Die Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verkehrseffizienz durch Fahrzeug-Kommunikation (Car2X) ist eines der zentralen Anliegen von Automobilherstellern und Politik. Mit dem auf europäischer Ebene angesiedelten Projekt DRIVE C2X hat
Opel gemeinsam mit 46 Konsortialpartnern 3,5 Jahre lang Funktionalität, Alltagstauglichkeit und Wirksamkeit von Car2X-Kommunikation unter realen Bedingungen erprobt. Die Ergebnisse des erfolgreich abgeschlossenen Projekts präsentiert das Konsortium auf seiner Abschlussveranstaltung heute in Berlin.
Fahrzeug-Kommunikation ermöglicht vielfältige Warn- und Sicherheitsfunktionen
Opel forscht und entwickelt bereits seit Jahren an intelligenten Systemen zur Verbesserung der Fahrsicherheit und -effizienz für entspanntes und ökonomisches Autofahren. Die Kommunikation von miteinander vernetzten Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur ist dabei eines der zentralen Forschungsgebiete und gilt als Modell der Zukunft für eine intelligente Steuerung des Straßenverkehrs. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt DRIVE C2X hat in den vergangenen 42 Monaten Feldversuche teils unter Alltagsbedingungen, teils auf separaten Testrouten in 7 Ländern durchgeführt (Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweden, Spanien). Ziele waren, die Vorteile der miteinander kooperierenden Systeme der einzelnen Projektpartner aufzuzeigen, Gefahren im Straßenverkehr zu verringern beziehungsweise gar nicht erst entstehen zu lassen und dadurch eine wirksame Verbesserung des Verkehrsflusses zu erreichen.
Getestet wurden unter anderem Funktionen zur Baustellen- und Stauwarnung, Verkehrszeichen-Information, Warnung vor sich nähernden Einsatzfahrzeugen, Wetter- und Straßenzustandswarnung, aber auch Systeme zur Optimierung des Verkehrsflusses vor Ampelkreuzungen oder zur Warnung vor verdeckten Gefahrenstellen und Hindernissen, auf die das Fahrzeug so frühzeitig reagieren kann. Opel stellte nicht nur einen speziell ausgestatteten Insignia mit Wetterwarnfunktion zur Verfügung, das Unternehmen leitete auch das Arbeitspaket zur Prüfung der Interoperabilität der einzelnen Systeme der beteiligten Hersteller.
"Für uns war es spannend herauszufinden, ob sich die unterschiedlichen Fahrzeuge überhaupt verstehen, da jeder Hersteller andere Hard- und Software einsetzt. Tatsächlich hat die Kommunikation zwischen den Autos sehr gut funktioniert", erklärt Bernd Büchs, Entwicklungsingenieur Elektronik bei Opel. Die entsprechenden Tests und Feldversuche hierzu fanden im niederländischen Helmond statt.
Die von Opel entwickelte Wetterwarnfunktion testete das Konsortium im finnischen Tampere. Dabei erfassen Sensoren an besonders gefährdeten Straßenabschnitten alle Wettersituationen wie Temperatur, Nebel, Regen oder Schnee und informieren die Fahrzeuge über die Car2X-Technologie. Opel erprobte dabei, inwiefern die Elektroniksysteme des Fahrzeugs für die Erfassung von kritischen Situationen wie zum Beispiel Glätte geeignet sind, um diese Information als genau verortete Warnung an andere Fahrzeuge mit Car2X zu übermitteln.
Gesetzliche Vorgaben und individuelle Regelungen Fordern Systeme heraus
Einen großen Lerneffekt hatten die Beteiligten bei teils trivialen Details. Während beispielsweise auf Landstraßen in Deutschland Hirsche auf Warnschildern vor möglichem Wildwechsel warnen, zeigen die Schilder in Skandinavien Elche Unterschiede, auf die die Elektronik in jedem Fahrzeug eingestellt werden muss, sodass das Auto in jedem Land gleich reagiert. Weiteres Beispiel: In Finnland und Schweden legt der Gesetzgeber großes Augenmerk auf die Unfallvermeidung vor Schulen mit entsprechenden Warnschildern und Geschwindigkeitsbeschränkungen. Hier wurden beispielsweise die Warnschilder zusätzlich ins Fahrzeug übertragen und zur Anzeige gebracht. Aber auch unterschiedliche gesetzliche Vorgaben bei den beteiligten Ländern waren zu beachten. "In Frankreich gilt zum Beispiel auf Autobahnen ein Tempolimit von 130 km/h, bei Regen sind es 110 km/h. Das mussten die Systeme ebenso berücksichtigen wie die entsprechenden Regelungen in anderen Ländern", so Bernd Büchs.
Die Marktreife sieht Opel-Entwickler Büchs in etwa 2 bis 5 Jahren. Für die Automobilindustrie geht es nun in erster Linie darum, die Standards zu verabschieden und anzuwenden, die Integration in die Fahrzeuge sowie eine einfache Bedienbarkeit sicherzustellen. Und natürlich muss die Technik für die Kunden bezahlbar sein, denn nur wenn möglichst viele Autofahrer diese Systeme nutzen, profitieren die Verkehrsteilnehmer von den Vorteilen. Die Reaktion der Testfahrer auf die Technologie war sehr positiv, die Mehrzahl der Probanden würde die Systeme nutzen und wäre bereit, dafür einen angemessenen Aufpreis zu zahlen.