Obwohl beide Überseerennen ohne messbare Resultate für das
BMW WilliamsF1 Team blieben, hatte sich dort doch ein sportlicher Aufwärtstrend abgezeichnet. Zur Vorbereitung auf die beiden kommenden, erneut unmittelbar aufeinander folgenden Großen Preise von Frankreich und England hat das Team in Jerez neue Komponenten für den FW26 getestet. In Magny-Cours werden zwei erkennbar weiterentwickelte FW26 an den Start gehen.
Ralf Schumacher erholt sich nach seinem Rennunfall beim Großen Preis der USA in seiner Wahlheimat Österreich. Die Entscheidung, ob er zum Großen Preis von Frankreich antritt, wird Anfang kommender Woche getroffen.
Beim GP Frankreich vor einem Jahr hatte das BMW WilliamsF1 Team Erfolg auf ganzer Linie: Beide Fahrzeuge starteten aus der ersten Reihe, Ralf Schumacher vor Juan Pablo Montoya, und fuhren in dieser Reihenfolge einen Doppelsieg für das Team nach Hause. Es war der zweite Doppelerfolg in Folge. Obendrein erzielte Montoya die schnellste Rennrunde.
Juan Pablo Montoya:
Der Grand Prix in den USA scheint für mich verflucht zu sein. Im vergangenen Jahr habe ich dort meine letzten Chancen auf die Fahrer-WM verloren, und in diesem Jahr? Die Geschichte ist ja bekannt. Es war sehr enttäuschend für das Team, keine Punkte in Indianapolis zu ernten, wir hätten sie dringend gebraucht. Jetzt liegen aber die nächsten Rennen im Doppelpack vor uns, und ich bin doch zuversichtlich, dass es in Magny-Cours und in Silverstone besser für uns läuft.
Man muss nach vorn schauen: Der französische Grand Prix ist der Auftakt der zweiten Saisonhälfte, es gibt also noch eine Menge Punkte zu verteilen. 2003 haben Ralf und ich uns in Magny-Cours für die Startplätze eins und zwei qualifiziert und sind auch so ins Ziel eingelaufen. Es mag schwierig sein, diesen Erfolg 2004 zu wiederholen, aber wir wissen, dass wir auf der Strecke normalerweise gut unterwegs sind. Außerdem bringen wir einige Neuerungen mit nach Frankreich, die unser Auto verbessern sollten. Wir müssen zu unserer alten Form zurückfinden und die WM-Punkte aufholen, die wir aus Gründen verloren haben, die nichts mit unseren Leistungen auf der Strecke zu tun hatten.
Ralf Schumacher:
Es ist nun gerade einmal vier Tage her, dass ich nach meinem Unfall in Indianapolis aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch nicht entscheiden, ob ich in Magny-Cours antreten werde oder nicht. Ich nutze die knapp zwei Wochen Pause zwischen dem Rennen in den USA und dem Großen Preis von Frankreich, um mich von dem Unfall zu erholen. Wenn es Zeit ist, eine Entscheidung zu treffen, werde ich mit Formel-1-Arzt Prof. Sid Watkins und mit Frank Williams darüber beraten, wie wir am besten vorgehen.
Sam Michael (Technical Director WilliamsF1):
Nach zwei enttäuschenden Rennen in Nordamerika, wo unser Auto zwar konkurrenzfähig war, wir aber aus diversen Gründen trotzdem keine Punkte gesammelt haben, konzentrieren wir uns jetzt auf den Einsatz in Magny-Cours. Ralf erholt sich gut von dem Unfall in Indianapolis, aber es ist noch nicht klar, ob er rechtzeitig fit genug sein wird, um den GP Frankreich zu bestreiten. Anfang kommender Woche werden wir in der Lage sein, über die Fahrerbesetzung zu informieren.
Wir werden in Magny-Cours einige Aerodynamik-Verbesserungen am Auto haben. Sie sind Ergebnisse unserer kontinuierlichen Weiterentwicklung des FW26. Außerdem sollen verschiedene mechanische Modifikationen unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern, vor allem auf dieser Art von Rennstrecken. Der Kurs in Magny-Cours hat eine Hochgeschwindigkeitspassage, zwei schnelle Schikanen und eine Reihe von langsamen und mittelschnellen Kurven. Die Strecke ist an sich sehr eben, wobei sich das im Zuge der Erweiterung des letzten Abschnittes vor der Boxengasse etwas geändert hat. Die Rennstrategie dürfte angesichts der Länge der Boxengasse und des üblichen Reifenverschleißes eine ziemlich klare Sache sein.
Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor):
Keine Frage, die Ereignisse bei den beiden Überseerennen, vor allem der Unfall von Ralf, sind für die gesamte Mannschaft belastend. Dennoch, und darüber sollten alle schlimmen Erfahrungen der jüngsten beiden Rennen nicht hinwegtäuschen: Es zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab. Das haben Ralfs Poleposition in Montréal und die Leistungen beider Fahrer in den zwei Rennen gezeigt.
Der Kurs in Magny-Cours stellt streckenspezifisch eher durchschnittliche AnForderungen an den BMW P84 Motor. Im Vordergrund steht dennoch unverändert, keine Kompromisse bei der Standfestigkeit einzugehen. Gerade in Frankreich haben wir in der Vergangenheit häufig Hitzerennen erlebt, welche die thermische Belastbarkeit der Motoren auf die Probe gestellt haben. Ziel ist es, auch unter solchen Bedingungen das Leistungs- und Drehzahlpotential des P84 im Rennen voll auszuschöpfen.
Zahlen und Fakten
- 2004 wird der Große Preis von Frankreich zum 13. Mal in Magny-Cours ausgetragen. Es ist der insgesamt 54. GP Frankreich. Der erste fand 1950 in Reims statt. 14 Mal startete die Formel 1 in Paul Ricard, elf Mal in Reims, je fünf Mal in Dijon und Rouen, vier Mal in Clermont-Ferrand und ein Mal in Le Mans.
- Der ländlich gelegene Circuit de Nevers ist eine moderne Rennstrecke mit einem vergleichsweise ebenen Belag. Er bietet eine anspruchsvolle Kombination aus schnellen und langsamen Kurven sowie Überholmöglichkeiten.
- WilliamsF1 hat in Magny-Cours bisher fünf Mal gewonnen und dort acht Polepositions erzielt. Den jüngsten Beitrag zu dieser Erfolgsliste leistete Ralf Schumacher mit seiner Qualifying-Bestzeit (1.15,019 Minuten) und dem Sieg im Vorjahr. Er war es auch, der 2001 in Frankreich die erste Poleposition seit Bestehen des BMW WilliamsF1 Team erzielte. 2002 war Juan Pablo Montoya von der Poleposition gestartet. Der Kolumbianer fuhr im Vorjahr die schnellste Rennrunde in 1.15,512 Minuten.
- Seit den Umbauten für den Grand Prix 2003 misst die Strecke 4,411 Kilometer, zuvor waren es 4,251 Kilometer. Die Renndistanz (70 Runden) beträgt 308,586 Kilometer.