Hallo,
Renault F1-Fans!
Wie kann ich dieses unglaubliche Wochenende in Worte fassen? Als ich in Barcelona aufs Podium fuhr, dachte ich schon, den glücklichsten Moment meiner Karriere erlebt zu haben. In der Pressekonferenz in Spanien sagte ich noch, dass mir nur meine erste Pole Position und mein erster Sieg fehlen würden – aber dass ich beides nur zwei Wochen später erreiche, davon hätte ich nicht zu träumen gewagt. Ich kann kaum ausdrücken, was ich fühle. Es ist einfach fantastisch für das Team, für jeden, der so hart für diesen Erfolg gearbeitet hat. Wir haben nie nachgelassen und fest an unsere Stärke geglaubt. In Monaco passte nun alles perfekt zusammen.
Wir waren schon recht optimistisch in das Wochenende gestartet. Die Testfahrten im Anschluss an den Spanien-GP liefen ermutigend. Wir fanden einige Verbesserungen, wussten aber nicht, inwieweit sich dies auf unsere Rundenzeiten in Monaco auswirken würde. Doch der Straßenkurs im Fürstentum liegt uns traditionell sehr gut. Ich habe mich gleich wohl gefühlt, als wir am Donnerstag die ersten Runden fuhren, denn es war schnell klar, dass sich die Dinge wunschgemäß entwickelten. Wir trafen unsere Reifenwahl sehr schnell und ich schloss die ersten beiden Trainingssitzungen als Viertschnellster ab. Wir lagen nur knapp hinter der Spitze, aber ich war noch nicht ganz zufrieden mit dem Auto – das Handling stimmte nicht perfekt und ich konnte nicht genug Vertrauen aufbauen.
Bis Samstag Morgen wussten wir dann, in welche Richtung wir arbeiten mussten. Das Auto wurde immer besser, je mehr Gummi auf der Fahrbahn lag und der Grip zunahm, und wir stellten uns auf diese Veränderungen ein. Im ersten Sektor gehörten wir nicht zu den Schnellsten, doch in den beiden anderen Abschnitten ging der R24 hervorragend – und ich wusste, dass dieser Teil der Runde im Rennen der entscheidende sein würde. Im zweiten Qualifying ging ich als 13. auf die Strecke – nicht gerade eine Glückszahl, aber dafür mein Geburtstag. Außerdem glauben wir Italiener, dass nicht die 13, sondern die 17 Pech bringt. Da ist vielleicht etwas dran, denn mir gelang eine fantastische Runde: Bei der ersten Zwischenzeit lag ich noch nicht vorne, doch in Sektoren zwei und drei flog der R24 förmlich. Das Gefühl, die erste Pole Position errungen zu haben, ist einfach unfassbar – und das auch noch mit vier Zehntelsekunden Vorsprung. Trotz der Freude haben wir die Kirche im Dorf gelassen. Am Samstag gibt es keine Punkte und wir wussten, dass uns ein langes, unkalkulierbares Rennen bevorsteht.
Mein Plan für Sonntag sah denkbar einfach aus: 78 Runden Vollgas. Nach dem Startabbruch waren es schon nur noch 77, und die Anspannung steigerte sich durch diesen Zwischenfall nochmals. Außerdem stiegen die Motortemperaturen durch die lange Standzeit. Aber als die Ampeln dann endlich ausgingen, kam ich blendend aus den Blöcken. Fernando katapultierte sich gleich auf Platz zwei, und so konnten wir unser Rennen fahren und die geplante Strategie umsetzen. Ich hatte mir schon einen kleinen Vorsprung herausgearbeitet, als das Safety Car zum ersten Mal ausrückte. Zum Glück konnte ich auch nach dem Restart wieder davonziehen und ein kleines Polster zwischen mich und Fernando legen. Während der ersten Boxenstopps behielt ich die Führung. Ich konzentrierte mich einfach darauf, konstant zu fahren und beim Überrunden nicht zu viel Zeit liegenzulassen, als Fernando crashte und das Safety Car erneut herauskam. Wir disponierten sofort um und zogen meinen zweiten Tankstopp vor. Ich kam direkt hinter Michael Schumacher, der nicht getankt hatte, wieder auf die Strecke. In diesem Moment wusste ich, dass wir ihn schlagen würden, denn er musste auf jeden Fall noch einmal hereinkommen. Nach seinem Unfall im Tunnel lag es dann an mir, die verbleibenden 30 Runden im Qualifying-Stil zu absolvieren, denn jetzt machte Jenson Button Druck. Ich hatte etwas Pech im Verkehr, kontrollierte den Abstand aber jederzeit. Das Auto ging fantastisch. Es war völlig unproblematisch zu fahren und funktionierte sehr konstant. Obwohl Jenson am Ende direkt hinter mir lag, war mir klar, dass nicht mehr passieren kann.
Und so sah ich erstmals die karierte Flagge als Sieger eines Grand Prix – welch ein Moment. Kaum hatte ich die Linie überquert, bedankte ich mich beim Team, genoss meine Ehrenrunde und holte mir meine Trophäe ab. Aus meiner Sicht endete damit ein perfektes Wochenende: Pole Position, Sieg und zweitschnellste Rennrunde. Jeder Premierensieg ist etwas Besonderes – ihn hier in Monaco zu erringen, setzt dem Ganzen ein Sahnehäubchen auf. Dies ist der vielleicht größte Klassiker im Motorsport. Ich bin stolz, zu dem kleinen Kreis von Fahrern zu gehören, die an diesem ganz besonderen Ort gesiegt haben.
Ich danke allen Fans und Freunden für ihre Unterstützung und ihre Glückwünsche – beides bedeutet mir sehr viel. Vielleicht gibt es ja bald wieder etwas zu feiern. In diesem Sinne: Bis bald am Nürburgring.
Euer Jarno