Die Unternehmen der stahl- und metallverarbeitenden Industrie begrüßen die Reaktion der Automobilhersteller, im Zuge der Stahlpreisexplosion in Existenznot geratenen Zulieferern entgegenzukommen. Gleichzeitig drängen sie auf eine schnelle Umsetzung des Angebots.
"Die Automobilwirtschaft reagiert im eigenen Interesse richtig. Der Druck auf die Zulieferer und damit auf die Versorgung der Autohersteller ist seit Monaten bekannt", sagt Andreas Möhlenkamp, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). Ob Massivumformer, Federnhersteller oder Blechumformer, die gesamte Branche leidet unter dem extremen Kostendruck. Schon vor Wochen hatten der WSM und der Industrieverband Blechumformung (IBU - Mitglied des WSM) die Weitergabe der Preiserhöhungen an die Endkunden geFordert. "Jetzt müssen schnell konkrete Gespräche mit den Autoherstellern folgen, wie die Hilfe im Einzelfall aussehen soll. Zu viele unserer Mitglieder befinden sich in akuter Existenznot. Die Lieferkette ist an vielen Stellen nur noch hauchdünn", sagt IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs.
WSM-Hauptgeschäftsführer Möhlenkamp erwartet vor diesem Hintergrund Jahresverträge zwischen der Stahlindustrie und den Automobilherstellern (OEMs), die die gestiegenen Kosten der Stahlindustrie abdecken. Die neuen Verträge werden in den kommenden Monaten abgeschlossen. "Die OEMs werden nun wohl selbst den Druck spüren, unter dem die Zulieferer seit dem ersten Quartal 2004 stehen - für das Verständnis gegenüber der Lage der Zulieferer ein immens wichtiger Punkt. Die Stahl- und Metallverarbeiter werden jedenfalls nicht erneut schwache Abschlüsse der Stahlindustrie innerindustriell ausgleichen können."
Für das zweite Halbjahr gebe es zudem keine verlässlichen Informationen, die auf eine Entspannung der Situation hindeuteten, sagt Möhlenkamp. Im Gegenteil: Er gehe davon aus, dass die Rohstoffversorgung der Industrieländer in ihrer jetzigen Form für die Zukunft nicht gesichert sei: "Ein Umdenken tut Not."
Die "Welt am Sonntag" hatte unter der Überschrift "Große Angst um die Lieferkette" berichtet, dass die Automobilhersteller Unterstützung für in Not geratene Zulieferer erwägen. Zitat des VDA-Präsidenten Bernd Gottschalk: "Wir waren uns im Vorstand einig, dass die Zulieferer nicht im Stich gelassen werden, wenn es auf Grund des externen Drucks durch die Stahlpreise zu existenzgefährdenden Situationen kommt."