Das zehnte Rennen der Formel 1-Saison 2014 findet im Rahmen des Großen Preises von Deutschland auf dem Hockenheimring statt.
Aussagen der Fahrer / TeamleitungLewis Hamilton
Der Sieg in Silverstone war ein unglaubliches Gefühl für mich, das Team und die Fans. Mehr hätte ich mir wirklich nicht wünschen können. Ich habe das Gefühl, dass ich bislang die gesamte Saison im Hintertreffen war. Obwohl ich Rennen gewann, führte ich die Weltmeisterschaft nur kurz an. Jetzt wieder fast gleichauf zu sein, war genau das, was ich gebraucht habe. Es ist wie ein Neubeginn zum Start der zweiten Saisonhälfte. Uns erwartet ein richtig enger Zweikampf. Aber selbstverständlich möchte man nie, dass der Teamkollege ausfällt. Hoffentlich können wir nun einen Strich unter die Ausfälle machen und uns auf der Strecke gegenseitig antreiben. Man kann eben nicht immer alles haben - das beste Auto, die beste Pace, die beste Höchstgeschwindigkeit am Ende der Geraden und eine perfekte Zuverlässigkeit. Wir bewegen uns nun einmal am Limit. Ich weiß aber, wie hart das Team arbeitet, um so nah wie möglich an diese Messlatte heranzukommen. Wir konnten viel Positives aus Silverstone mitnehmen. Ich weiß, dass ich vor dem nächsten Rennen das beste Auto habe. Ich habe bewiesen, dass ich eine gute Pace besitze und ich weiß auch, dass ich vorne sein kann, wenn ich eine gute Leistung zeige. Das ist eine gute Ausgangslage. Hockenheim ist das Heimrennen von Mercedes-Benz. Das macht es für das Team und mich gleichermaßen wichtig. Ich habe in der Vergangenheit schon zweimal in Deutschland gewonnen. In Hockenheim allerdings nicht mehr seit 2008. Mein Ziel ist es, das an diesem Wochenende zu ändern.
Nico Rosberg
Das Wochenende in Silverstone brachte natürlich nicht das Ergebnis, das ich mir erhofft hatte. Dennoch war es in vielerlei Hinsicht ermutigend. Wir haben in einem schwierigen Qualifying als Team die richtigen Entscheidungen getroffen. Außerdem fühlte sich die Fahrzeugbalance bis zu meinem Ausfall sehr stark an. Das war wirklich schade. Aber unter dem neuen Reglement werden wir stets bis an die Grenzen gehen. Ich weiß, wie hart das Team arbeitet, um uns an jedem Wochenende das beste Auto zu geben. Leider habe ich dadurch viele Punkte verloren. Jetzt ist der Titelkampf wieder sehr eng. Aber ich fühle mich gut. Von den Testfahrten in der letzten Woche geht es direkt zum nächsten Rennen. Dort erwartet mich eine neue Gelegenheit, wieder Schwung aufzunehmen. Genau das habe ich vor. Hockenheim ist für uns alle ein wichtiges Rennen. Es ist der Heim Grand Prix von Mercedes-Benz und nach Monaco ist es auch mein zweites Heimrennen. Ich bin voll konzentriert, dort an diesem Wochenende ein Top-Ergebnis einzufahren. Hockenheim ist die Strecke, auf der ich im Verlauf meiner Karriere in den Nachwuchsserien die meisten Rennen gewonnen habe. Ich weiß also, dass sie meinem Fahrstil liegt. Natürlich würde ich meiner Liste gerne bald einen Formel 1-Sieg hinzufügen! Die deutschen Zuschauer haben mich schon immer stark unterstützt. Sie sind sehr begeisterungsfähig und es ist fast schon eine Tradition, dort am Rennwochenende mit der Familie campen zu gehen. Jetzt freue ich mich darauf, vor meinem Heimpublikum ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef
