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Sport Michelin will im Brickyard den Grundstein zum Erfolg legen

Motorsport


Michelin will im Brickyard den Grundstein zum Erfolg legen

Viele Strecken haben einen eigenen Charakter – der Formel 1-Kurs im Inneren des Indianapolis-Ovals besitzt gleich zwei: Während das Infield ein winkliger Formel 1-Kurs europäischer Prägung ist, gemahnt die lange Vollgas-Passage vom sonstigen "Turn 1" bis zum Ende der Start- und Zielgeraden an die Highspeed-Windschattenschlachten der amerikanischen Monoposti-Serien.

Aus diesem Gegensatz bezieht die Strecke – die interessanterweise rund 250 Meter länger ist als der reine "Nudeltopf" – ihren besonderen Reiz: Durch das Nebeneinander von Oval-Anteil und Kurvengeschlängel stehen die Teams und Piloten in "Indy" vor einem Setup-Puzzle, wie es früher der alte Hockenheimring bereithielt. Auf dem überhöhten Stück müssen die Zehnzylinder volle 24 Sekunden lang ununterbrochen Vollgas ertragen – mehr als auf jeder anderen Grand Prix-Strecke. Dabei ist im Interesse einer möglichst hohen Endgeschwindigkeit ein geringer Luftwiderstand – und damit geringer Abtrieb – gefragt.

In den vergangenen Jahren gingen immer mehr Piloten dazu über, ihre Abstimmung auf das Infield auszurichten, auf dem viel Abtrieb zählt. Letztlich bleibt die Wahl zwischen optimaler Überholgeschwindigkeit und guter Gesamtrundenzeit eine strategische Entscheidung – umso mehr, da das abschließende Qualifying in Indianapolis ja noch mit der Rennabstimmung gefahren wird.

Der USA-Grand Prix aus der Sicht von Michelin

Nicht nur die Abstimmung lässt interessante taktische Varianten erwarten – auch über die zu erwartende Zahl der Boxenstopps fallen Vorhersagen schwieriger denn je. War der Indianapolis-Grand Prix vor dem aktuellen Qualifying-Format ein klassisches Einstopp-Rennen, änderte sich dies im Vorjahr auf zwei etatmäßige Reifenwechsel – selbst ohne die wiederkehrenden Regenschauer. Während zu Beginn der laufenden Saison der Trend sogar eher zu drei Stippvisiten bei der eigenen Box ging, könnte der zurückliegende Grand Prix von Kanada eine Wende bewirkt haben. Das Renault F1-Team zum Beispiel hatte sich in Montreal wegen der konstant arbeitenden Michelin-Pneus für nur zwei Boxenbesuche entschieden und sich so – bis zu Fernando Alonsos Ausfall – sogar in eine siegverdächtige Position taktiert. Der Mix aus Zwei- und Dreistopp-Strategien könnte auch in den USA für das Salz in der Suppe – oder besser im "Nudeltopf" – sorgen.

Indianapolis Formel 1-Kurs

Die beiden völlig unterschiedlichen Streckenteile stellen die Pneus jeweils vor ganz eigene Aufgaben: In der leicht überhöhten Schlusskurve und auf der Geraden sind eine eher steife Konstruktion für höhere Endgeschwindigkeit sowie Richtungsstabilität beim Bremsen gefragt. Im Infield dagegen ist Traktion – und damit eine eher weiche Flanke – Trumpf. Von der Haltbarkeit stellt der "Brickyard" die Reifen vor keinerlei Probleme – auch wenn sie wegen des eher geringen Abtriebsniveaus einen größeren Anteil des Grips liefern müssen.

Michelin wird seinen Partnerteams erneut zwei neue Reifenvarianten zur Verfügung stellen, die im Vorfeld des Doppelpacks aus Kanada- und US-Grand Prix erfolgreich getestet wurden.

Das erwarten die Michelin-Partnerteams

Trotz ihres ersten Doppelausfalls der Saison unterstrich das Renault F1-Team beim Kanada-Grand Prix seine erneut gestiegene Leistungsfähigkeit: "Um ganz ehrlich zu sein, waren wir davon selbst ein wenig überrascht", räumt Fernando Alonso ein. "In den letzten drei bis vier Rennen zeigte unsere Formkurve stetig nach oben. Diesen Trend wollen wir am kommenden Wochenende aufrecht erhalten." Sein Teamkollege Jarno Trulli fügt hinzu: "Bereits im vergangenen Jahr kamen wir in Indianapolis sehr gut zurecht. Die Strecke liegt uns."

Bei BAR-Honda herrschte nach dem Rennen in Montreal zunächst Enttäuschung vor: Der nachträgliche Podestplatz für Jenson Button konnte die Mienen beim britisch-japanischen Team jedoch deutlich erhellen. "Jenson hat wirklich das Maximum aus seinem Auto herausgeholt und sich den dritten Rang wirklich verdient", lobt Teamschef David Richards. "Auch Takuma Sato zeigte eine herausragende Leistung. Leider fiel er zum dritten Mal hintereinander aus. Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Am kommenden Wochenende werden wir wieder angreifen."

Beide BMW WilliamsF1-Piloten blicken zwar auf eine sportlich durchwachsene Formel 1-Bilanz in "Indy" zurück, fahren aber sehr gern dort. "Die vielen Zuschauer zu sehen, gibt mir eine Extraportion Motivation und erinnert mich an meinen Sieg beim Indy 500 im Jahr 2000", bekennt Juan Pablo Montoya. Der Technische Direktor Sam Michael rechnet sich nach der Disqualifikation von Montreal mit Michelin-Hilfe eine Wiedergutmachung aus: "Wir erhalten zwei neue Reifentypen, die bei Tests sehr ermutigende Resultate brachten. Sie sollten in Indianapolis gut funktionieren."

