Vor 15 Jahren startete Bosch die Serienfertigung des Elektronischen Stabilitäts-Programms für Kraftfahrzeuge. ESP® wirkt dem Schleudern von Fahrzeugen entgegen und kann unabhängigen Untersuchungen zufolge so nahezu jeden zweiten schweren oder tödlich verlaufenden Alleinunfall verhindern. Damit ist es nach dem Sicherheitsgurt und noch vor dem Airbag das wichtigste Sicherheitssystem im Auto. Die EU hat im Sommer 2009 eine Verordnung verabschiedet, der zufolge vom November 2014 an alle neu zugelassenen Fahrzeuge in Europa mit ESP® ausgerüstet sein müssen. 2009 hatten bereits 60% aller Neufahrzeuge ESP® an Bord, in Deutschland sogar 80%. Weltweit war 2009 mit 36% gut jedes dritte Fahrzeug mit dem Schleuderschutz ausgestattet, 2012 erwartet Bosch bereits einen Anteil von rund 50%. Bosch hat das erste System für die Serie entwickelt und seit dem Produktionsstart 1995 bereits 50 Millionen Systeme gefertigt.
Das Elektronische Stabilitäts-Programm umfasst die Funktionen des Antiblockiersystems ABS sowie der Antriebsschlupfregelung ASR. ABS verhindert das Blockieren der Räder beim Bremsen, ASR wirkt dem Durchdrehen der Räder beim Anfahren entgegen. ESP® erkennt zudem beginnende Schleuderbewegungen, indem es anhand von Sensorsignalen die vom Fahrer gewünschte mit der tatsächlichen Fahrzeugbewegung vergleicht. Stimmen die beiden Werte nicht überein, greift das System unterstützend ein. Indem es die Motorleistung reduziert und einzelne Räder abbremst, wirkt es dem Schleudern entgegen und hält das Fahrzeug im Rahmen der physikalischen Grenzen sicher in der Spur.
Vorausschauendes Notbremssystem
Darüber hinaus ist ESP® zentraler Bestandteil künftiger Sicherheitsfunktionen. In Verbindung mit Umfeldsensoren kann es beispielsweise kritische Situationen frühzeitig erkennen. Im neuen A8 von Audi ging kürzlich das vorausschauende Notbremssystem von Bosch als Option in Serie. Erkennt das System einen drohenden Auffahrunfall, warnt es den Fahrer und unterstützt ihn beim Bremsen, um den Unfall zu verhindern. Ist ein Unfall nicht mehr vermeidbar, löst es kurz vor dem Aufprall automatisch eine Vollbremsung aus, was die Unfallschwere deutlich reduziert.
Am Anfang stand die Verbesserung des ABS
Bereits 1983 begannen bei Bosch Überlegungen, die Fahrzeugstabilität bei Vollbremsungen durch eine optimierte ABS-Regelung zu verbessern. Der Ansatz wurde in den Folgejahren weiter verfeinert und die zugehörige grundlegende Patentanmeldung durch Bosch erfolgte schließlich im Jahr 1987. 1990/91 erweiterten die Ingenieure die Funktion des Systems auf alle anderen Fahrzustände, also auch Beschleunigen und Rollen. Bald darauf war die Serienreife erreicht, und das ESP® ging im Sommer 1995 in Produktion.
Nutzen des ESP® vielfach nachgewiesen
Eine Vielzahl von Untersuchungen und Studien belegt mittlerweile, wie hilfreich ESP® ist. Daimler beispielsweise hat 2004 nachgewiesen, dass seit dem serienmäßigen Einsatz des ESP® in allen Mercedes-Personenwagen deren Anteil an der Gesamtzahl der Fahrunfälle in Deutschland um rund 42% gesunken ist. Fahrunfälle sind Unfälle, bei denen Autofahrer ohne Einfluss anderer Verkehrsteilnehmer die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren. Volkswagen kam im gleichen Jahr auf Basis einer Auswertung zu dem Ergebnis, dass ESP® rund 80% aller Schleuderunfälle verhindert.
2007 zeigte die Universität Köln in einer volkswirtschaftlichen Studie, dass der flächendeckende Einsatz von ESP® allein in Europa jährlich die Zahl der Verkehrstoten um rund 4.000 und die Zahl der Verletzten um 100.000 reduzieren würde. Die US-Regierungsbehörde "National Highway Traffic Safety AdMINIstration" (NHTSA) schließlich hat 2006 errechnet, dass sich 34% aller Alleinunfälle und 71% aller Fahrzeugüberschläge von Pkw in den USA durch den serienmäßigen Einsatz verhindern ließen was zu der weltweit ersten gesetzlichen Verpflichtung von ESP® bei Neuwagen führte. Dieser zufolge müssen vom September 2011 an alle Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 4,5 Tonnen mit ESP® ausgerüstet sein. Vergleichbare Regelungen gelten in Australien und Europa von November 2013 bzw. 2014 an. In Korea hat die zuständige Behörde gerade erst im Juli 2010 gleichlautende Pläne für eine ESP®-Pflicht veröffentlicht.
Auch die Neuwagen-Bewertungsprogramme NCAP (New Car Assessment Program) in Europa, den USA und Australien berücksichtigen mittlerweile aktive Sicherheitssysteme in ihren Bewertungskriterien. Seit Anfang 2010 können Fahrzeugmodelle nur noch dann die Höchstwertung von 5 Sternen erreichen, wenn sie serienmäßig mit ESP® ausgerüstet sind. Die japanische NCAP-Organisation belässt es bislang bei einer Empfehlung.
Jahrzehnt der Verkehrssicherheit
Im März 2010 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) die Jahre 2011 bis 2020 zum Jahrzehnt der Verkehrssicherheit erklärt; denn trotz Fortschritten in vielen Ländern wuchs die Zahl der Verkehrstoten in den vergangenen Jahren weiter an. Jährlich sterben rund 1,3 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen und rund 50 Millionen werden der UN zufolge verletzt. Ziel der Aktion ist es, die für 2020 prognostizierte Zahl der Verkehrstoten zu halbieren. Ansatzpunkt ist neben der Verbesserung des Straßennetzes unter anderem die Entwicklung und Verbreitung aktiver Sicherheitssysteme.
Konstruktion optimiert, Kosten gesenkt
Die Unfallzahlen lassen sich nur merklich senken, wenn das Sicherheitssystem in möglichst vielen Fahrzeugen eingesetzt wird. Es war daher von Anfang an Ziel von Bosch, die Konstruktion des ESP® weiter zu optimieren: kleiner, leistungsfähiger und kostengünstiger war die Devise. Auf das erste System 5.0 folgte im Jahr 1998 bereits die Version 5.7 und 2002 die Generation 8. Anfang 2010 startete die Generation 9, deren kompakteste ESP®-Variante nur noch 1,6 kg wiegt. Zum Vergleich: Das erste ESP® hatte 1995 noch ein Gewicht von 4,3 kg.
Dank des modularen Aufbaus bietet die neue Generation optimale Lösungen für alle Fahrzeugsegmente ob für Kleinwagen, für Fahrzeuge der Oberklasse oder für leichte Nutzfahrzeuge.