Mit einem Festakt unter dem Motto "Herz des Automobils" feiert die Daimler
Chrysler AG im Reihenmotorenwerk auf dem Werksgelände in Stuttgart-Untertürkheim heute das Jubiläum zum hundertjährigen Bestehen des Standortes. Im Beisein von
MINIsterpräsident Erwin Teufel sowie über 300 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft betonte Prof. Jürgen E. Schrempp, Vorstandsvorsitzender der Daimler
Chrysler AG, die Bedeutung des Werkes. "Seit der Verlegung des Firmensitzes der Daimler-Motoren-Gesellschaft von Canstatt nach Untertürkheim im Jahr 1904 schlägt das Herz des Automobils hier im Neckartal. Wir sind stolz darauf, dass der Standort Untertürkheim heute, einhundert Jahre später, eine herausragende strategische Stellung im weltweiten Produktionsverbund der Daimler
Chrysler AG hat." Das Werk sei ein hervorragendes Beispiel für die Vorteile der Globalisierung und für die Strategie von Daimler
Chrysler. "Untertürkheim zeigt, dass unsere internationalen Engagements auch unsere Heimatstandorte stärken", sagte Prof. Schrempp.
Er hob Initiative, Loyalität und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter hervor und lobte ausdrücklich die offene und am Unternehmensinteresse ausgerichtete Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat in Untertürkheim. "Gerade unter Druck von außen in einem extrem wettbewerbsintensiven internationalen Umfeld erweist sich ein konstruktives Verhältnis mit der Arbeitnehmervertretung als besonders wichtig." An MINIsterpräsident Erwin Teufel sowie Gemeinden und lokale Behörden richtete Prof. Schrempp den Dank für Engagement und erfolgreiche Zusammenarbeit. Baden-Württemberg sei der dynamische Wirtschaftsmotor der Republik. "Das ist zum großen Teil Verdienst der aktuellen Landesregierung und ihrer stabilen und vor allem langfristig orientierten Politik."
"Die Landesregierung wird weiterhin alles tun, um Baden-Württemberg als Wirtschafts- und Technologiestandort der internationalen Spitzenklasse zu fördern und zu erhalten", erklärte MINIsterpräsident Erwin Teufel und hob die große historische Bedeutung des Werkes Untertürkheim für die Entwicklung des Landes hervor. "Während der letzten Jahrzehnte ist es dem Management gemeinsam mit den Mitarbeitern beispielhaft gelungen, hier auch in schwierigen Zeiten die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und gleichzeitig im Land Arbeitsplätze zu sichern."
"Das Werk Untertürkheim verkörpert auf einzigartige Weise die Leidenschaft für das Automobil und steht für die Verbindung von Tradition und Fortschritt", sagte Volker Stauch, Leiter des DaimlerChrysler-Werkes Untertürkheim. "Vielfalt, Vernetzung, Flexibilität, Innovationsfähigkeit sowie Pioniergeist und nicht zuletzt die Bereitschaft zum Dialog waren und sind die Stärken unseres Werkes."
Helmut Lense, Betriebsratsvorsitzender Werk Untertürkheim, hob die Errungenschaften der Belegschaft hervor. "In den 100 Jahren seiner Geschichte war und ist Untertürkheim nicht nur technologisch, sondern auch sozial- und arbeitspolitisch Motor des Fortschritts. In dieser Zeit haben sich nicht nur das Werk und die Produkte, sondern auch die Arbeitsbeziehungen ständig verändert. Schon immer waren es die Menschen in diesem Werk, die diese Weiterentwicklung vorangetrieben haben."
Komponenten für Fahrzeuge an DaimlerChrysler-Standorten weltweit
Im Werk Untertürkheim, zu dem die Werkteile Untertürkheim, Bad Cannstatt, Mettingen, Brühl, Hedelfingen, Sirnauer Brücke und Zuffenhausen zählen, bauen rund 21.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Motoren, Achsen, Getriebe und weitere Komponenten vornehmlich für Mercedes-Benz Personenwagen, die in den DaimlerChrysler-Werken in Sindelfingen, Bremen, Rastatt, Tuscaloosa (USA), East London (Südafrika) und Juiz de Fora (Brasilien) vom Band laufen. Ein Teil des Lieferumfangs geht an die Marken Chrysler und Jeep®. Auch Automobile der Marke smart sowie einige Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge fahren mit Motoren und Komponenten aus Untertürkheim. Ein geringer Umfang der Untertürkheimer Produktion geht auch an Drittkunden außerhalb des Unternehmens.
