Steigende Benzinpreise sorgen für Unruhe bei den Autofahrern, Marktexperten liefern sich bereits ein Wettsteigern, wann wohl die Marke von 1,60 Euro pro Liter Superbenzin fallen wird. Unabhängig davon, ob dies in wenigen Monaten oder später der Fall sein wird: Gewiss ist, dass angesichts des steigenden Ölbedarfs in Ländern wie China oder Indien und angesichts der Endlichkeit der Vorkommen fossiler Brennstoffe der Benzinpreis tendenziell steigen wird. Was kann hier der Autofahrer tun?
Mit umweltschonender Fahrweise, Tanken mit Köpfchen, einer cleveren Tourenplanung oder einer Umrüstung auf Gas lassen sich die Auswirkungen der jüngsten Preiserhöhungen auf den Geldbeutel zumindest eindämmen. TÜV SÜD gibt Tipps für mehr Unabhängigkeit vom Preis an der Zapfsäule.
Konjunktur boomt die Spritpreise auch. Seit Dezember ist der Preis von einem Liter Super um ca. 5 Cent auf durchschnittlich 1,50 Euro gestiegen. Meldungen, wonach die höhere Beimischung von Ethanol (E10) seit Jahresbeginn zusätzlich an der Preisschraube dreht, lassen die Preise ab Februar vermutlich weiter klettern. Volker Blandow, Energie-Experte beim TÜV SÜD-Partner-Unternehmen Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, sieht ebenfalls langfristig steigende Benzinpreise: "Dass selbst die offiziellen Prognosen zur Ölpreisentwicklung der Internationalen Energie Agentur (IEA) ständig nach oben korrigiert werden müssen, zeigt, dass hier eher zu niedrig kalkuliert wird. Schaut man auf die globale Nachfrage- versus Angebotsentwicklung und Verfügbarkeit zusätzlicher Fördermöglichkeiten, sieht es zusätzlich schlecht aus für sinkende Öl- und Benzinpreise."
Tourenplanung: Ein Stück weit unabhängig von dieser Entwicklung können sich Autofahrer aber selbst machen, wenn sie die eigenen Fahrgewohnheiten einmal genau unter die Lupe nehmen, und schauen, was sich daran ändern lässt. Durch das Vermeiden von Kurzstrecken und das Zusammenlegen von Touren lassen sich die jüngsten Preissteigerungen durchaus ausgleichen.
"Wer dazu ein Spritspartraining absolviert, senkt die Kosten an der Tankstelle sofort um bis zu 10%", sagt Philip Puls von TÜV SÜD. Wer besonders viel unterwegs ist, für den kann die Umrüstung auf Gasantrieb eine Alternative darstellen.
Fahrstil: Früh hochschalten, untertourig fahren, selbst bei kurzen Stopps den Motor ausschalten, bergab runterschalten und die Motorbremse nutzen. Die Liste der Tipps zum spritsparenden und umweltschonenden Fahren ist lang. Viele Ratschläge wirken jedoch althergebrachten Gewohnheiten entgegen. Ausprobieren und rechnen: Untertouriges Fahren ist aber schon lange nicht mehr schlecht für den Motor. Abschalten lohnt sich bei modernen Motoren schon unter 10 Sekunden. Wer die Sache professionell angeht und per Spritspartraining das Autofahren quasi neu erlernt, der kann den Posten "Sprit" im Haushaltsplan sofort um 10% verkleinern. Die jüngste Erhöhung um 3% ist damit also gleich dreifach ausgeglichen. Zusätzlicher Effekt: "Feinfühliges Fahren vermeidet Verschleiß. Reifen, Bremsen und Kupplung halten länger", so Puls.
Unterwegs tanken: Bei starken Spritpreiserhöhungen besonders beliebt im Internet nach der günstigsten Tankstelle im Umkreis suchen und sich dann hinten anstellen. Einen Kilometer oder 5 zurücklegen für billigeren Sprit? Wer genau kalkuliert, weiß, die Rechnung geht nicht auf. Beispiel: Wer bereits unterwegs ist und 2 Kilometer Umweg fährt, um an der Zapfsäule einen halben Cent pro Liter zu sparen, zahlt selbst bei einer 60-Liter-Füllung 16 Cent drauf. Die Rechnung: Ein Benziner mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,5 Litern hat bis zur Tankstelle 0,15 Liter Sprit geschluckt. Gegenwert bei einem durchschnittlichen Spritpreis von 1,50 Euro: 23 Cent. Muss der Schnäppchenjäger wieder auf die ursprüngliche Route und damit die 2 Kilometer zurück, werden erneut 0,15 Liter Sprit/23 Cent fällig. Den erwarteten 30 Cent Ersparnis stehen damit Mehrkosten von 46 Cent gegenüber. Bilanz: 16 Cent Mehrkosten, erhöhtes Unfallrisiko wegen der längeren Strecke und: ein knappes Kilogramm Kohlendioxid für die Umwelt. Fürs Sparen an Kohle und Kohlendioxid gilt deshalb: "Tanken immer direkt an der Wegstrecke und möglichst mit warmem Motor", so Puls.
Langfristig unabhängig machen: Konstant hohe Spritpreise, die CO2-Belastung und Spritsteuern machen die Umrüstung auf den Gasantrieb seit Jahren attraktiv. Immer mehr Autofahrer steigen um und sparen bis zu 50% bei den Treibstoffkosten je nach Gasart. Vor der Entscheidung steht jedoch unbedingt eine umfassende Beratung. "Auf jeden Fall auch die Meinung von unabhängigen Experten einholen, generell sollten nur qualitativ hochwertige Systeme von geschultem Personal eingebaut werden", so Puls. Zuvor steht aber die Information, denn: Selbst wenn günstige Gaspreise locken, lohnt sich der Umstieg nicht für jeden.
So haben beispielweise Streckenart und die Fahrweise enormen Einfluss auf den Sparerfolg. Beispielsweise lohnt sich der Gasantrieb auf Autobahnen kaum, weil der Verbrauch anders als beim Benziner bei hohen Geschwindigkeiten exponentiell ansteigt. Auch wer nur wenige 1.000 Kilometer im Jahr mit einem sparsamen Otto-Motor fährt, ist mit Sprit günstiger unterwegs. "Seriöse Hersteller weisen auf solche Knackpunkte hin und raten in diesen Fällen vom Wechsel ab", so Puls.
Wichtig: Bei Gasantrieb sollte auf Vollgasfahrten verzichtet werden. Der Wechsel auf Autogas kostet normalerweise zwischen 1.800 und 3.500 Euro. Vor Billiganbietern, die die Umrüstung um die 1.000 Euro anbieten, rät TÜV SÜD dringend ab. In jedem Fall sollte man sich hier an anerkannte Fachbetriebe wenden. Wer auf Erdgas umsteigen will, kauft sich wegen der sehr hohen Umrüstkosten am besten ein entsprechendes Neufahrzeug. Zusätzlicher Bonus beim Fahren mit Gas: Bis 2018 will sich der Fiskus hier zurückhalten. Bei der Kraftfahrzeug-Steuer gelten die im Vergleich zum Diesel deutlich günstigen Sätze für Benzinmotoren.