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Sport Michelin: Vorschau GP Ungarn

Motorsport


Michelin: Vorschau GP Ungarn

Nach einer dreiwöchigen Sommerpause im Kalender der Formel 1 steht den Fans mit dem Großen Preis von Ungarn ein – im wahrsten Sinne des Wortes – heißes Rennen bevor. Zum einen brennen die Piloten darauf, endlich wieder ins Cockpit zu steigen und mit dem Lauf auf dem Hungaroring die in vielerlei Hinsicht spannende Endphase der diesjährigen Formel 1-Weltmeisterschaft einzuläuten. Zum anderen herrschen in Ungarn Mitte August erwartungsgemäß hochsommerliche Temperaturen vor, die das Thermometer locker auf über 30 Grad Celsius steigen lassen. Die Michelin-Partner Renault F1, BAR-Honda, BMW WilliamsF1, McLaren-Mercedes, Toyota F1 und Jaguar Racing wollen trotz allem einen kühlen Kopf bewahren, und an den Vorjahres-Erfolg des französischen Reifenherstellers anknüpfen, als die sieben Erstplatzierten auf Pneus aus Clermont-Ferrand vertrauten.

Der erste Eindruck täuscht: Aufgrund seines Layouts wird der Hungaroring oft und gerne mit dem eher despektierlichen Attribut "Mickey Maus"-Kurs versehen. Zwar verfügt der rund 20 Kilometer vor den Toren von Budapest gelegene Schauplatz des Ungarn-Grand Prix über eine äußerst winklige Streckenführung, wodurch sich auf dem 4,381 Kilometer langen Asphaltband kaum Überholmöglichkeiten bieten. Gleichzeitig fallen die auf ihm erzielten Durchschnittsgeschwindigkeiten mit rund 180 km/h vergleichsweise gering aus. "Mich erinnert die Strecke immer an eine Kartbahn", formuliert es Michelin- und BMW WilliamsF1-Pilot Juan Pablo Montoya. In den vergangenen Jahren resultierten daraus allerdings keinesfalls "lahme" Rennen. Im Gegenteil: Der Kurs bot regelmäßig die ideale Bühne für spannende Grands Prix. Kein Wunder, dass die Fans regelmäßig in Scharen zum Hungaroring pilgern. Umso mehr, da sie von nahezu allen Plätzen rund die Hälfte der in einem leichten Tal eingebetteten Strecke einsehen können.

Der Große Preis von Ungarn aus der Sicht von Michelin

Für die Reifen hält der Hungaroring eine Reihe unterschiedlichster HerausForderungen bereit: Generell bietet der Asphalt relativ wenig Grip. Verschärft wird dieses Problem durch die Tatsache, dass auf der Strecke über das Jahr nur wenige Motorsport-Veranstaltungen stattfinden, und sich die Strecke damit vor allem zu Beginn eines Wochenendes sehr stark verschmutzt präsentiert. Das niedrige Grip-Niveau bedeutet aber nicht, dass sich der Reifenverschleiß auf einem niedrigen Level einpendelt. "Wenn ein Reifen aufgrund mangelnden Grips anfängt zu rutschen, heizt er sich stark auf", erklärt Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier. "Dadurch büßt er seine Leistungsfähigkeit schneller ein. Zumal wir nicht vergessen dürfen, dass die Pneus beim Grand Prix von Ungarn generell sehr hohen Temperaturen ausgesetzt sind." Dabei spielt auch das Thema Qualifying eine große Rolle. "Da es auf dem Hungaroring sehr schwer ist, zu überholen, peilen alle Piloten eine gute Startposition an", fährt Dupasquier fort. "Dabei hilft ihnen eine weiche Gummimischung. Andererseits dürfen deine Reifen aber nicht zu weich sein, wenn du in der Hitze auf dem kurvenreichen Kurs über das gesamte Rennen eine möglichst gleichmäßige Performance haben willst." Die große Aufgabe für die Piloten und Michelin-Ingenieure besteht also darin, den richtigen Kompromiss bei der Reifenwahl zu finden.

Das erwarten die Michelin-Partner

Vorjahres-Sieger Renault F1 reist mit einer gesunden Portion Optimismus nach Budapest: "Ich denke, wir können wieder eine ähnlich gute Leistung abliefern", prophezeit Fernando Alonso in Anspielung an seinen Triumph beim Ungarn-Grand Prix vor zwölf Monaten. "Alles deutet darauf hin: Im vergangenen Jahr hat es sehr gut geklappt und wir waren vor wenigen Monaten beim Rennen in Monaco, das eine sehr ähnliche Charakteristik aufweist, sehr schnell – und damit meine ich nicht nur Jarno Trullis Sieg. Zudem setzen wir auf dem Hungaroring einige Weiterentwicklungen im Motoren-Bereich ein."

Auch mit BAR-Honda wird auf dem Hungaroring wieder zu rechnen sein: Zwar sorgte die Ankündigung, dass Jenson Button das Team am Ende der Saison verlässt, für einige Unruhe – doch bis dahin dürfen sich die Mannen um Teamchef David Richards über einen Piloten in Bestform freuen, die der Engländer nicht zuletzt mit seinem Bravour-Ritt beim Großen Preis von Deutschland eindrucksvoll unterstrich. Und auch Takuma Sato verspricht, am kommenden Wochenende wieder voll auf Angriff zu fahren.

Fortschritt durch Rückschritt: Beim Großen Preis von Ungarn verabschiedet sich BMW Williams F1 von der so genannten "Hammerhai"-Nase. Im Zuge aerodynamischer Modifikationen erhält der Williams-BMW FW26 eine konventionellere Front. Als Ersatz für den weiterhin verletzten Ralf Schumacher wird erneut Antonio Pizzonia als zweiter Pilot neben Juan Pablo Montoya zum Einsatz kommen.

