Moderne Cabrioverdecke sind zwar in der Regel waschanlagenfest und oftmals gibt es sogar entsprechende Reinigungsprogramme für die putzenden Roboter. Dennoch empfiehlt Philip Puls von TÜV SÜD in München Handarbeit. Denn die rotierenden Bürsten können dem Schmutz oft nichts anhaben. Die rauen Textilstrukturen der Verdecke halten den Dreck viel stärker fest als glatte Lackoberflächen. Bei der manuellen Putzaktion sollte man allerdings Verschiedenes beachten. Vor allem: "Finger weg von Hochdrucklanzen", warnt der TÜV SÜD-Fachmann.
Die Cabrio-Außenhaut verträgt zwar in der Regel problemlos Sonne und Regen ebenso wie Hitze oder Kälte. "Doch egal, ob die schützende Außenschicht aus Kunststoffen wie PVC, Acryl, Polyacrlynitril (Dralon) oder aus Baumwollmischgewebe gefertigt ist bei unsachgemäßer Anwendung können Hochdruckreiniger das weiche Dach regelrecht zerfetzen und die Imprägnierung von Textildächern schlagartig zerstören", begründet Puls seine Warnung.
Wenn der Verdeckstoff nur verstaubt ist, reicht eine Trockenreinigung mit weicher Bürste und Staubsauger völlig aus. "Wer sein Cabrio von Hand wäscht, darf dabei ruhig auch mal das Verdeck zur Schonung des Stoffs aussparen", sagt Puls. Ist eine Feuchtreinigung unumgänglich, reibt man das Dach von vorne nach hinten mit klarem Wasser mit einem weichen Schwamm vorsichtig ab. Autoshampoo, beziehungsweise verdünntes Spülmittel helfen bei stärkeren Verschmutzungen. Gezielt wirken speziell aufs Cabrio abgestimmte Verdeckreiniger aus dem Fachhandel. Egal, welches Waschmittel verwendet wird, selbst sanfte Lösungen waschen allmählich die Imprägnierung aus. Verdeckimprägniersprays frischen diesen Schutz wieder auf, beugen dem Vollsaugen der Textilien vor und sorgen so für schnelleres Trocknen. Tipp: "Decken Sie vor dem Einsprühen die Scheiben mit Karton ab, damit sich kein schwer zu entfernender Imprägnierbelag auf das Glas legt", rät der TÜV SÜD-Fachmann.
Wer seinem Cabrio per Waschanlage neuen Glanz spendieren möchte, sollte in Zweifelsfällen einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen. Doch auch beim Betreiber der Waschanlage sollte man sich zuvor erkundigen. "Manche bieten sogar spezielle Waschprogramme mit entsprechender Steuerung der Bürsten an", weiß Puls. Allerdings sind mit zunehmendem Alter des Cabrios oftmals die Dachdichtungen dem Wasserdruck und dem Trocknungsgebläse nicht mehr gewachsen. Ein feuchter Innenraum ist dann die Folge.
Besondere Vorsicht empfiehlt Puls bei Waschprogrammen mit klassischem Heißwachs. "Das ist für Textildächer reines Gift", warnt der TÜV SÜD-Fachmann: "Das klebrige Heißwachs setzt die Poren des Verdeckstoffes zu." Bei Verdecken mit Kunststoffheckscheiben sollte man nach Möglichkeit ganz auf Bürstenwäsche verzichten, weil die Bürsten das Material leicht verkratzen und auf Dauer regelrecht blind machen. Waschanlagen mit Textillappen oder Moosgummi sind hier weniger kritisch.
Zur Pflege des Cabriodachs gehört darüber hinaus eine vorausschauende Parkplatzwahl. "Unter Bäumen das Fahrzeug abzustellen, ist eine eher schlechte Wahl", meint Puls. Baumharz, schlimmer noch säurehaltiger Vogelkot und Ausscheidungen von Insekten setzen dem Verdeck stark zu und müssen möglichst rasch mit einem feuchten Tuch abgewischt werden. Kernseife mit viel Wasser kann die Reinigungswirkung bei Bedarf verstärken. Nur für hartnäckige Flecken und besonders starke Verunreinigung empfiehlt Puls Spezialmittel. Sie sind im Zubehörhandel vorzugsweise bei den Fachwerkstätten der entsprechenden Automobilmarken in unterschiedlicher Zusammensetzung für Kunststoff- und Stoffverdecke erhältlich. Bei deren Anwendung ist immer auch auf die vorgegebenen Einwirkzeiten zu achten, damit keine unerwünschten Verfärbungen das Reinigungsergebnis beeinträchtigen. Harzflecken kann man mit Eisspray behandeln und dann vorsichtig abkrümeln.
Um mögliche Schäden an Polycarbonatscheiben zu vermeiden, sollten scharfe Reiniger dort schnellstmöglich wieder abgewischt werden. Haushaltsübliche Fleckentferner sind bei der Pflege des Cabriodachs ein No-Go.
Nach jeder Wäsche muss das Cabrio zunächst einmal geschlossen bleiben, bis das Verdeck wieder getrocknet ist. Gleiches gilt für den Start am frühen Morgen, wenn noch Tau das Dach benetzt. Grundsätzlich empfiehlt es sich, das Verdeck weder feucht noch stark verschmutzt zu falten. Sonst besteht die Gefahr von Stockflecken, Druck- und Scheuerstellen.
Während die Verdeckmechanik moderner Cabrios praktisch wartungsfrei ist, sollte man sich den Gummidichtungen des Dachs regelmäßig widmen. "Eine vorsichtige Putzaktion mit einem feuchten Lappen und anschließendes Einreiben mit Pflegemitteln auf Silikonbasis hält sie geschmeidig", rät der TÜV SÜD-Fachmann: "Die Gummis danken solche Fürsorge mit sauberem Sitz und dauerhafter Dichtigkeit."