Das Wochenende in Silverstone war wie eine Achterbahnfahrt. Es steckte voller gemischter Gefühle. Lewis lieferte am Sonntag eine fantastische Leistung ab. Damit zeigte er Stärke. Er erholte sich von der Enttäuschung im Qualifying und fuhr einen brillanten und viel umjubelten Heimsieg ein. Nico erzielte an einem starken Wochenende leider nicht das Ergebnis, das er verdient gehabt hätte. Wir haben seit dem Rennen mit Volldampf daran gearbeitet, das Problem zu beheben. Die Performance des Autos ist klar ersichtlich. Aber eine hundertprozentige Standfestigkeit ist genauso wichtig, wenn wir unseren Vorsprung in der Weltmeisterschaft bis zum Saisonende behalten wollen. Insgesamt war Silverstone ein denkwürdiges Rennen für das Team. Gleichzeitig war es beste Werbung für die neue Formel 1-Ära. Jetzt geht es zum Heimrennen von Mercedes-Benz nach Deutschland. Der Titelkampf zwischen unseren beiden Fahrern ist äußerst eng. In Hockenheim erwartet uns deshalb ein wichtiges Wochenende für sie und das Team. Aus diesem Grund werden wir alles geben, um mit beiden Autos das bestmögliche Ergebnis einzufahren. Das nächste Kapitel in diesem faszinierenden Wettkampf liegt vor uns. Wir sind entschlossen, eine starke Leistung zu zeigen.
Paddy Lowe, Executive Director (Technical)
Lewis erzielte in Silverstone einen fantastischen Sieg. Passend zum 50. Großen Preis von Großbritannien und dem 60-jährigen Jubiläum des ersten Formel 1-Sieges von Mercedes-Benz. Das war durchaus ein Grund zum Feiern. Aber unser Hauptaugenmerk lag seitdem darauf, das Getriebeproblem an Nicos Auto zu verstehen und sicherzustellen, dass es nicht mehr auftritt. Wie immer haben wir sehr viel Arbeit in die Fehlersuche gesteckt und eine Lösung für Hockenheim gefunden. Dorthin werden wir auch eine Reihe weiterer Verbesserungen mitbringen, die wir bei den Testfahrten in Silverstone in der vergangenen Woche ausprobiert haben. Somit sehen wir dem nächsten Rennen zuversichtlich entgegen. Dabei hoffen wir sowohl auf eine verbesserte Performance als auch eine bessere Zuverlässigkeit. Deutschland ist das Heimrennen für Mercedes-Benz. Gerne würden wir all unseren Kollegen an der Strecke eine gute Show bieten. Es ist eine schöne Strecke, auf der unser Auto stark sein sollte. Die Performance wird jedoch wie immer davon abhängen, ob man die Fahrzeugabstimmung auf Anhieb richtig hinbekommt. Aber auch das Verständnis für die Reifen wird entscheidend sein. Die ausgewählten Reifenmischungen sind dabei für dieses Rennen ungewöhnlich weich. Der Abstand im WM-Kampf zwischen Nico und Lewis ist sehr eng. An diesem Wochenende erwartet uns also erneut ein spannendes Duell zwischen den beiden.
Hockenheimring: Inside Line
Lewis
Die Strecke in Hockenheim ist technisch recht anspruchsvoll. Sie stellt die Fahrer vor eine Reihe an HerausForderungen. In Kurve eins muss man den Scheitelpunkt hart anfahren. Denn die Kurve ist viel enger als sie aussieht. Hier kann man am Kurvenausgang leicht weit hinausgetragen werden. Das kostet dich Geschwindigkeit auf der folgenden kurzen Geraden. In Kurve zwei bremst man tief hinein. Man lenkt früh ein und kommt am Ausgang weit hinaus, um den Speed in Richtung der Kurven drei und vier mitzunehmen. Es ist entscheidend, gut aus diesem Abschnitt herauszukommen. Denn danach folgt die lange DRS-Gerade vor Kurve sechs - die beste Überholstelle der gesamten Strecke. Man muss den Kerb in Kurve fünf mitnehmen, aus der Kurve bis zur Streckenmitte herausdriften und dann wieder nach links ziehen, um die langsame Haarnadel anzubremsen. Die Passage vor dieser Kurve ist lang und sehr schnell. Hoffentlich bringt uns die Mercedes-Benz Power dort nach vorne!
