Der elfte Lauf zur FIA Formel-1-Weltmeisterschaft, der Große Preis von Großbritannien am kommenden Sonntag, beendet eine Serie von unmittelbar aufeinander folgenden Grands Prix. Nach seiner guten Vorstellung am vergangenen Wochenende in Magny-Cours wird Marc Gené auch in Silverstone den sich weiterhin auskurierenden Ralf Schumacher im
BMW WilliamsF1 Team ersetzen.
Für das Heimrennen von WilliamsF1 hat sich das Team viel vorgenommen und wird erneut aerodynamische und mechanische Modifikationen einsetzen.
Juan Pablo Montoya: Das BMW WilliamsF1 Team hat in diesem Jahr bisher zwei Tests in Silverstone gefahren, von daher stehen uns bereits vor dem ersten Training am Freitag viele Daten zur Verfügung. In der Vergangenheit waren wir beim britischen Grand Prix im Rennen oft deutlich stärker als am Freitag und Samstag. Im vergangenen Jahr beispielsweise bin ich am Sonntag als Zweiter ins Ziel gekommen, obwohl es im Qualifying nur zum siebten Startplatz gereicht hatte.
In den zurückliegenden Rennen haben wir kaum Punkte geholt, in Silverstone müssen wir nun wirklich alles richtig machen, zumal es das Heimrennen von WilliamsF1 ist. Ich weiß, dass wieder viele Mitarbeiter aus der Fabrik zur Strecke kommen wollen, und ich hoffe, wir können ihnen eine erfreuliche Vorstellung bieten. Ich freue mich, dass Marc wieder fahren wird. Er wird von mir jede Unterstützung bekommen, ich werde ihm gerne helfen, wo ich kann.
Marc Gené: Ich freue mich sehr auf das Wochenende in Silverstone. In Magny-Cours kam ich zwar gut zurecht, aber die dort gesammelten Erfahrungen werden mir helfen, mich in England zu steigern. Wir haben in Silverstone relativ viel getestet, und ich denke, die Strecke liegt unserem FW26. Unsere Rundenzeiten waren dort immer konkurrenzfähig, und ich hoffe, das können wir auch am Rennwochenende umsetzen. Wir sollten beim Heimrennen von WilliamsF1 ein paar Punkte sammeln, zumal viele von den Jungs aus der Fabrik zum Zuschauen kommen werden.
Sam Michael (Technical Director WilliamsF1): In Silverstone erwarten uns einige schnelle Kurven und drei Geraden, wo Motorleistung und Luftwiderstand wichtig sind. Außerdem gibt es zum Ende der Runde einen recht langsamen Streckenabschnitt. Aerodynamische Effizienz ist daher entscheidend. Bei der Abstimmung geht es darum, Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten zu gewährleisten, ohne zu viel Grip in der langsameren Passage einzubüßen.
Für den britischen Grand Prix werden wir erneut aerodynamisch und mechanisch nachrüsten und damit unseren Fahrern hoffentlich ein verbessertes Auto bieten können. Marc Gené hat in Magny-Cours gute Arbeit geleistet und wird in England erneut das zweite Fahrzeug fahren. In Frankreich war seine schnellste Rennrunde um eine Zehntelsekunde besser als Juan Pablos. Wir sind sicher, Marc wird alles daran setzen, Punkte für das Team einzufahren.
Silverstone bietet auch ein paar gute Überholmöglichkeiten, das lässt auf ein spannendes Rennen hoffen. Der GP 2003 war in der Tat spannend, damals geprägt von Safety-Car-Phasen, die zu sehr unterschiedlichen Rennstrategien geführt haben. In den Rennstrategien ist derzeit ohnehin viel Bewegung, was die Sache interessanter macht. Dafür war der GP Frankreich ein weiteres gutes Beispiel.
Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor): Mit dem Heimrennen von WilliamsF1 geht für uns alle eine extrem Kräfte raubende Zeit mit sechs Rennen binnen acht Wochen sowie Testfahrten in Silverstone, Monza und Jerez zu Ende. Dabei hat sich ab dem GP in Kanada ein sportlicher Aufwärtstrend abgezeichnet, obwohl eine ganze Reihe unvorhersehbarer Ereignisse das Team zusätzlich belastet haben. Parallel wurden strukturelle Veränderungen zur besseren Vernetzung von BMW und WilliamsF1 vorangetrieben und auch ein sichtbar weiterentwickeltes Chassis zum Einsatz gebracht. Das BMW WilliamsF1 Team durchlebt gerade eine schwierige Phase. Ich bin zuversichtlich, dass wir gestärkt daraus hervorgehen.
Was die Motorentwicklung in München anbetrifft, läuft unterdessen alles nach Plan. Dank der Drehzahlfestigkeit des BMW P84 können wir die Getriebeübersetzungen so wählen, dass auch im Rennen im siebten Gang die Maximaldrehzahl erreicht wird. Das sollte sich in Silverstone auszahlen, einem Kurs mit schnellen Kurven und drei Geraden.
Für das Team geht es in den verbleibenden acht Grands Prix darum, wieder Anschluss an die Spitze zu finden. Als zweiter Fahrer neben Juan Pablo Montoya wird uns dabei in Silverstone erneut Marc Gené unterstützen.
Zahlen und Fakten
- Für WilliamsF1 hat Silverstone nicht nur deswegen eine besondere Bedeutung, weil die Strecke nur einen Steinwurf vom Firmensitz in Grove entfernt liegt. Am 14. Juli 1979 feierte das Team dort seinen ersten Sieg, es gewann Clay Regazzoni. Am 13. Juli 1997 erzielte Jacques Villeneuve auf dem Kurs den 100. GP-Sieg für WilliamsF1. Insgesamt siegte WilliamsF1 acht Mal in Silverstone.
- Die Rennstrecke in Silverstone wurde seit dem ersten Grand Prix im Jahr 1950 mehrfach umgebaut. Der diesjährige GP ist der 38., der auf dem Kurs in Northamptonshire ausgetragen wird. Weitere GP von Großbritannien fanden in Aintree (fünf) und Brands Hatch (zwölf) statt. Außerdem wurden in England drei Grands Prix von Europa ausgetragen, 1983 und 1985 in Brands Hatch sowie 1993 in Donington Park.
- In den zurückliegenden Jahren wurde die den Kurs umgebende Infrastruktur ausgebaut. Vor allem nach dem GP 2000 waren Parkplätze und Zufahrtswege in die Diskussion geraten. Damals war das Rennen vom traditionellen Juli-Termin auf April vorverlegt worden. Wolkenbruchartige Regenfälle hatten die unbefestigten Parkplätze derart aufgeweicht, dass am Samstag die Zuschauer gebeten werden mussten, zu Hause zu bleiben.
- Der Kurs ist 5,141 Kilometer lang. Die Renndistanz (60 Runden) beträgt 308.355 Kilometer.
- Rundenrekordhalter ist Vorjahressieger Rubens Barrichello (Ferrari). Er fuhr 2003 die schnellste Rennrunde in 1.22,236 Minuten. Die Poleposition hatte der Brasilianer vor Jahresfrist in 1.21,209 erobert.
- Die Piloten des BMW WilliamsF1 Teams kamen 2003 nach zwei Doppelsiegen hintereinander (GP Europa und Frankreich) gestärkt nach Silverstone. Im Qualifying machten ihnen Handlingsprobleme zu schaffen, sie qualifizierten sich für die Startplätze vier (Schumacher) und sieben (Montoya). Der Kolumbianer holte im von Safety-Car-Phasen unterbrochenen Rennen auf und wurde Zweiter. Schumacher wurde seiner Chancen auf einen Podiumsplatz beraubt: Ein Karosserieteil eines Konkurrenten hatte einen der seitlichen Kühlerschächte blockiert. Es musste bei einem außerplanmäßigen Boxenstopp entfernt werden. Der Deutsche wurde ans Ende des Feldes zurückgeworfen und letztlich noch Neunter.