Auf Basis eines Stadt-Linienbusses des Typs
Mercedes-Benz Citaro ist in Polen ein mobiles Energie-Beratungszentrum im Rahmen des "SAVE II"-Programms der Europäischen Kommission zur Einsparung von Energie realisiert worden, an dem auch die Daimler
Chrysler AG finanziell beteiligt ist. Ziel des auf eine Laufzeit von zwei Jahren angelegten "Energiebus"-Projekts mit dem polnischen Namen "Autobus Energetyczny" ist es, umfangreiches Wissen bei Kommunen, Unternehmen und polnischen Verbrauchern über die Notwendigkeit des Energiesparens, die effiziente Nutzung von Energie sowie alternative, erneuerbare Energiequellen zu vermitteln und dadurch einen bewussteren Einsatz der Energien zu erreichen.
Der Energieberatungs-Bus wird in ganz Polen flächendeckend in zwei bis drei Ortschaften pro Woche eingesetzt. Es gibt dabei einen so genannten „Fahrplan“ mit rund 250 anzufahrenden Zielen, der Bus kann aber auch bei Bedarf zusätzlich angeFordert werden. Bei 100 Einsatzwochen in zwei Jahren und 30 Besuchern pro Tag werden so über die gesamte Laufzeit des Projekts rund 30 000 Personen erreicht. Die "Energiebus"-Einsätze werden koordiniert von den Partnern dieses EU-Projekts aus den Bereichen Energie und Klimaschutz unter Federführung der B.&S.U. mbH (Beratungs- und Service-Gesellschaft Umwelt) in Berlin. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der TÜV Rheinland Group, Köln, die gleichzeitig Leasingnehmer für den Bus bei der DaimlerChrysler Services Fleet Management GmbH ist.
Im Vergleich zu Deutschland und anderen EU-Mitgliedsstaaten sind die Potenziale zur Energie-Einsparung und zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen in Polen sehr hoch. Der große Bedarf an fachmännischer und flächendeckender Energieberatung kann aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht mit der Einrichtung lokaler Energie-Agenturen abgedeckt werden. So genannte "Informationsbusse" sind in Polen seit langem ein weitverbreitetes und anerkanntes Instrument, um innerhalb von kurzen Zeiträumen viele, auf ein größeres Gebiet verteilte Menschen auch außerhalb der Ballungszentren zu erreichen. Deshalb wurde das mobile Energie-Beratungszentrum auf Citaro-Basis entwickelt, das sich auf den Weg zu Kommunen und Unternehmen macht und sie vor Ort berät. Die Öffentlichkeit, also die privaten Verbraucher, steht stets im Mittelpunkt. So sind zum Beispiel auch Einsätze im Rahmen von lokalen Energiewochen, auf Märkten, vor Schulen, in Gewerbegebieten und Fußgängerzonen vorgesehen.
Seit einigen Monaten ist der Energieberatungs-Bus vor Ort unterwegs und vermittelt dabei auf eine neue und innovative Art Energiespar-Know-how: Eine Konferenz- und Leseecke mit acht Sitzplätzen im Heck des Busses lädt zum Gespräch mit den Energie-Beratern und zum direkten Studium des Informationsmaterials ein. Eingebaut ist unter anderem eine Bibliothek mit Fachbüchern, Postern, Broschüren und Fachblättern, ebenso Checklisten zu Verbrauch und Reduktionsmöglichkeiten. Neben einem Computer mit Energieberatungs-Software und Internet-Zugang gibt es im vorderen Niederflur-Bereich des Busses eine "Ausstellungshalle" mit vielen Exponaten zum Anfassen: Der Citaro ist mit drei "Energie-Spiegeln", einem Glasplatten-System zur Darstellung bzw. Visualisierung von Energieverbräuchen in Wohnhäusern und anderen Gebäuden, einem Wärmepumpen-Modell sowie dem Modell eines Niedrigenergie-Hauses bestückt. Ein ebenfalls installiertes Brennstoffzellen-Modell zeigt dem Betrachter die Funktionsweise einer der derzeit innovativsten Technologien, wie sie auch derzeit in 30 Citaro-Stadtbussen in zehn europäischen Metropolen eingesetzt wird. So kann das Thema Energie, Energieeinsparung und der Einsatz erneuerbarer Energien anschaulich am Objekt in Theorie und Praxis vermittelt werden. Sechs Energieberater, hauptsächlich Umwelttechniker und Mitarbeiter von Energieagenturen, sowie einen Fahrer umfasst das Beratungsteam an Bord des Busses insgesamt.
Davon stehen zwei Energie-Experten an jedem Einsatzort für Erläuterungen zu den Objekten bereit, geben bei Fragen Rede und Antwort, informieren zur effizienten Nutzung von Energie und beraten die Besucher auch über konkrete Einsparungsmaßnahmen in deren individuellem Fall. Der TÜV Rheinland Group unterlag die Aufgabe der technischen Planung. Die Wahl für die Basis fiel nicht ohne Grund auf den Mercedes-Benz Citaro. Der meistverkaufte Niederflur-Linienbus in Europa überzeugt neben seiner Zuverlässigkeit vor allem mit seiner Wirtschaftlichkeit. Zudem steht im Niederflurbereich ein ebener und großräumiger "Ausstellungsraum" zur Verfügung. Dank der Elementbauweise des Citaro können maßgeschneiderte Auf- und Ausbauten für derartig individuelle Einsatzzwecke entsprechend den Kundenwünschen problemlos realisiert werden. Der umgerüstete "Citaro-Energiebus" kann gemäß den Vorgaben der TÜV Rheinland Group somit auch nach dem Ende dieses Projekts für andere Umwelt-Informationskampagnen eingesetzt werden.
Die Kosten für die Realisierung des gesamten Programms "Energiebus Polen" liegen bei rund 880 000 Euro. Neben dem "SAVE II"-Programm der Europäischen Union, welches ca. 50 % der Projektkosten trägt, wird der Energie-Bus von den Regierungen der Bundesländer Brandenburg, Hessen und Sachsen, dem TRANSFORM-Programm der Bundesregierung, dem polnischen National Fonds für Umweltschutz- und Wasser-Management sowie weiteren deutschen und polnischen Stiftungen gefördert. Die Projektpartner in diesem Programm sind die B.&S.U. mbH, die TÜV Immissionsschutz und Energiesysteme (eine Tochter der TÜV Rheinland Group, Köln), die polnische nationale Energieagentur KAPE (Warschau), die deutsch-polnische Energie-Beratungsfirma KESCO Energy (Koszalin und Berlin) sowie die niederländische Firma Ecofys (Utrecht). Darüber hinaus haben die Projektpartner bedeutende Akteure aus der Wirtschaft, zu denen unter anderem die Firmen Viessmann, Jumbo-Infomobile, Warta, Menag und MIWO sowie die DaimlerChrysler AG zählen, als Sponsoren für das Projekt gewinnen können.