Im Werk bereiten sich rund 1.000 Auszubildende auf ihren Beruf vor. Der Standort Untertürkheim, der über die Produktionsbereiche des Werkes hinaus rund 11.000 Beschäftigte aus Teilbereichen der Pkw-Entwicklung, der Forschung, des Geschäftsfeldes Nutzfahrzeuge sowie einiger Zentralfunktionen umfasst, beschäftigt insgesamt rund 32.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist der größte industrielle Arbeitgeber in Stuttgart. Im Jahr 2003 investierte die DaimlerChrysler AG am Standort Untertürkheim über 1 Mrd Euro.
Seit 1904 ständig steigende Bedeutung des Werkes Untertürkheim
Am 26. Mai 1904 vermerkt die Chronik der DaimlerChrysler AG den Umzug der Verwaltung der Daimler-Motoren-Gesellschaft von Cannstatt in das neue Werk in Untertürkheim. Am 17. Oktober 1904 folgt der Eintrag in das Handelsregister. Damit hat die Daimler-Motoren-Gesellschaft die Voraussetzung für die weitere Expansion geschaffen, die in der Fabrik auf dem Seelberg in Cannstatt nicht mehr möglich war. In den 100 Jahren seines Bestehens stieg mit der Bedeutung des Werkes für das Unternehmen trotz wechselhafter Bedingungen - zum Produktportfolio des Werkes zählten kurzzeitig auch Schreibmaschinen und Fahrräder - stetig die Größe des Automobilstandorts im Neckartal, der als das Stammwerk der Marke Mercedes-Benz gilt.
"Immer, wenn ich nach Untertürkheim komme, wird gebaut", brachte es im Jahr 1913 ein Journalist auf den Punkt. Waren es anfangs neben Motoren, Getrieben und Achsen noch komplette Fahrzeuge, die in Untertürkheim vom Band liefen, konzentrierte sich das Werk zunehmend auf die Produktion von Motoren und Komponenten und war darüber hinaus zentraler Standort für Entwicklung und Versuch. Noch heute haben Teilbereiche von Entwicklung, Forschung und Versuch für Personenwagen und Nutzfahrzeuge ihren Sitz in Untertürkheim. Untrennbar ist der Name Untertürkheim, die "Automobilfabrik der Automobilfabriken", wie die "Allgemeine Automobilzeitung" 1905 schreibt, seit Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts mit den Erfolgen im Rennsport verbunden.
Motoren, Achsen, Getriebe und Komponenten aus sieben Werkteilen
Das ursprüngliche Werk in Untertürkheim, das traditionell im engen Verbund mit anderen Standorten arbeitet, stieß schnell an seine räumlichen Grenzen. Im Lauf der Zeit erweiterte das Unternehmen den Standort um weitere sechs Werkteile in der Region, die das DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim heute ausmachen. Im Motorenwerk Bad Canstatt entstehen V6- und V8-Benzinmotoren. In Mettingen, dem Sitz der Werkleitung, ist die Grau- und Leichtmetallgießerei sowie die Fertigung für Vorder- und Hinterachsen und Seitenwellen für Personenwagen angesiedelt. Im Werkteil Hedelfingen werden Schalt- und Automatik-Getriebe hergestellt. In Brühl befindet sich das neue DaimlerChrysler Bildungszentrum. Der Zentralversand Übersee zum weltweiten Versand von Motoren, Achsen, Getrieben und Teilesätzen, der ebenfalls in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde, liegt verkehrsgünstig direkt am Neckar. In Zuffenhausen entstehen Getriebe für die A-Klasse, und der Werkteil Sirnauer Brücke ist Sitz der flexiblen Fertigung.
Bis zum Umzug an den Standort Möhringen im Jahr 1986 war Untertürkheim auch Sitz der Zentrale der damaligen Daimler-Benz AG. Nach wie vor ist die Leitung der Mercedes Car Group auf dem Werksgelände angesiedelt. Im Van Technology Center werden ab Ende 2004 unterschiedliche Funktionen des Transporterbereichs, die bislang auf mehrere Standorte verteilt sind, gebündelt. Das Mercedes-Benz Museum auf dem Werksgelände zieht jährlich mehrere hunderttausend Besucher an. Direkt vor den Toren des Werkes entsteht die Mercedes-Benz Welt mit der neuen Niederlassung Stuttgart, dem Brand Center und dem neuen Museum, das bis 2006 fertig gestellt werden soll und neue Dimensionen für die Präsentation von Fahrzeugen und Geschichte der Marke Mercedes eröffnen wird.