Meistens läuft es so ab: Am frühen Vormittag fährt ein Lieferwagen des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) auf das Gelände der
Ford-Werke AG in Köln-Niehl. Das Ziel: Die Zentralküche im Gebäude C. Ein Zivildienstleistender steigt aus und stapelt zusammen mit einem
Ford-Mitarbeiter Gastronorm-Behälter aus rostfreiem Edelstahl auf die Ladefläche. Inhalt: beste Nahrungsmittel, zum Beispiel Gemüse, Kartoffeln, Nudeln, Reis oder Ragout, gekühlt auf plus zwei bis drei Grad Celsius. Diese Produkte, alle frisch und in einwandfreier Qualität, sind in den sieben Betriebsrestaurants, die
Ford allein in Köln-Niehl unterhält, vom Vortag übriggeblieben. Bestimmt sind die Nahrungsmittel für zwei SKM-Einrichtungen am Kölner Hauptbahnhof. Es wäre bequemer, diese Lebensmittel einfach zu vernichten, als sie per Hand zu sortieren und in die Behälter zu schichten. Doch dann hätten die obdachlosen und drogenabhängigen Männer und Frauen, die die SKM-Stationen besuchen, buchstäblich nichts oder nur wenig Warmes zu essen.
Durchschnittlich rund 40 bis 60 Portionen sind es, die Ford auf diese Weise dem SKM werktäglich zuleitet, und zwar im Rahmen des "Kölner Tafel"-Projekts; mal mehr, mal weniger, hin und wieder bleibt auch nichts übrig. Die Anzahl der Portionen mag schwanken, die Ansprechpartner hüben wie drüben mögen gewechselt haben, doch für Ford sind das Procedere und die Motive seit Jahren unverändert. Seit 1996 nämlich unterstützt Ford den "Kölner Tafel e.V.", der wiederum mit den Lebensmitteln vor allem Obdachlose, Kinder und Jugendliche in sozialen Brennpunkten, Drogenabhängige, Asylbewerber und Flüchtlinge sowie Einzelpersonen in besonderen sozialen und wirtschaftlichen Notlagen hilft. Jürgen Elas, Küchenleiter der Ford-Betriebsrestaurants in Köln-Niehl: "Wir freuen uns, wenn wir auf diese einfache Weise bedürftige Menschen aller Altersstufen unterstützen können". Die Ford-Betriebsrestaurants am Standort Köln-Niehl werden werktäglich von durchschnittlich 3.000 Personen besucht. Das bedeutet, dass die Zentralküche pro Tag 2.100 Essen plus Beilagen zubereitet. Hinzu kommen 1.600 Snacks für die sieben SB-Märkte und 2.800 belegte Brötchen für die 39 auf dem ganzen Werksgelände verteilten Frischwaren-Automaten. Dass überhaupt Essen für den SKM und damit für die "Kölner Tafel" übrig bleibt, liegt nicht etwa an einer vermeintlich mangelhaften Planung, sondern am hohen Service- und Frischeanspruch der Ford-Betriebsgastronomie. Denn in den Restaurants kommen jeden Tag drei Hauptgerichte plus Beilagen auf den Tisch, und zwar bis zur Schließung um 13.30 Uhr.
Leicht verderbliche Produkte wie Fisch, Salate und Obst, aber auch Gerichte, die Sahne, Milch und Mayonnaise enthalten, lassen sich nicht ohne Risiken wieder regenerieren. Daher bietet Ford diese Lebensmittel dem SKM erst gar nicht an.
Die "Kölner Tafel" gibt alle Lebensmittel kostenlos an die Bedürftigen ab. Gespendet werden die Nahrungsmittel nicht nur von Ford, sondern unter anderem auch von Hotel-Küchen, Supermärkten, Obst- und Gemüsehändlern. Die "Kölner Tafel" holt die Nahrungsmittel regelmäßig ab, das heißt einmal oder fünf Mal pro Woche, oder - wenn Sonderlieferungen verfügbar sind - sporadisch auf Telefonanruf. Monatlich kommen circa 40 Tonnen zusammen.
Die "Kölner Tafel" wurde 1995 nach dem amerikanischen Vorbild "City Harvest" und in Anlehnung an bereits existierende "Tafel"-Projekte in Berlin, Hamburg und Düsseldorf gegründet. Alle 50 "Kölner Tafel"-Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig.