Für die diesjährige Essen Motor Show (29. November bis 07. Dezember) präsentiert der Veranstalter eine einmalige Sonderschau von historischen und neuen
Jaguar Fahrzeugen. Vom SS
Jaguar 100 Baujahr 1937 bis zum aktuellen F-TYPE sowie vom ersten Le Mans-Sieger C-TYPE bis zum siegreichen Tourenwagen-Europameister XJ-S reicht die Zeitreise durch eine über 75-jährige Sport- und Rennwagengeschichte. Mit dieser besonderen Kollektion legendärer Vollblüter aus Coventry setzt die 49. Auflage der als Weltmesse für Tuning, Motorsport, sportliche Serienautomobile und Classic Cars geltenden Show ein absolutes Highlight für alle Freunde der Raubkatzenmarke.
Den chronologischen Auftakt markiert ein silbern lackierter SS Jaguar 100 2 ½ litre Baujahr 1937. Er steht für die heroische Vorkriegszeit der 1922 als "Swallow Sidecar Company" gegründeten und ab 1934 in "SS Cars Limited" umfirmierten Marke. Es war im Oktober 1935, als "Jaguar" unter anderem beim offenen Zweisitzer SS 100 erstmals als Zusatzbezeichnung auftauchte, um so den sportlichen Charakter der Marke zu unterstreichen. Technisch legitimiert wurde die neue Nomenklatur durch einen von Harry Weslake konzipierten Zylinderkopf mit oben liegenden Ventilen und zwei Vergasern. Im nur 1.170 kg schweren SS Jaguar 100 installiert, reichten die 102 PS des 6-Zylinders für eine Höchstgeschwindigkeit von 153 km/h. Die ab 1938 erhältliche Version mit 125 PS starkem 3 ½-Liter-Motor erreichte dann jene Spitze, die die Typenbezeichnung suggerierte: 101 Meilen pro Stunde oder 163 km/h. Von 0 auf 96 km/h beschleunigte dieser frühe "Jaguar" in 10,4 Sekunden - und damit gut drei Sekunden schneller als die 2 ½-Liter-Variante. Tolle Werte für die 30er-Jahre.
C- und D-TYPE: Fünf Le Mans-Siege zwischen 1951 und 1957
Bei einer Greatest Hits-Kollektion von Jaguar dürfen Le Mans-Sieger natürlich nicht fehlen. Der auf dem Messegelände an der Gruga ausgestellte C-TYPE von 1953 steht für die ersten Erfolge von Jaguar beim 24 Stunden Rennen. Angetrieben vom legendären XK-Reihensechszylinder mit 3,4 Liter Hubraum siegte das aerodynamisch mustergültige Modell 1951 auf Anhieb. 1953, nunmehr bereits mit bahnbrechenden Scheibenbremsen bestückt, folgte der zweite Coup. Duncan Hamilton und Tony Rolt siegten mit einem Schnitt von 105,85 Meilen (170,35 km/h) - das erste Mal, dass Le Mans mit einem Stundenmittel von über 100 mph gewonnen wurde.
Der aus der Jaguar Heritage Sammlung ins Ruhrgebiet gekommene D-TYPE ist der Prototyp, mit dem Cheftester Norman Dewis alle Abstimmungsfahrten durchführte. Er trug bis auf die charakteristische Heckflosse schon alle Anleihen der "Serienmodelle".
"OVC 501" wurde im Mai 1954 fertig gestellt und noch unlackiert auf eigener Achse von Coventry nach Le Mans gefahren. Dort unterbot Tony Rolt bei Tests auf Anhieb den von Ascari auf einem Ferrari-V12 gehaltenen Rundenrekord um 5 Sekunden.
Beim D-TYPE ließ Jaguar erstmals Know-How aus der Luft- und Raumfahrt einfließen. Revolutionär: das selbsttragende Monocoque aus AluMINIum und Magnesium samt vorderem Hilfsrahmen. In seiner letzten Evolutionsstufe entwickelte der XK-Motor dank Lucas-Benzineinspritzung und auf 3,8 Liter vergrößertem Hubraum bis zu 275 PS. Für 1955 wurde zugleich die "Nase" um 19 cm verlängert. Die "long nose" brachte eine bessere Aerodynamik und half dabei, den D-TYPE auf der Mulsanne-Geraden auf über 280 km/h zu beschleunigen.
"Das war nun ein echter Rennwagen", zollte Cheftester Dewis Respekt. Er galt jenem Auto, das mit drei Siegen (1955-57) den Jaguar/Le Mans-Mythos begründete.
Ein Amerikaner in Le Mans - Bob Tullius und das Team Group 44
Nach dem letzten Sieg des D-TYPE sollten 27 Jahre vergehen, ehe erstmals wieder eine Raubkatze in Le Mans ihre Krallen wetzte. Doch zunächst nicht unter Regie des Werks, sondern des amerikanischen Privatteams Group 44.
Anfang der 1980er Jahre fasste Teamchef Bob Tullius den Plan für einen Einstieg mit Jaguar in die IMSA GTP-Serie. Der für die Königsklasse der US-Sportwagen-Rennserie konzipierte XJR-5 mit V12-Mittelmotor wurde von Lee Dykstra gezeichnet und debütierte 1982 in Elkhart Lake. Im April und Mai 1983 gewann Tullius und Bill Adam in Road Atlanta und Lime Rock - exakt mit dem in Essen gezeigten Chassis 009.
1984 traten zwei der Prototypen dann in Le Mans an. Keiner sah das Ziel, doch 1985 reichte es für eines der weiß-grünen Autos zu Platz 13 und zum Sieg in der GTP-Kategorie - die erste Zielankunft eines Jaguar in Le Mans seit 1963. Auch wenn Group 44 kein durchschlagender Erfolg gelang, ebneten die Amerikaner den Weg für eine Renaissance von Jaguar beim größten Langstreckenrennen der Welt.
TWR sorgte für die beiden bislang letzten Jaguar Siege bei den 24 Stunden
Denn nach dem Sieg von TWR in der Tourenwagen-EM 1984 übertrug Jaguar Teamchef Tom Walkinshaw eine nochmals anspruchsvollere Aufgabe: ein Auto für den Gesamtsieg in Le Mans. Die 1986 und 1987 dort eingesetzten Modelle deuteten bereits ihr Potenzial an, fielen aber durch Pech oder kleinere Defekte aus.
Nach dem Motto "alle guten Dinge sind drei" trat Jaguar dann 1988 mit 5 XJR-9 an - alle angetrieben vom 750 PS mächtigen 7,0 Liter V12. Zwei Autos fielen aus, die anderen belegten die Plätze eins, vier und 16. Der siegreiche "Jag" von Lammers/ Dumfries/Wallace legte 394 Runden zurück, was einer Distanz von 5332,79 km entsprach. Zum Vergleich: 1957 schaffte der D-TYPE 1957 gerade einmal 4.397 km.
1988 war ein goldenes Jahr für Jaguar und den XJR-9 - denn neben Le Mans holte TWR mit sechs Siegen aus zehn Läufen auch den Titel eines Markenweltmeisters.
British Leyland-Engagement mit dem XJ-C stand unter keinem guten Stern
Von den Prototypen zu den Tourenwagen. Mit der Gründung von British Leyland im Jahr 1973 hatte Jaguar für kurze Zeit seinen Status als eigenständiger Autobauer eingebüßt. Dem Mutterkonzern schwebte für 1976 ein Comeback im Motorsport vor. Leider suchten sich die Verantwortlichen mit dem XJ Coupé ein für den Einsatz in der Tourenwagen-EM zu schweres und benzinschluckendes Modell aus.
Nach der Vorstellung im März 1976 verzögerte sich das Debüt des von Broadspeed vorbereiteten XJ-C 5.3 V12 bis in den September. Derek Bell führte das Rennen in Silverstone dann auch eine Zeit lang an, ehe eine Halbwelle brach.
Und so oder ganz ähnlich ging die kurze Karriere des 1977 im Duett antretenden XJ-C V12 auch weiter: Immer spektakulär für die Zuschauer, regelmäßig auf der Pole-position, doch in der Regel gescheitert an mangelnder Standfestigkeit und - wie beim vorletzten Einsatz in Silverstone, als Andy Rouse mit Blickkontakt zum führenden BMW kurz vor Schluss auf einer Ölspur abflog - dem nötigen Quäntchen Glück. So blieb der größte Erfolg der "großen Katze" der zweite Platz von Bell/Rouse beim 6-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.
XJ-S brachte Jaguar EM-Titel und Siege bei den Klassikern Spa und Bathurst
Weit erfolgreicher verlief im Vergleich das Tourenwagen-EM-Programm mit dem XJ-S. Schon im ersten Jahr (1982) holte das nun von Jaguar selbst ausgewählte Team TWR vier Siege -und Teamchef Tom Walkinshaw Platz zwei in der Fahrer-Wertung.
1983 zeigte die Leistungskurve weiter nach oben: Nach neun von zwölf Läufen lag Jaguar mit 5:4 gegenüber BMW vorn, den Titel verfehlten die Briten erst beim Finale. 1984 waren die XJ-S V12 dann unschlagbar. Unter den sieben Siegen ragte der Triumph beim 24-Stunden-Rennen von Spa heraus. Walkinshaw gewann den Fahrertitel mit zehn Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Hans Heyer.
E-TYPE und F-TYPE - Helden von gestern und heute mit ähnlichen Genen
Abgerundet wird die einmalige Ausstellung von Jaguar Rennsportwagen auf der Essen Motor Show durch einen Jaguar E-TYPE Roadster und einen aktuellen Jaguar F-TYPE. Obwohl beide Modelle über 50 Jahre auseinanderliegen - der "E" debütierte 1961, der "F" 2013 - teilen sich beide die typischen Jaguar-Gene. Der rote E-TYPE hat einen 265 PS starken 3,8 Liter Reihen-6-Zylinder unter der langen und sinnlichen Haube. Er gehört zu den ältesten noch aktiven Exemplaren - wovon unter anderen die unter Plexiglasabdeckungen sitzenden Scheinwerfer zeugen. In 14 Jahren rollten weltweit über 70.000 Einheiten des als Coupé und Roadster erhältlichen Kult-Modells auf die Straßen.
Der 2013 zunächst als Cabriolet mit Stoffdach und in diesem Jahr zusätzlich als Coupé präsentierte F-TYPE setzt die Tradition großer Jaguar Sportwagen mit bis zu 550 PS* Leistung und (ab 2015) optionalem Allradantrieb nun gebührend fort.