Die Bosch-Gruppe hat die Übernahme des 50-Prozent-Anteils der ZF Friedrichshafen AG am bisherigen Gemeinschaftsunternehmen ZF Lenksysteme GmbH (ZFLS) am 30. Januar 2015 vollzogen. Zuvor hatten die zuständigen Kartellbehörden der Übernahme zugestimmt. Damit übernimmt Bosch das ehemals paritätische Gemeinschaftsunternehmen komplett. Es wird als eigenständiger Geschäftsbereich in die Bosch-Gruppe eingegliedert und künftig Robert Bosch Automotive Steering GmbH heißen. Über den neuen Unternehmensnamen haben die ZFLS-Mitarbeiter abgestimmt.
ZFLS beschäftigt mehr als 13.000 Mitarbeiter in 8 Ländern. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Lenksysteme für Personenwagen und Nutzfahrzeuge. Im Jahr 2013 betrug der Umsatz rund 4,1 Milliarden Euro. Mit insgesamt 20 Standorten unter anderem in Europa, den USA, China, Indien, Brasilien und Malaysia ist das Unternehmen auf den wichtigsten Automobilmärkten der Welt vertreten.
ZFLS ist ein führender Hersteller von modernen, kraftstoffsparenden elektrischen Lenksystemen und erzielt damit schon heute rund 60% seines Umsatzes. Neben dem Einsparpotential von bis zu 0,8 Litern pro 100 Kilometer Fahrtstrecke ist die Elektrolenkung im PKW eine Basistechnologie zur Realisierung verschiedener Assistenzsysteme und für das automatisierte Fahren. Beispielsweise sind elektrische Lenksysteme eine der Voraussetzungen für das automatische Ausweichen in Gefahrensituationen, den Spurhalteassistenten oder das Start-Stopp-Segeln, bei dem der Motor in Rollphasen abschaltet. Auch für den wachsenden Elektroautomobilmarkt bietet ZFLS passende, systemfähige Elektrolenkungen.
Die Elektrolenkung kommt auch verstärkt in Nutzfahrzeugen zum Einsatz. Auf der NKW-IAA 2014 in Hannover hat ZFLS die neuartige Nutzfahrzeuglenkung Servotwin vorgestellt, die den Einstieg in die Elektrifizierung der Nutzfahrzeuglenkung markiert. Diese hydraulisch-elektrische NKW-Lenkung ebnet den Weg für die Einführung von Fahrerassistenzsystemen auch im NKW-Bereich.
Die Kunden von Bosch werden von dem um Lenksysteme erweiterten Produktangebot profitieren. Ein Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der heutigen ZFLS ist die Vernetzung der Komponenten zu software-gesteuerten Gesamtsystemen. So hat das Unternehmen eine Lösung zur Serienreife gebracht, die es erlaubt, ein Gespann aus PKW und Anhänger mit dem Smartphone von außerhalb des Fahrzeugs zu manövrieren. Durch die Entwicklung der hydraulisch-elektrischen NKW-Lenkung Servotwin funktioniert dieses Prinzip nun auch bei Lastkraftwagen von weit über 40 Tonnen Ladevolumen. Der entsprechende Prototyp wurde auf der IAA 2014 vorgestellt.
Eine kompakte, lokal entwickelte und besonders preisgünstige PKW-Elektrolenkung für asiatische Märkte zeigt, dass das Unternehmen nicht nur Lösungen für Premium-Fahrzeuge bietet. Auch die Kunden von günstigeren Kompaktwagen profitieren damit von den Effizienzvorteilen der Produkte.
Mehr als jeder zehnte Mitarbeiter des neuen Bosch-Geschäftsbereichs, also insgesamt rund 1.400, arbeitet in der Entwicklung. Der Forschungs- und Entwicklungsaufwand lag 2013 bei ca. 238 Millionen Euro. Seit seiner Gründung vor etwas mehr als 15 Jahren hat das Unternehmen rund 750 Patente angemeldet.