Schlieren oder Quietschen? Für die Stadt reichts schon noch! Die meisten Autofahrer wechseln Wischer viel zu spät aus. Verschlechtern sich dann schlagartig Wetter- und Sichtbedingungen, wird die Tour schnell zum Blindflug. "Deshalb gerade jetzt, wo Tauwetter und Streusalz für schlechte Sicht sorgen, unbedingt die Scheibenwischer unter die Lupe nehmen", sagt Eberhard Lang von TÜV SÜD.
Reinigen: Schlecht wirkende Wischer rufen nicht unbedingt nach dem Austausch. Manchmal reicht bereits die sorgfältige Reinigung. Am besten klappt das bei abmontierten Wischern. Zumeist sorgen Wasser mit Spülmittel oder Autoshampoo bereits für ein gutes Ergebnis. Bei hartnäckigem Schmutz helfen ein Küchentuch und unverdünnter Frostschutz für Scheibenwaschanlagen. Lösungsmittel wie Verdünnung oder Benzin sind ungeeignet.
Sie zerstören den dünnen Auftrag einer Graphitverbindung, mit der hochwertige Wischgummis beschichtet sind. Das Gummimaterial selbst leidet ebenfalls unter falschen Reinigungsmethoden und kann dadurch dauerhaft unbrauchbar werden. An Schlieren müssen übrigens nicht die Wischblätter schuld sein, sondern es kann an der Scheibe liegen. Wachs- oder Silikonreste, beispielsweise aus der Waschstraße, lassen sich mit Fensterreiniger oder einem speziellen Reinigungstuch entfernen. Ist die Scheibe aber durch Steinschläge oder Kratzer beschädigt, hilft auch dies nicht mehr. Dann sind Austausch oder Reparatur der Scheibe nötig.
Wechsel: Generell hält Eberhard Lang die jährliche Erneuerung bei konventionellen Scheibenwischern für eine gute Richtschnur. Die Profis von TÜV SÜD raten zu Produkten renommierter Marken. Der höhere Preis lohnt sich in der Regel schon wegen der längeren Lebensdauer und des besseren Ergebnisses. Manche Hersteller preisen das Naturgummi ihrer Wischblätter besonders an. Dabei ist synthetischer Kautschuk für die Scheibenreinigung nichts Schlechtes. Das Optimum stellen Zweistoff-Mischungen dar, bei denen der obere Teil des Wischgummis aus Synthetik besteht und der auf der Scheibe liegende aus Naturgummi. Diesen Modellen macht auch die Sommerhitze nicht so viel aus.
Upgrade: Heute verfügen neue Autos ab Werk oft über gelenklose Wischer, so genannte Flatblades. Sie wischen wegen des gleichmäßigeren Anpressdrucks vor allem bei höheren Geschwindigkeiten sauberer. Die neue Technik lässt sich für viele ältere Autos nachrüsten. Flatblades sind allerdings teurer. Da sie auch länger halten nach den Erfahrungen von TÜV SÜD bis zu 2 Jahre spart der Autofahrer so einen Teil des Aufpreises wieder ein.
Arme: Bleibt der Durchblick trotz neuer Wischer und außen wie innen sauberer Scheibe eher mäßig, sind vielleicht die Wischarme selbst nicht in Ordnung. Rattert ein neues, qualitativ hochwertiges Wischblatt, liegt es möglicherweise nicht im richtigen Winkel auf der Scheibe an oft die Folge von Vandalismus am Wischarm. Werkstätten können die so genannte Schränkung mit einer speziellen Lehre messen und korrigieren.
Rücksicht: Gern vergessen wird der Heckscheibenwischer. Der wird auch beim Eiskratzen oft stiefmütterlich behandelt. Bei einem altersschwachen Wischblatt kann später einmal die Gummilippe abreißen. Dann können Metallteile des Wischblatts schnell mal die Scheibe zerkratzen.
Licht: Wer noch ein älteres Auto mit kleinen Scheibenwischern für die Scheinwerfer hat, sollte auch darauf einen Blick werfen. Zwar müssen die Wischgummis für die Streuscheiben nicht unbedingt schlierenfrei reinigen. Doch verschlissene oder gar überhaupt nicht mehr vorhandene Gummis versagen nicht nur bei der Reinigung. Sie können wie an der Heckscheibe hässliche Kratzer auf der Abschlussscheibe des Scheinwerfers und dadurch unerwünschte Reflexe beim Scheinwerferlicht verursachen. Neuere Scheinwerfer-Reinigungsanlagen arbeiten mit Hochdruck-Sprühern. Deren Kontrolle ist angesichts des zu erwartenden Schmuddelwetters ein wichtiger Punkt. "Übrigens müssen bei einer Hauptuntersuchung sämtliche Wischer funktionieren, gegebenenfalls auch am Heck und vor den Scheinwerfern", ergänzt TÜV SÜD-Fachmann Lang.
Umgang: Jeder Autofahrer hat großen Einfluss auf die Lebensdauer seiner Scheibenwischer. Versuche, leichte Eisschichten mit ihrer Hilfe zu entfernen, sind nicht nur ohne Aussicht auf Erfolg. Die raue Oberfläche gefrorenen Wassers zerstört die nur wenige hundertstel Millimeter breite Wischkante schon nach wenigen Wischbewegungen. Nicht viel schonender sind Blätter oder Baumnadeln, die unter das Gummi gelangt sind. Gegen sie hilft nur anhalten und von Hand entfernen.
Frostschutz: Es gibt immer noch Autofahrer, die Brennspiritus verwenden, um das Scheibenwaschwasser am Einfrieren zu hindern. Spiritus enthält aber keinerlei Reinigungszusätze. Speziell bei Fächerdüsen führt dieser Mangel zu irritierenden Schlieren auf der Scheibe. Diese modernen, einen breiten Strahl produzierenden Düsen stellen ohnehin hohe Ansprüche an den Frostschutz und Reinigungszusätze. Auch hier könne der Autofahrer mit Markenprodukten am wenigsten verkehrt machen, sagt der TÜV SÜD-Experte. Sie seien nur wenig teurer als der zudem recht streng riechende Brennspiritus.
Dosierung: Mancher Autofahrer tut beim Frostschutz aber zuviel des Guten. Die konzentrierte Lösung pur zu verwenden, ist nicht nur teuer und umweltbelastend. Die dicke Suppe reinigt zudem schlechter als eine verdünnte. Es lohnt sich daher, der Dosierung etwas Aufmerksamkeit zu widmen. Wer sich dies sparen möchte, kann fertig verdünnte Flüssigkeit kaufen. Die schützt meist bis minus 20 Grad. Für Vorsorge vor noch tieferen Temperaturen gibt es in Deutschland selten Grund. In der Übergangszeit genügt Frostschutz bis minus zehn Grad. Ausnahmen sind natürlich ungewöhnliche Wetterlagen und Reisen in kalte Regionen wie das Hochgebirge oder nach Skandinavien.