Nach der zweiwöchigen Pause in der Formel 1 geht es am kommenden Wochenende mit dem Großen Preis von Ungarn wieder los. Spannend zu sehen, wer in der Zwischenzeit seine Hausaufgaben gemacht hat.
Entspannung pur: Nach dem Großen Preis von Deutschland hatte die Formel 1 aufgrund des derzeit geltenden Testverbots zwei Wochen frei. Die meisten Fahrer nutzten die Zeit für einen kleinen Urlaub, um sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und sich zu entspannen. Mit diesem Ziel vor Augen reisten Fernando Alonso und Jarno Trulli in ihre Heimatstädte Oviedo in Spanien bzw. Pescara in Italien.
Nicht ganz so gut hatten es die Ingenieure in den Renault F1-Workshops in Enstone und Viry-Châtillon: Hier ging es darum, sich auf die noch ausstehenden sechs Läufe der diesjährigen WM-Saison vorzubereiten. Drei Rennen in Europa (Ungarn, Belgien, Italien) und ebenso viele in Übersee (China, Japan, Brasilien) stehen noch auf dem Programm. Auch wenn die beiden Titel in der Fahrer- und der Konstrukteurswertung dem Ferrari-Team realistisch betrachtet nicht mehr zu nehmen sind, geht es beim Kampf um die weiteren Platzierungen heiß her. Das Renault F1 möchte sich beispielsweise ebenso wie das BAR-Team die Vize-Weltmeisterschaft der Konstrukteure sichern. Gleichzeitig lautet Trullis Ziel, Jenson Button noch von der dritten Position in der Fahrerwertung zu verdrängen. Entsprechend intensiv arbeiten die Ingenieure nach wie vor an der Entwicklung ihrer Boliden.
Aufgrund des derzeit geltenden Testverbots konnten die Teams in den vergangenen Tagen lediglich so genannte Funktionstest über eine Strecke von maximal 50 Kilometer absolvieren. Das heißt aber nicht, dass die Technik der Formel 1-Monoposti deshalb nicht weiter optimiert wurde. Der Hungaroring Fordert – ähnlich wie der Kurs in Monte Carlo – ein extrem hohes Abtriebs-Niveau. Vor diesem Hintergrund arbeiteten alle Teams mit Simulationen, um ihre Autos auf diese besondere Charakteristik vorzubereiten. Dabei galt ihre Hoffnung, dass die Computer die Verhältnisse der ungarischen Strecke möglichst realitätsnah darstellen konnten. Als Resultat dürften die Autos am kommenden Wochenende mit zahlreichen zusätzlichen Luftleitwerken ausgestattet werden – drei Elemente beim Frontflügel, ein zusätzlicher Flügel auf der Motorenabdeckung sowie verschiedene Konstruktionen im Bereich der Hinterräder.
Ziemlich verändert wird sich der Williams-Monoposto präsentieren: Die Verantwortlichen der Weiß-Blauen entschieden sich, von der so genannten "Hammerhai"-Optik wieder zu einer konventionelleren Fahrzeugnase zurückzukehren. Die größte Veräderung beim Renault R24B wird hingegen mit bloßem Auge nicht zu erkennen sein: Im Heck des gelb-blauen Boliden wird erstmals die D-Spezifikation des RS24-Zehnzylinders zum Einsatz kommen. Renaults derzeit größter Konkurrent, BAR, darf das umstrittene Drehmoment-Transfersystem hingegen nicht einsetzen. Die oberste Motorsport-Behörde FIA entschied diese Woche, dass es nicht dem technischen Reglement entspricht.
Die beiden Reifenhersteller Michelin und Bridgestone trafen ihre Auswahl für den Ungarn-Grand Prix bereits im Vorfeld des Großen Preises von Deutschland. "In puncto Durchschnittsgeschwindigkeit ähnelt das Rennen auf dem Hungaroring dem im monegassischen Fürstentum", erklärt Pascal Vasselon, Formel 1-Projektleiter bei Michelin. "Aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Während wir in Monte Carlo die weichsten Gummimischungen des gesamten Jahres einsetzen, belastet die Strecke in Ungarn die Pneus recht stark. Da es auf dem Hungaroring so gut wie keine Überholmöglichkeiten gibt, ging es bis ins Jahr 2002 vor allem darum, den richtigen Kompromiss zwischen einer guten Qualifying-Leistung und Konsistenz über die Renndistanz zu finden. Durch die Streckenumbauten im vergangenen Jahr hat sich diese Ausgangssituation ein wenig verbessert. Wir können unseren Reifenentscheidung nun etwas mehr in Richtung Renn-Performance ausrichten. Die drei Reifentypen, die wir mitbringen, liegen alle im mittleren Bereich unserer Palette. Dabei feiert eine brandneue Spezifikation ihr Renndebüt. Diese haben wir während der Testfahrten in Jerez speziell für Budapest entwickelt."
Auch in puncto Fahrerbesetzung gibt es interessantes zu berichten: Bei Toyota wird ab dem kommenden Wochenende der Brasilianer Ricardo Zonta seinen Landsmann Cristiano da Matta ersetzen. Gleichzeitig rückt Ryan Briscoe als Testfahrer nach, der während der Freitagssitzungen als dritter Pilot zum Einsatz kommen wird. Williams muss weiter auf die Dienste des nach wie vor verletzten Ralf Schumacher verzichten, der sein Comeback voraussichtlich beim Grand Prix von Italien in Monza feiern wird. Ihn vertritt bis dahin erneut Antonio Pizzonia. In der vergangenen Woche wurde übrigens Mark Webber als Williams-Pilot für die kommenden Saison bestätigt. Als Teamkollege verpflichtete das britische Team den derzeitigen BAR-Angestellten Jenson Button. Allerdings befinden sich die Parteien derzeit in Vertragsstreitigkeiten. Wie die Angelegenheit ausgehen wird ist momentan völlig unklar. Nicht die besten Voraussetzungen für den jungen Briten, um sich in Ungarn voll und ganz auf das Rennen konzentrieren zu können...
Bestens aufgeräumt präsentierte sich im vergangenen Jahr Fernando Alonso: Der junge Renault F1-Pilot feierte auf dem Hungaroring den ersten Triumph seiner Formel 1-Karriere, wobei er sogar Ferrari-Ass Michael Schumacher überrundete. Gleichzeitig trug er sich als jüngster Grand Prix-Sieger aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. "Wir werden auch am kommenden Wochenende wieder sehr stark sein", verspricht der Spanier. "Ich weiß zwar nicht, ob wir den Erfolg des Vorjahres wiederholen können. Aber ihr könnt mir glauben, dass wir unser Bestes geben werden."