Es folgt die schnelle siebte Kurve. Danach bremst man Kurve acht an. Eine Linkskurve, in die man viel Geschwindigkeit mit hineinnimmt. Am Kurvenausgang kann man hier ebenfalls etwas hinausdriften. Aber dann muss man wieder zurück, um mit Vollgas durch die folgende Rechtskurve fahren zu können. Jetzt ist man zurück auf dem älteren Streckenabschnitt. Hier ist die Strecke viel enger und der Grip-Level verändert sich. In Kurve 13 fährt man tief hinein, um dann direkt durch die Schikane (Kurven 14 und 15) zu fahren. Dann fährt man ruhig durch die letzten beiden Kurven. Beim Beschleunigen Richtung Ziellinie muss man aber sehr vorsichtig sein, damit das Heck nicht ausbricht.
Nico
Ich bin schon immer gerne in Hockenheim gefahren. Auch nachdem die langen Waldgeraden entfernt wurden, ist es noch immer eine großartige Strecke, die schon fantastische Rennen hervorgebracht hat. Es gibt immer viel Action und viele Zwischenfälle - besonders in der Haarnadel nach der langen Geraden. Das ist eine ideale Überholstelle und sehr aufregend für die Fans. Der Kurs in Österreich hat ein ähnliches Layout und dort war unser Auto im schnellen ersten Sektor stark. Hoffentlich wird das hier genauso sein.
Was wäre Hockenheim ohne den alten Streckenteil, das legendäre Motodrom. Hier kommt man in Kurve zwölf mit Highspeed über die Kerbs angeflogen und fährt weit auf das künstliche Gras. Es folgt eine wirklich enge und winklige Kurvenkombination. Die Sachs Kurve (Kurve 13) ist besonders ungewöhnlich, weil sie recht stark überhöht ist. Dort kann sehr leicht eines der Vorderräder blockieren. Die Kurve ist dennoch schön zu fahren, weil man den Speed mitnehmen kann. Besonders toll an diesem Streckenabschnitt ist, dass die Zuschauer ganz nah dran sind. Alles ist eng zusammen und man kann die Atmosphäre richtig fühlen.
Am Kommandostand
Vertrautheit mit der Strecke
Der Austragungsort des Großen Preises von Deutschland wechselt seit einigen Jahren jährlich zwischen dem Nürburgring und Hockenheim. Demzufolge sind die Teams vor ihrer Ankunft am kommenden Wochenende seit zwei Jahren nicht mehr in Hockenheim gewesen. Die Daten von 2012 sind allerdings noch immer relevant und bieten eine gute Basis für die Teams. Das ist anders als zuletzt in Österreich, wo die Formel 1 für mehr als ein Jahrzehnt nicht gefahren war. Dennoch gibt es Elemente, die in Hockenheim für größere HerausForderungen sorgen werden als auf Strecken, auf denen 2013 gefahren wurde. Dazu zählen unter anderem das Verhalten der Reifen und das Speedlimit in der Boxengasse. In diesen Bereichen liegt also zusätzliche Arbeit vor den Teams.