McLaren-Mercedes will in Ungarn den während der vergangenen Grands Prix gezeigten Aufwärtstrend weiter fortsetzen: "Leider konnte ich den Großen Preis von Deutschland nicht beenden", bedauert der frisch verheiratete Kimi Räikkönen. "Das Rennen hat aber bewiesen, welches Potenzial in unserem MP4-19B steckt. Ich bin davon überzeugt, dass David Coulthard und ich auf dem Hungaroring ein Wörtchen um den Sieg mitreden können."

Toyota F1 stellt sich der HerausForderung Ungarn mit einer veränderten Fahrerpaarung: Neben Olivier Panis geht ab sofort Ricardo Zonta für die Rot-Weißen auf Punktejagd. Der Brasilianer löst seinen Landsmann Cristiano da Matta ab. "Ricardo seine Aufgabe als dritter Fahrer während der Freitags-Trainings im bisherigen Saisonverlauf zu unserer absoluten Zufriedenheit erledigt", lobt Teamchef Tsutomu Tomita. "Er hat die Chance verdient, sein Potenzial auch im Rennen unter Beweis zu stellen." Ansporn genug für Ryan Briscoe, der ab sofort während des Freitags-Trainings den dritten TF104B steuern wird.

Auch Jaguar Racing und seine Piloten Mark Webber und Christian Klien rechnen sich für das kommende Wochenende einiges aus: "Wir haben inzwischen ein sehr hohes Zuverlässigkeits-Niveau erreicht", bescheinigt Webber. "Auf dem Hungaroring wollen wir zum dritten Mal hintereinander in die Punkteränge fahren." Wie das in Ungarn funktioniert, weiß der zukünftige BMW Williams-Pilot nur zu gut: Der Australier startete im vergangenen Jahr von Rang drei und beendete das Rennen auf Position sechs.

Rückblick: So lief der GP Ungarn 2003

Auf dem Hungaroring vertrauten im Vorjahr gleich die sieben Erstplatzierten auf die Reifentechnologie aus Clermont-Ferrand. Während der vor zwölf Monaten erst 22 Jahre alte Renault- und Michelin-Pilot Fernando Alonso als bislang jüngster Grand Prix-Sieger Formel 1-Geschichte schrieb, durften sich die damaligen Titelkandidaten Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya über die Ränge zwei und drei freuen. Michelin-Partner BMW WilliamsF1 überholte die Scuderia Ferrari an der Spitze der Konstrukteurs-Tabelle. In der Fahrer-Wertung schrumpfte der Vorsprung von Titelverteidiger Michael Schumacher vor Montoya und Räikkönen auf nur noch einen beziehungsweise zwei Zähler.

Historie: Rekordsieger Williams facht "Winds of Change" an

So wie Formel 1-Supremo Bernie Ecclestone heute die Globalisierung der Formel 1 mit Läufen im Nahen und Fernen Osten betreibt, so verfolgte er in den frühen 1980er Jahren den Traum von einem Grand Prix im damaligen Ostblock. Natürlich erreichte der Meister-Manager sein Ziel – und wenig überraschend hieß der erste Austragungsort 1986 Budapest, da der "Eiserne Vorhang" bei den Magyaren schon erste Löcher aufwies und auch der Beton in den Funktionärsköpfen zu bröckeln begann. Überdies lockte der Ferien-Grand Prix in Ungarn massenhaft Zuschauer aus Österreich und der damaligen DDR an.

Als Premierensieger ließ sich Williams-Pilot Nelson Piquet feiern, der damit eine tolle Siegesserie für die Briten startete. Nicht weniger als sieben Mal triumphierte das Team von Frank Williams auf dem Hungaroring. McLaren brachte es auf fünf Siege, Ferrari nur auf vier. Auch Vorjahressieger Renault liegt der Kurs: Vor Alonsos Triumphfahrt 2003 holten die Franzosen in Ungarn bereits fünf Siege als Motorenhersteller.

Kommentare

Juan Pablo Montoya (BMW WilliamsF1): Streckenführung Fordert die Reifen

"Der Hungaroring stellt für den Reifenhersteller zum einen wegen der engen Streckenführung, zum anderen wegen der zumeist sehr hohen Temperaturen eine große HerausForderung dar. Da in Budapest nur wenige Rennen stattfinden, ist die Strecke sehr stark verschmutzt. Es dauert bis zum Qualifying, ehe durch Gummiabrieb ein vernünftiges Grip-Level entstanden ist. Im Vorjahr war gegen die Michelin-Reifen kein Kraut gewachsen. Wir werden wahrscheinlich auf eine weiche Mischung vertrauen."

Olivier Panis (Toyota F1): Mit Set-up und Reifenwahl das Untersteuern kurieren

"Der Hungaroring ist sehr hart für die Reifen. Auf jeden Fall gilt es, Untersteuern zu vermeiden, denn sonst hast du ein ernsthaftes Problem. Wenn du dein Auto nicht optimal hinbekommst, kannst du mit einem leichten Übersteuern zumindest ordentlich angreifen. Doch so wichtig die Rennbalance ist, die Priorität bei der Abstimmung liegt hier eindeutig auf dem Qualifying."

Statistisches

  • Großer Preis von Ungarn, Hungaroring, Budapest,
  • 13. Lauf zur FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2004 (15. August 2004);
  • Renndistanz: 70 Runden à 4,381 km = 306,663 km.


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