Nach erkennbaren Steigerungen beim vergangenen Rennen in Silverstone und einem aufschlussreichen Test in Jerez sieht das
BMW WilliamsF1 Team dem Großen Preis von Deutschland optimistisch entgegen.
Vor dem zweiten Grand Prix des Jahres in der Heimat von BMW hat der WilliamsF1 BMW FW26 erneut Verbesserungen erfahren. Während Ralf Schumacher weiter auf dem Weg der Genesung ist, wird der Brasilianer Antonio Pizzonia, zweiter Testfahrer des Teams, in Hockenheim neben Juan Pablo Montoya den Wagen mit der Startnummer vier steuern.
Juan Pablo Montoya:
Im vergangenen Jahr in Hockenheim habe ich meinen bis dato letzten Sieg erzielt. Es wäre an der Zeit für den nächsten Erfolg. Das würde dem Team Aufschwung geben und unsere Position verbessern. Aber wir wissen, dass das derzeit schwierig ist. Die Konkurrenz ist härter denn je. Dennoch: Wir waren in der Vergangenheit auf dieser Strecke immer gut und hoffen, daran anknüpfen zu können. Für eine Wetterprognose ist es noch viel zu früh, aber mit derart kühlen und unbeständigen Bedingungen wie in Silverstone rechne ich in Hockenheim eigentlich nicht, und das sollte es uns etwas leichter machen.
Die Fahrerbesetzung des BMW WilliamsF1 Teams wird beim Deutschen Grand Prix nun zu hundert Prozent südamerikanisch sein. Ich wünsche Antonio Pizzonia als meinem neuen Teamkollegen viel Glück. Ich will in Deutschland weitere Punkte sammeln und werde ihn nach Kräften unterstützen, dasselbe zu tun.
Antonio Pizzonia:
Ich freue mich sehr über diese Chance, die mir das BMW WilliamsF1 Team gibt. Ich werde mein Bestes geben, um mich dafür mit WM-Punkten zu bedanken. Jetzt konzentriere ich mich hundertprozentig auf den kommenden Renneinsatz in Hockenheim und werde mich nach einem klaren Plan darauf vorbereiten.
Sam Michael (Technical Director WilliamsF1):
In Sachen Überholmöglichkeiten ist Hockenheim eine großartige Rennstrecke. Das gilt insbesondere für die lange Gerade zwischen der zweiten und der dritten Kurve, wobei diese dritte Kurve den zusätzlichen Vorteil einer großzügigen und asphaltierten Auslaufzone bietet. Der Hockenheimring ist ein gutes Beispiel dafür, wie Rennstreckenarchitektur dazu beitragen kann, dass mehr Überholmanöver zu sehen sind.
Charakteristisch für die Strecke sind langsame und mittelschnelle Kurven, sie bestimmen über die Fahrzeugabstimmung. Außerdem ist eine gute Traktion ein wichtiger Faktor. Wir werden mit weiteren aerodynamischen und mechanischen Chassis-Verbesserungen antreten und hoffen, uns damit etwas weiter vorn platzieren zu können. Das Vorjahresrennen hat gezeigt, dass die Reifen auf diesem Kurs sehr stark beansprucht werden. Deshalb wird es von größter Bedeutung sein, zusammen mit Michelin die richtige Reifenwahl zu treffen.
Im Rennen wird neben der Strategie auch die Effizienz der Boxenmannschaft entscheidend sein. In Silverstone hat die Arbeit der Boxencrew maßgeblich mitgeholfen, Positionen zu gewinnen. Wir erwarten von uns auch diesbezüglich eine gute Vorstellung in Deutschland. Antonio Pizzonia wird sein erstes Rennen für das BMW WilliamsF1 Team bestreiten, und wir wollen ihm helfen, beim Heimrennen von BMW in die Punkteränge zu fahren.
Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor):
Es war sehr wichtig für unser Team, nach dem Rennen in Silverstone endlich mit den zahlreichen neuen Komponenten intensive Testfahrten unternehmen zu können. Zumal wir wegen der allgemeinen Testpause erst nach dem Großen Preis von Ungarn Mitte August wieder Gelegenheit dazu haben werden. Für das Chassis und die Aerodynamik gilt viel mehr als für den Motor, dass Simulationen den Test im Fahrbetrieb nicht vollständig ersetzen können. Wir haben in Jerez de la Frontera viele Informationen gesammelt, die bei der Abstimmarbeit im freien Training helfen sollten.