Reifen
In den ersten Trainings des Wochenendes wird ein Großteil des Augenmerks auf den Reifen liegen. Die verwendeten Reifen sind zwar mit Blick auf das Verhalten ähnlich zu jenen aus der Saison 2012, arbeiten aber in einem ganz anderen Temperaturfenster. Das Rennen in der Saison 2012 war auch das bislang einzige, das Pirelli als Formel 1-Reifenhersteller dort bestritten hat. Damals fanden das zweite Training und das Qualifying zeitweise im Nassen statt. Somit stehen ihnen im Vergleich zu anderen Strecken relativ wenige Informationen zur Verfügung. Auch ein Vergleich mit aktuellen Daten ist schwierig. Denn diese Informationen müssen zweimal interpretiert werden, was die Fehlerquote erhöht. Im Jahr 2012 kamen in Hockenheim die mittlere und die weiche Reifenmischung zum Einsatz. In diesem Jahr hat sich Pirelli für die beiden weichsten Mischungen entschieden: weich und superweich. Das ist entscheidend, weil 2012 die meisten Teams auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzten. Damals wurde der Prime-Reifen von den meisten als der bessere Reifen für das Rennen angesehen. Das könnte bedeuten, dass die Reifenwahl für 2014 etwas auf der weicheren Seite liegt. Traditionell kommen auf dieser Strecke jedoch eher die härteren Mischungen zum Einsatz. In Österreich sah es jedoch ähnlich aus und es gab keinerlei Bedenken. Dennoch könnten jene Teams, die sich bei der Reifennutzung an der Grenze befinden, hier mehr Probleme bekommen als auf anderen Kursen.
Streckenverlauf
Der Streckenverlauf in Hockenheim lässt sich in vielen Punkten mit jenem in Österreich vergleichen. Zwar ist die Streckenoberfläche etwas aggressiver und die Strecke ein wenig länger, aber die Zeiten liegen traditionell nur wenige Sekunden auseinander. Auch beim Blick auf die Kurven zeigen sich Ähnlichkeiten zwischen den beiden Strecken, die vorwiegend mittelschnelle und schnelle Kurven aufweisen. Im ersten Sektor kommt es auf die Motorleistung an. Im dritten Sektor stehen die Performance bei geringeren Geschwindigkeiten und die Traktion im Vordergrund. Der zweite Sektor ist eine Kombination aus den beiden. Diese Gegensätze ergeben eine interessante und Fordernde Strecke sowohl für die Fahrer als auch die Teams. Es kommt auf den richtigen Kompromiss an. Es ist nicht möglich, das beste Setup für alle drei Sektoren zu finden. Die Teams müssen eine ausgewogene Balance für die AnForderungen jedes Sektors finden. Auf der langen DRS-Geraden vor Kurve sechs kommt es auf die Höchstgeschwindigkeit an. In der Haarnadel gibt es eine Vielzahl an möglichen Linien, was Überholmanöver ermöglicht.
Safety Cars
Der moderne Kurs in Hockenheim besitzt nur wenige Kiesbetten. Somit sind Safety Car-Einsätze eher selten. In den meisten Kurven ist es relativ einfach, nach einem Dreher ohne Probleme weiterzufahren. Die Ausfallquote ist gering. Normalerweise liegt sie zwischen drei und fünf Autos pro Rennen. Das bedeutet eine geringe Wahrscheinlichkeit für Kontakte zwischen Autos oder Fehler.
Klima
Das Wetter in der Region rund um Hockenheim ist fast immer ein Garant für Regensessions. Im Durchschnitt gab es bislang rund drei Sessions auf nasser Strecke pro Rennwochenende. Beim letzten Formel 1-Rennen auf dieser Strecke regnete es im zweiten Training und dem Qualifying mehr oder weniger stark. Das Rennen selbst blieb jedoch trocken. Aus Wettersicht ist es in Deutschland daher fast wie in Silverstone. Starke Temperaturschwankungen sind nicht unüblich. Die Streckentemperatur kann sich von einem Tag zum anderen um bis zu 12 Grad verändern. In Österreich gab es zuletzt die größten Schwankungen bei der Umgebungstemperatur der vergangenen 3 Jahre. Ähnlich wie in Spielberg können sich auch in Hockenheim über Nacht Wetterfronten bilden. Aus diesem Grund müssen die Teams ihre Autos mit einem gewissen Fehlerspielraum abstimmen. Nur so können sie allen Eventualitäten vorbeugen.Jubiläen