Mit einem doppelten Punkte-Ergebnis im Gepäck tritt McLaren-Mercedes die Reise von Montreal über die Grenze an: Entsprechend motiviert blicken die Silberpfeile dem kommenden Wochenende entgegen. "In unserer momentanen Form sollten wir auch in Indy wieder locker in die Punkteränge fahren können", prophezeit David Coulthard. Und Kimi Räikkönen ergänzt: "Die Charakteristik des Indianapolis Motor Speedway sollte unserem Auto entgegenkommen."

Unabhängig vom Ergebnis wird Toyota in Indianapolis Grund zu feiern haben: Olivier Panis bestreitet beim Großen Preis der USA seinen 150. Grand Prix. "Ich hoffe natürlich, dass mein Jubliäum etwas erfreulicher verläuft als das Rennen in Montreal am vergangenen Wochenende", so der Franzose, der auf dem "Circuit Gilles Villeneuve" zunächst die Punkteränge verpasste und anschließend gemeinsam mit seinem Teamkollegen Cristiano da Matta aufgrund einer nicht regelkonformen Bremsenkühlung aus der Wertung genommen wurde.

Ein ähnlich verkorkstes Wochenende erlebte Jaguar: Bereits in der ersten Kurve waren Mark Webber und Christian Klien gemeinsam in eine Kollision verwickelt. "Dieser unglückliche Zwischenfall führte zum Ausfall von Mark", erinnert sich Chefingenieur Dr. Mark Gillan. "Auch Christians Auto funktionierte danach nicht mehr optimal, so dass wir das wahre Leistungspotenzial unseres Jaguar R5 nicht zeigen konnten. In Indianapolis sollte es besser laufen. Wir wollen unbedingt in die Punkte."

In einem dramatischen Regenrennen auf dem "Indianapolis Motor Speedway" siegte im Vorjahr Ferrari-Pilot Michael Schumacher. Bei wechselhaften Bedingungen erkämpfte sich Michelin-Partner und McLaren-Mercedes-Mann Kimi Räikkönen auf abtrocknender Strecke den zweiten Rang. Der Finne, der das Rennen aus der Pole Position aufgenommen hatte, bewahrte damit beim vorletzten Saisonrennen seine Chancen auf den Fahrertitel. Juan Pablo Montoya dagegen schied in "Indy" trotz einer stürmischen Anfangsphase aus dem Kreis der Meisterschaftskandidaten aus: Dem Kolumbianer wurden Probleme mit der Tankanlage und eine umstrittene Zeitstrafe zum Verhängnis.

Historie: USA waren oft gutes Pflaster für Michelin

Die Jagd durch die Straßen von Monaco machte es erst kürzlich wieder deutlich: Stadtkurse gehören nach wie vor vielleicht nicht zu den sinnvollsten, sicherlich aber zu den faszinierendsten Möglichkeiten, Formel 1-Boliden auszuführen. Von 1976 bis 1983 besaßen auch die USA ihr "Monte Carlo": Das kalifornische Long Beach – ein Stadtteil von Los Angeles – war in diesen Jahren neben Watkins Glen (GP USA-Ost) Schauplatz des zweiten US-Rennens. Die Hatz entlang des Shoreline Drive direkt am Pazifik, vorbei am schwimmenden Hotel "Queen Mary", über die buckligen Straßen und Kanaldeckel sowie das unvermeidliche Getümmel in der Spitzkehre verursachen Formel 1-Nostalgikern noch heute wohlige Schauer.

Dasselbe dürfte für Michelin-Rennleiter Pierre Dupasquier gelten, denn sein "schwarzes Gold" verhieß in den Straßen von Long Beach den Sieg: 1978 gewann Carlos Reutemann im Michelin-Ferrari, 1979 holten Gilles Villeneuve und Jody Scheckter gar einen Doppelsieg für die Roten. 1981 gewann Michelin mit Williams: Alan Jones saß damals am Steuer. Niki Laudas McLaren-Michelin-Sieg von 1982 toppte Stallgefährte John Watson 1983: Der Nordire fuhr von Startplatz 22 aufs Siegerpodest, der von Platz 23 gestartete Lauda wurde Zweiter – diese Husarenritte sind bis heute einsamer Rekord.

Kommentare

Ralf Schumacher (BMW WilliamsF1): Michelin hat Hausaufgaben erledigt

"Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Reifen in dem Oval-Abschnitt gar nicht so besonders stark beansprucht werden. Ich denke, wir sind gut vorbereitet. Auch die Spezialisten von Michelin haben ihre Hausaufgaben erledigt. Die Strecke im Innenraum besitzt einige sehr enge Passagen und stellt für uns Piloten eine fahrerische HerausForderung dar. Bei der Reifenmischung werden wir uns wohl für einen mittleren Compound entscheiden."

Olivier Panis (Toyota F1): Interessantes Abstimmungspuzzle in Indy

"Ich mag das Rennen in den USA, besonders wegen der einmaligen Atmosphäre. Die Besonderheiten von Indy sind die überhöhte Zielkurve und die lange Gerade. Du brauchst viel Abtrieb von den Flügeln und mechanischen Grip vom Chassis. Die Arbeit am Set-up ist deswegen so interessant, weil du je nach Downforce-Level und Reifenwahl Zeit im schnellen ersten Sektor gutmachen kannst, die du aber im Infield einbüßt oder umgekehrt."

Statistisches

Großer Preis von USA, Indianapolis Motor Speedway, Indianapolis, USA, 9. Lauf zur FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2004 (20. Juni 2004);Renndistanz: 73 Runden à 4,192 km = 306,016 km.


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