-S die Tourenwagen-EM; zusammen mit Hans Heyer und Win Percy bleibt er auch bei den 24 Stunden von Spa siegreich
1985 Jaguar steigt mit dem Team TWR in die Sportwagen-WM (Gruppe C) ein
1990 Bislang letzter Gesamtsieg von Jaguar bei den 24 Stunden von Le Mans
1991 WM-Titel mit dem von Ross Brawn gezeichneten XJR-14 in in der WSPC (World Sports Prototype Championship)
1992 Der in einer Kleinserie von knapp 300 Exemplaren gebaute Supersportwagen XJ220 erreicht auf der Hochgeschwindigkeitsbahn von Nardò 348,8 km/h und kommt damit den angepeilten 220 Meilen pro Stunde auf zwei Meilen (3,2 km/h) nah.
1996 Jaguars erster V8 Motor erscheint im XK8 der Serie "X100", zwei Jahre später gefolgt vom ersten Kompressor-Motor für den XKR
1999 Ian Callum wird neuer Jaguar Designdirektor und begründet eine neue Design-DNA
2003 Mit dem XJ der Serie "X350" bringt Jaguar das erste Modell in gewichtsoptimierter AluMINIum-Leichtbauweise auf den Markt
2005 Auf der IAA steht der neue XK (X150) das erste unter der Ägide von Callum entstandene neue Jaguar Modell.
2012 Nach der XF Limousine führt Jaguar die Kombi-Version XF Sportbrake ein.
2013 Markteinführung des F-TYPE. Der zunächst als Cabriolet und ein Jahr später auch als Coupé vorgestellte Sportwagen Marke lädt die Marke Jaguar nochmals emotional stark auf unter anderem dank einer 550 PS starken "R"-Version
2014 Mit dem neuen XE steigt Jaguar wieder in das Premium-Mittelklassesegment ein. Die Limousine besteht zu 75% aus AluMINIum und wird von brandneuen Motoren der "Ingenium"-Baureihe angetrieben
2015 Auch der neue XF übernimmt als letztes Modell der aktuell aus vier Baureihen - XE, XF, F-TYPE und XJ bestehenden Modellpalette die modular aufgebaute AluMINIum-Architektur von Jaguar Land Rover
2015 Auf der IAA steht der erste Performance-Crossover von Jaguar der F-PACE