Hockenheim war bis einschließlich 2001 ein Eldorado für starke Motoren. Seit dem Umbau sind die langen Waldgeraden verschwunden. Heute liegen die AnForderungen an den BMW P84 Motor dort im Vergleich der GP-Kurse im oberen Drittel. Im vergangenen Jahr haben wir einen Volllastanteil von 62 Prozent erfasst, und auch mit einem Topspeed von 332 km/h gehört das Streckenprofil ins vordere Mittelfeld.
Was die Temperaturen angeht, sehnen wir den Sommer herbei. Im vergangenen Jahr war das Rennen in Hockenheim mit bis zu 37 Grad eines der heißesten der Saison. Der BMW Motor hat sich immer wieder als thermisch sehr gesund erwiesen, und auch unsere Reifen haben bei Hitze regelmäßig eine gute Figur abgegeben.
Zahlen und Fakten
- Die Stadt Hockenheim zählt rund 19.000 Einwohner und liegt in der Oberrheinebene im Bundesland Baden-Württemberg. Die Region im Badischen ist auch als Spargelanbaugebiet bekannt.
- Am 29. Mai 1932 wurde als Eröffnungsveranstaltung auf dem damaligen - nicht asphaltierten - Dreieckskurs das erste Motorradrennen gestartet. 1938 wurde die Strecke zum ovalförmigen "Kurpfalzring" umgebaut. 1957 wurde erneut modernisiert und auch das Motodrom gebaut. Am 2. August 1970 fand der erste Formel-1-GP statt, es siegte Jochen Rindt. 1977 wurde der Große Preis von Deutschland dauerhaft ins Badische verlegt, lediglich 1985 kehrte er noch einmal auf den Nürburgring zurück. Zu ihrem 70-jährigen Jubiläum präsentierte sich die Rennstrecke 2002 in neuer Form und mit neuem Namen: Der "Hockenheimring Baden Württemberg" kommt seither ohne die berühmten langen Waldgeraden aus, an denen kein Platz für Zuschauer war. Wo es früher in den Wald ging, biegt das Feld nun scharf rechts ab (zweite Kurve nach Start und Ziel) in die extrem lang gezogene Highspeed-Linkskurve "Parabolika". Sie mündet in eine Spitzkehre, die mit extremem Lenkradeinschlag im ersten Gang durchfahren wird. Nach der Haarnadel führt eine Rechts-Links-Rechts-Kombination zurück in das stadionartige Motodrom.
- Die Streckenlänge beträgt 4,574 Kilometer. Das Rennen wird über 67 Runden ausgetragen, die Renndistanz beträgt 306,458 Kilometer.
- WilliamsF1 hat bis dato neun Siege in Hockenheim erzielt. Den ersten im Jahr 1979 mit Alan Jones, den bis dato letzten gemeinsam mit BMW im vergangenen Jahr.
- 2003 siegte Juan Pablo Montoya im FW25 überlegen mit mehr als 65 Sekunden Vorsprung auf David Coulthard (McLaren-Mercedes) und Jarno Trulli (Renault). Ralf Schumacher schied unmittelbar nach dem Start wegen eines Unfalls aus, der später noch vor dem FIA-Berufungsgericht in Paris erörtert wurde und letztlich eine Geldstrafe nach sich zog.
- Bei seiner Siegesfahrt stellte Montoya in 1.14,917 Minuten den gültigen Rundenrekord auf.
- Die erste Startreihe war 2003 in Hockenheim fest in der Hand des BMW WilliamsF1 Teams. Montoya hatte in 1.15,167 Minuten die Poleposition erobert, Ralf Schumacher war noch nicht einmal um zwei Hundertstelsekunden langsamer (1.15,185 min) und bezog Startplatz zwei.
- Der Große Preis von Deutschland, der zwölfte Lauf zur FIA Formel-1-Weltmeisterschaft 2004, wird am Sonntag, dem 25. Juli, um 14.00 Uhr gestartet.