Die Entscheidung fiel buchstäblich erst auf den letzten Metern: Jari-Matti Latvala und Beifahrer Miikka Anttila haben sich bei der Rallye Neuseeland in einem dramatischen Finale mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur 2,4 Sekunden gegen ihre Konkurrenten Sebastien Ogier / Julien Ingrassia durchgesetzt. Mit diesem 75. Sieg bei einer WM-Rallye ist
Ford nun der erfolgreichster Hersteller in der Geschichte dieser Top-Kategorie und hat in der Teamwertung bis auf 5 Punkte auf den Titelverteidiger Citroën aufgeschlossen. Mikko Hirvonen / Jarmo Lehtinen beendeten den 5. Saisonlauf auf Rang 4 und liegen in der WM-Tabelle nun hinter ihren Teamkollegen auf der 3. Position.
Die traumhaften Schotterprüfungen auf der anderen Seite der Welt in den Augen vieler Rallye-Fahrer die schönsten Strecken im gesamten WM-Kalender sorgten auch in diesem Jahr für herzergreifende Action. Allein am Freitag, mit nahezu 160 gewerteten Kilometern die längste von insgesamt 3 Etappen wechselten sich 4 Piloten an der Spitze ab. Nach der 7. von 9 Wertungsprüfungen lag auch Jari-Matti Latvala einmal vorn, musste sich vor der Übernachtungspause jedoch mit dem zarten Rückstand von 1,4 Sekunden hinter dem Ex-Weltmeister Petter Solberg einreihen. Hirvonen, der als Zweiter auf der Strecke von der staubigen Straßenoberfläche eingebremst wurde, belegte Platz 5.
Diese Rolle des Straßenfegers kam am Samstag Latvala zu, seinerseits jetzt als Zweiter auf der Piste. Dennoch konnte sich der 25-Jährige mit Rang drei hinter Ogier und einem bravourös aufgeigenden Sébastien Loeb eine gute Ausgangsposition für den Schlussakkord am Sonntag sichern und stellte so die Weichen für einen Nervenkrimi, der als drittknappste Entscheidung in die Geschichte der Rallye-WM eingehen sollte.
- Paukenschlag 1: Loeb nach einem Abflug am Freitag weit zurückgefallen übernahm auf der 1. Prüfung (WP 18) des Tages die Führung von Ogier, der einen Dreher aufs schottrige Parkett gelegt hatte.
- Paukenschlag 2: In WP 19 kommt auch der Rekordweltmeister von der Strecke ab und beschädigt sein Rallyeauto damit ist Ogier wieder vorn und Latvala neuer Zweiter.
- Paukenschlag 3: Gleich 5 Piloten darunter auch der nur noch 24,6 Sekunden zurückliegende Mikko Hirvonen starten mit Chancen auf den Gesamtsieg in die letzte Wertungsprüfung, die berühmt-berüchtigte und fast 30 Kilometer lange "Whaanga Coast 2".
- Paukenschlag 4: Petter Solberg fällt mit seinem französischen Turbo-Allradler einen Telegrafenmasten, das Aus für den Norweger.
- Paukenschlag 5, 10 Kilometer vor dem Ziel: Loeb dreht sich und fällt zurück.
- Paukenschlag 6, quasi in Sichtweite der letzten Lichtschranke: Auch Ogier gerät neben die Piste und verliert Zeit.
- Finale: Jari-Matti Latvala unbeeindruckt von diesen Dramen bewahrt die Nerven, setzt die zweitschnellste Zeit und gewinnt seinen 3. WM-Lauf mit 2,4 Sekunden Vorsprung, Hirvonen rückt dank der drittschnellsten Zeit auf Platz 4 vor.
"Unglaublich, ich kann es kaum glauben, dass wir gewonnen haben", jubelte Latvala. "Am Ende der Prüfung sah ich eine Heckschürze auf der Straße liegen, konnte sie aber keinem Auto zuordnen. Das ist mein bisher schönster Sieg und mehr als ein Ausgleich für viele Rückschläge. Ich war auf diesen wunderbaren Prüfungen nicht unbedingt der schnellste, wohl aber der konstanteste Fahrer das hat sich im entscheidenden Moment ausgezahlt."
Auch Malcolm Wilson, Direktor des Teams BP Ford Abu Dhabi, zeigte sich restlos begeistert: "Diese Rallye hat den Ruf dieses Sports, immer für unerwartete Wendungen gut zu sein, einmal mehr bestätigt. Vor der Saison haben wir intensiv mit Jari-Matti Latvala daran gearbeitet, seine Schnelligkeit mit einer höheren Konstanz zu verknüpfen mit seiner Vorstellung hier in Neuseeland hat er bewiesen, dass sich der Aufwand gelohnt hat."
Gerard Quinn, Motorsport-Chef von Ford Europa, freut sich vor allem über die neue Rekordmarke seines Teams: "Ford besitzt eine große Tradition in der Rallye-Weltmeisterchaft. Wir haben viele WM-Läufe mit dem Escort, dem Sierra RS Cosworth und dem Escort RS Cosworth gewonnen. Am erfolgreichsten aber ist der Ford Focus WRC, den wir in dieser Saison letztmalig einsetzen. Heute haben wir unseren 75. Sieg in dieser Top-Kategorie eingefahren mehr als jeder andere Hersteller jemals zuvor."
Rallye Neuseeland, 5. von 13 Läufen zur Rallye-WM 2010:
1. | Latvala / Anttila | Ford Focus RS WRC | 4:04.09,8 Stunden |
2. | Ogier / Ingrassia* | Citroën C4 WRC | 2,4 s. zurück |
3. | Loeb / Elena | Citroën C4 WRC | 15,2 s. zurück |
4. | Hirvonen / Lehtinen | Ford Focus RS WRC | 21,3 s. zurück |
5. | Sordo / Marti | Citroën C4 WRC | 25,8 s. zurück |
6. | Wilson / Martin | Ford Focus RS WRC | 3.26,0 min. zurück |
7. | H. Solberg / Minor | Ford Focus RS WRC | 6.15,3 min. zurück |
8. | Ketomaa / Stenberg* | Ford Fiesta S2000 (1. N) | 10.19,3 min. zurück |
9. | Villagra / Diaz | Ford Focus RS WRC | 10.49,8 min. zurück |
10. | Pons / Haro* | Ford Fiesta S2000 (2. N) | 11.13,4 min. zurück |
* Resultat dieses Teilnehmers zählt nicht zur Teamwertung
WM-Zwischenstand Fahrerwertung nach 5 von 13 WM-Läufen:
| Fahrer | Marke | Punkte |
1. | Sébastien Loeb | Citroën | 108 |
2. | Jari-Matti Latvala | Ford | 72 |
3. | Mikko Hirvonen | Ford | 64 |
4. | Sébastien Ogier | Citroën | 63 |
5. | Petter Solberg | Citroën | 53 |
6. | Dani Sordo | Citroën | 34 |
7. | Matthew Wilson | Ford | 30 |
8. | Henning Solberg | Ford | 24 |
9. | Federico Villagra | Ford | 22 |
10. | Kimi Räikkönen | Citroën | 14 |
WM-Zwischenstand Teamwertung nach 5 von 13 WM-Läufen:
| Marke | Punkte |
1. | Citroën Total | 156 |
2. | BP Ford Abu Dhabi | 151 |
3. | Citroën Junior | 75 |
4. | Stobart M-Sport Ford | 74 |
5. | Munchis Ford | 32 |