Hallo
Renault F1-Fans,
wie ihr vor dem Grand Prix von Spanien sicher gelesen habt, reisten wir ziemlich optimistisch nach Barcelona. Wir wussten, dass unser Auto auf dieser Art Rennstrecke sehr schnell ist – aber auch, dass dich der Circuit de Catalunya auf dem falschen Fuß erwischen kann. Nach den endlosen Tests in Spanien glaubst du, dass du alles über die Strecke weißt, aber an Rennwochenenden sieht die Sache immer noch etwas anders aus. Mögliche Gründe für unangenehme Überraschungen gibt es reichlich: Etwa die größere Gummiauflage, wenn 20 Autos gleichzeitig unterwegs sind. Oder die Tatsache, dass die Trainingssitzungen eher früh am Tag stattfinden, das Rennen dagegen nachmittags, wenn die höheren Streckentemperaturen das Handling der Autos völlig verändern. Und natürlich sorgt auch der Wind hier immer für neue Bedingungen – wie sich diesmal im Qualifying mehr als deutlich zeigte.
Als wir uns Freitag an die Arbeit machten, war das Auto zunächst schwierig zu fahren: Das Heck fühlte sich beim Bremsen und in Kurven sehr nervös an und drohte ständig, dich zu überholen. Auf diese Weise kannst du kein Vertrauen ins Auto und seine Reaktionen aufbauen. Doch statt dieses Setup-Problem anzugehen, müssen wir uns freitags auf die Reifenwahl konzentrieren. Ich bin in den zwei Sessions insgesamt 36 Runden gefahren und kam auf die 14. und achtschnellste Zeit. Wir wussten, dass mehr im R24 steckt und was wir zu tun hatten, um das Potenzial zu nutzen. Deswegen habe ich mir über die Zeiten nicht den Kopf zerbrochen, selbst als ich wegen eines Lecks im Kühlkreislauf das zweite Training etwas früher beenden musste.
Noch bevor die Trainingssitzungen am Samstag begannen, hatten wir schon einiges am Auto geändert, um das Handling zu verbessern. Da es über Nacht geregnet hatte, fuhren wir im ersten Samstagstraining nur sehr wenige Runden. Wenn die Strecke saubergewaschen ist, bietet sie weniger Grip und die Reifen fangen leicht an zu körnen. Das bedeutet, dass du Veränderungen an der Fahrzeugabstimmung nicht vernünftig bewerten kannst. Als wir endlich loslegten, sahen wir gleich, dass sich das Auto viel besser verhielt als am Vortag und ich in den Kurven richtig attackieren konnte. Im zweiten freien Training lief es dann noch besser – ich wurde Vierter. Am ende dieser Session standen vier verschiedene Marken auf den ersten vier Plätzen. Damit war klar, dass es an der Spitze einen Kampf um jede Hundertstelsekunde geben würde – eine Vorhersage, die sich im Qualifying voll und ganz bestätigte.
Ein Faktor, der die Teams in Barcelona immer wieder verwirrt, ist der Wind. Du siehst ihn nicht im Fernsehen, doch er beeinflusst die Autos mehr als manches andere. Er wirkt sich sowohl auf die Aerodynamik als auch auf das Handling aus. Solange er konstant weht, ist das kein Problem, aber am Samstag kamen Böen auf, die auch noch ständig die Richtung wechselten. Unser Pre-Qualifying lief recht ordentlich und ich sicherte mir eine späten Startplatz für die entscheidende Runde. Vor dem zweiten Versuch war mir bereits klar, dass es sehr windig würde. Außerdem hatte ich mit Fernando gesprochen, der vorher mit den Böen zu kämpfen hatte. Und tatsächlich: Der Wind versetzte das Auto in den Kurven und quälte den Motor, wenn er von vorn kam – und man wusste nie, von wo er wehte. Trotzdem gelang mir eine schnelle und fehlerfreie Runde, die gut genug war für die zweite Startreihe – genau dort, von wo ich auch im vergangenen Jahr gestartet bin. Ich wusste, dass das Podium in Reichweite lag, besonders wenn uns ein guter Start gelänge.
Ich darf wohl behaupten, dass sich diese Hoffnung erfüllte... Ich hatte den besten Start meines Lebens – ein Rennbeginn, von dem du nur träumen kannst. Ich habe kaum auf die Ampeln geachtet, sondern die Kupplung kommen lassen – genau, als die Lichter ausgingen! Mir war klar, dass Michael schneller fahren konnte, doch ich verteidigte die Führung bis zu meinem ersten Stopp und versuchte, Abstand zu den Verfolgern hinter uns zu gewinnen. Mein Rennen verlief exakt nach Plan: Ich fuhr jeden Stint wie ein Sprintrennen und konzentrierte mich auf die Lücke nach hinten. Nach meinem dritten Tankstopp kontrollierte ich den Abstand zu Fernando. Ich ließ ihn näherkommen, aber ich wusste, dass er mich nicht überholen könnte. Bei meinem letzten Halt stellten wir den Frontflügel etwas steiler, um ein leichtes Untersteuern zu kurieren. Insgesamt stimmte die Balance an meinem Auto – vor allem blieb sie über die Distanz konstant. Beide Renault gemeinsam über die Linie fahren zu sehen, war ein schöner Anblick. Diese Podiumsplatzierung bedeutet mir viel – für das Team, für meine Mechaniker und Ingenieure und besonders für einen engen Freund von mir, der gerade durch einen schwierigen Lebensabschnitt geht: Ihm steht ein harter Kampf bevor, aber wir werden diesen Weg mit ihm gehen. Aus all diesen Gründen wird dieses Ergebnis immer etwas Besonderes für mich bleiben – auch wenn ich hoffe, es schon in zwei Wochen in Monaco toppen zu können.
Also bis bald – in den Straßen von Monte-Carlo,
euer Jarno