Von wegen nur Big Block und V8 Amerikaner denken um: Die Alternativen sind moderne Downsizing Motoren mit Benzindirekteinspritzung, Diesel-Aggregate oder sogar reine Elektroantriebe. Diese drei Trends belegt auch das kürzlich erschienene Ranking "Wards 10 Best Engines". Dabei zeichnen Automobiljournalisten seit Jahren Motoren aus, die technisch richtungsweisend sind. Die Liste ist ein Gradmesser dafür, wie sich die Mobilität in Amerika entwickelt.
Lange doMINIerten V6 oder V8 Motoren das Ranking. Doch in diesem Jahr prämieren amerikanische Automobiljournalisten vornehmlich Aggregate mit maximal 3 Litern Hubraum und sogar einen reinen Elektromotor. Und noch etwas fällt auf: Erstmals schafften es gleich drei Diesel Motoren, deren Ruf bisher grundsätzlich als nicht allzu gut galt, unter die Top Ten. Insgesamt ist der Trend deutlich: Amerika springt auf den Zug der hocheffizienten Antriebstechnik auf. "Wir erleben einen Wandel im American Way of Drive. Autos müssen nicht mehr nur groß, sondern auch sehr sparsam sein", sagt Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer bei der Robert Bosch GmbH und zuständig für Antriebstechnologien. Davon profitiert der Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik von Bosch, denn seine Technologie macht die Veränderung möglich. In acht der zehn prämierten Motoren auf der Wards-Liste steckt an entscheidender Stelle Technik des Zulieferers.
"Elektroautos stehen für Emotion statt Kalkulation"
Den ersten prämierten Elektromotor aus dem Fiat 500e den SMG 180/120 fertigt Bosch selbst. Sobald der Fahrer auf das Gaspedal tritt, stürmt das kompakte Elektroauto los, wie es sonst nur ein leistungsstarker Verbrenner kann. Der elektrische Fiat wurde von der Presse mit Lob überschüttet. Der Elektroantrieb trifft offensichtlich den Zeitgeist und entspricht den Wünschen vieler Amerikaner. "Es geht bei Elektromobilität nicht nur um Emissionen und Kosten, sondern auch um Dynamik, Durchzugsstärke und Fahrspaß. Kurz gesagt: Elektroautos stehen für mehr Emotion statt purer Kalkulation", sagt Bulander. Gerade in Staaten wie Kalifornien stehen die dynamischen Elektroautos gleichermaßen für Fahrspaß und grüne Vernunft. Bosch sieht die Elektrifizierung jedoch in vielen Regionen der Welt als Zukunftstrend und treibt die Entwicklung von Stromantrieben deshalb auch außerhalb der USA konsequent voran. Der Fiat 500e ist eines von weltweit insgesamt 30 Serienprojekten, die bis 2014 mit Bosch Technik starten.
"Die Amerikaner sind bereit für den Diesel"
Gleichzeitig zeichnet sich in Nordamerika mit der Wiederbelebung des Diesels eine weitere Entwicklung ab. "Amerika hat den Diesel wieder auf dem Radar. Für uns ist klar: Der Diesel ist jetzt bereit für die USA und die Amerikaner sind bereit für den Diesel", sagt Dr. Rolf Bulander. Auch hier zeichneten die Automobiljournalisten erstmals drei Turbo Diesel aus, die allesamt mit moderner Bosch Dieselhochdruckeinspritzung ausgestattet sind. Aber nicht nur Journalisten, sondern auch Autokäufer beschäftigen sich mit dem Selbstzünder. Sofern innerhalb einer Modellreihe ein Diesel zur Wahl steht, entscheiden sich bereits 30% der Autokäufer für diesen effizienten Antrieb. Vor einigen Jahren trafen nur zehn Prozent diese Entscheidung.
Das liegt an einem Sinneswandel in der Öffentlichkeit: Lange galt der Diesel in Amerika als träger und lauter Industriemotor und passte damit nicht zum agilen Ampelstart und entspannten Cruisen. Parallel entwickelte sich der Selbstzünder in Europa in den letzten Jahren zum dynamischen, sparsamen und kultivierten Antrieb. Mittlerweile haben auch viele Amerikaner diese Entwicklung erkannt. Sie schätzen zunehmend den niedrigeren Verbrauch und das starke Drehmoment des Selbstzünders. Deshalb bieten nicht mehr nur europäische Hersteller Diesel Fahrzeuge an, sondern mittlerweile auch amerikanische Autofirmen. Als Leuchtturmprojekte gelten Modelle wie der Chevrolet Cruze, Jeep Cherokee oder der Dodge Ram 1500. Aktuell sind 37 Diesel Modelle in den USA verfügbar. Bis zum Jahr 2017 soll die Zahl auf 60 steigen.
"Die Benzindirekteinspritzung ist die Zukunft auf dem amerikanischen Automarkt"
Ein wesentlicher Treiber für den Wandel bei Antrieben ist auch in Amerika die Emissionsgesetzgebung. Ein Beispiel: Eine große Limousine musste 2012 mit einer Gallone Sprit mindestens 28 Meilen weit kommen. 2025 müssen Neufahrzeuge ihren Radius pro Gallone im Schnitt auf rund 54,5 Meilen erweitern. Dies entspricht einem Kraftstoffverbrauch von rund 4,3 Litern Benzin auf 100 Kilometer. Und da Amerikaner trotz der zunehmenden Beliebtheit von Hybriden, Elektroautos und Diesel meist Benziner fahren, wird auch beim klassischen amerikanischen Antrieb ein Wandel stattfinden.
Aktuell doMINIert in den USA noch die Saugrohreinspritzung im klassischen Big Block mit entsprechend höherem Verbrauch. Durch den Druck des Gesetzgebers werden effizientere Verbrennungsverfahren wie die Direkteinspritzung an Bedeutung gewinnen. "Die Benzindirekteinspritzung ist die Zukunft auf dem amerikanischen Automarkt. Autofahrer erkennen, dass kompakte und effiziente Motoren mit weniger Zylindern auch eine Menge Power und Fahrspaß bringen", sagt Bulander. Beispielhaft für diese neue Motor Generation ist unter anderem der 1,0-Liter-EcoBoost Motor von Ford. Der Trend geht eindeutig zu leistungsstarken Downsizing Turbo Motoren mit Direkteinspritzung. Hier wird Hubraum durch Technik ersetzt. Durch eine effiziente Verbrennung spart die Benzindirekteinspritzung Kraftstoff und liefert trotzdem hohes Drehmoment für jede Fahrzeugklasse. Damit ist sie wie gemacht für die Vorlieben amerikanischer Autofahrer. Bosch hält bei der Benzindirekteinspritzung deshalb einen Marktanteil von bis zu 50% bei Neufahrzeugen für möglich.