Es sind nur 6,5 Linienkilometer, doch die haben es in sich. Denn auf Deutschlands steilster Omnibuslinie zum 1.834 m hoch gelegenen Kehlsteinhaus pendeln täglich bis zu 3.700 Fahrgäste. Steigungen von bis zu 24% stellen an Fahrer und Fahrzeug dabei höchste Ansprüche. In der zweiten Maiwoche hat der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) drei neue Überland-Linienwagen vom Typ
Mercedes-Benz Citaro Euro VI zur Verjüngung der Kehlsteinflotte in seinen Dienst gestellt. Bei der feierlichen Inbetriebnahme der Fahrzeuge überreichte Tammo Voigt, Leiter Verkauf ÖPNV Großflotte
Mercedes-Benz Omnibusse, den symbolischen Schlüssel an Herrn Nicolaj Eberlein, Bereichsleiter Verkehr/Marketing der (RVO).
Welche HerausForderungen die neuen Citaro erwarten, verdeutlichen einige Zahlen: Die Hochgebirgsstraße ist im Schnitt nur 3,5 m breit und überwindet einen Höhenunterschied von 770 m. Dabei passieren die Fahrzeuge fünf Tunnel mit einer Gesamtlänge von 273 m. Saisonabhängig startet der Linienbetrieb in der Regel Mitte bis Ende Mai und endet in den letzten Tagen im Oktober. Trotzdem muss jederzeit mit extremen Witterungsverhältnissen und entsprechend schlechter Wegstrecke gerechnet werden. In Spitzenzeiten fahren bis zu 14 Busse gleichzeitig. Auf der gesamten Strecke gibt es nur eine Ausweichstelle, den sogenannten Königseeblick, hier warten talwärts fahrende Wagen und lassen die bergauf fahrenden passieren.
Um die Steigungen zügig bergauf und sicher bergab zu bewältigen, hat der Regionalverkehr Oberbayern die Fahrzeuge entsprechend konfiguriert. Der Mercedes-Benz Motor OM 936 nach Euro VI leistet durchzugsstarke 260 kW (354 PS). Sein maximales Drehmoment von 1.400 Nm erreicht er dabei bereits bei 1.200 U/min. Explizit auf die Kehlsteinlinie wurde das 4-Gang-Automatikgetriebe abgestimmt. Es arbeitet mit einer Gesamtübersetzung von 6,21, wobei die kleinen Gänge in ihrer Übersetzung speziell die topografischen Besonderheiten der Linie berücksichtigen und bei Talfahrten die Retarderleistung deutlich erhöhen.
Dem hohen Fahrgastaufkommen werden die in Verkehrsrot lackierten Citaro Ü ebenfalls gerecht. Zwei elektrische Schwenkschiebetüren gewährleisten einen zügigen Fahrgastfluss und schaffen im Innenraum zusätzlich Platz für Sitzfläche und einen Rollstuhlbereich. Alle Fahrgäste müssen sitzen, bevor die steile Gebirgsstraße bewältigt werden kann. Fahrgastraum und Fahrerarbeitsplatz werden jeweils über eine eigene Aufdachklimaanlage temperiert.
Seit dem 01. Juni 1976 wird die Kehlsteinstrecke von der Regionalverkehr Oberbayern GmbH, RVO (DB Bahn Oberbayernbus) im Auftrag der Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee (TRBK) befahren. Mit einem ausgeklügelten System steuert die Fahrdienstleitung den Betriebsablauf am Kehlstein und sorgt dafür, dass jährlich etwa 300.000 Besucher diese höchste Omnibuslinie Deutschlands nutzen. Die Linie zum Kehlstein wird in nur 15 min Fahrzeit bewältigt.