Das 90-jährige Bestehen, das
Mazda in diesem Jahr feiert, bietet den passenden Anlass, die wechselvolle Geschichte der Antriebsentwicklung aus der Nähe zu betrachten.
Mazda Wankelmotor
Geprägt wird die Geschichte vor allem durch den Wankelmotor. 10 Jahre nachdem der deutsche Ingenieur Felix Wankel erstmals einen Kreiskolbenmotor auf dem Prüfstand testet, hält die Technik 1967 im legendären Mazda Cosmo Sport Einzug. Es ist das erste Fahrzeug der Marke mit einem nach dem Kreiskolbenprinzip arbeitenden Antrieb und zugleich das weltweit erste Serienauto mit einem Zweischeiben-Kreiskolbenmotor. Schon 1961 hatte Mazda einen Lizenzvertrag mit NSU unterzeichnet und den Startschuss für die offizielle Entwicklung des Rotationskolbenmotors bis zur Serienreife gegeben.
In der Folge kommen weitere Fahrzeuge wie der Mazda RX-7 und der Eunos Cosmo hinzu, die bis heute Kult-Status genießen. Zudem steigt Mazda mit dem Wankelmotor in den Motorsport ein ein Engagement, das im Jahr 1991 durch den Sieg des Mazda 787B Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gekrönt wird. Bis heute spielt der Kreiskolbenmotor eine zentrale Rolle in der Antriebspalette von Mazda und kommt in seiner neuesten Generation unter der Bezeichnung RENESIS im 2003 vorgestellten und 2009 modifizierten Mazda RX-8 zum Einsatz.
Vom Wankel zum Wasserstoff
Zugleich fällt dem Wankelmotor eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung alternativer Antriebe im Hause Mazda zu. Schon im Jahr 1991 präsentierte das Unternehmen mit dem HR-X das erste Konzeptfahrzeug mit einem Wasserstoff betriebenen Wankelmotor. Diese Verbindung genauso emissionsfrei wie ein Brennstoffzellenantrieb, aber deutlich günstiger zu konstruieren und zu produzieren wird in den Folgejahren immer weiter verfeinert. Heute absolvieren Wasserstoff-Fahrzeuge wie der Mazda RX-8 Hydrogen RE und der um ein Hybridmodul erweiterte Mazda5 Hydrogen RE Hybrid ausgiebige Tests auf öffentlichen Straßen in Japan sowie Norwegen und stellen ihre Funktionalität im Alltagsbetrieb unter Beweis. Auch die Kombination von Kreiskolben- und Elektromotor, wie sie der Mazda5 Hydrogen RE Hybrid aufweist, geht auf eine lange Tradition bei Mazda zurück. Schon in den 1960er Jahren experimentiert der Hersteller mit dieser Technik und stellt 1970 das Hybridfahrzeug EX 005 vor.
Sonderwege: Miller-Motor, V6-Motor, Allradlenkung und MX-5 Roadster-Konzept
Auch bei der konventionellen Motorentechnik beweist Mazda in der Vergangenheit ein ums andere Mal den Willen und Mut zur Alternativlösung. Nicht alles ist dabei von Erfolg gekrönt. So bleibt beim 2,3-Liter-Motor des Xedos 9 aus dem Jahr 1995, der nach dem Miller-Prinzip arbeitet, die ganz große Publikumsresonanz aus, wenngleich es sich hierbei um eine ingenieurstechnische Meisterleistung handelt. Aufgrund des besonderen Arbeitsprinzips mit länger geöffnetem Einlassventil liefert der aufgeladene Miller-Motor einen höheren Wirkungsgrad, weniger Schadstoffe und einen geringeren Verbrauch. Ein anderes Konzept verfolgt der V6-Motor im Mazda MX-3, der in den 1990er Jahren angeboten wird: Das Triebwerk ist mit 1,8 Litern Hubraum einer der kleinsten 6-Zylinder-Motoren, die je in einem Serienfahrzeug zum Einsatz gekommen sind.
Als Innovationsführer präsentierte sich Mazda mit der 1983 im Konzeptfahrzeug MX-02 vorgestellten und 1987 im Mazda 626 eingeführten Allradlenkung. Das System basiert auf einer geschwindigkeitsabhängig arbeitenden Zahnstangenlenkung: Bei geringem Tempo lenken die Hinterräder entgegen der Richtung der Vorderräder, um den Wendekreis des Fahrzeugs zu verkleinern und das Einparken zu erleichtern. Bei höheren Geschwindigkeiten richten sich die Hinterräder parallel zu den Vorderrädern aus, um die Fahrstabilität zu erhöhen. Damit war Mazda ein Pionier im Bereich der Allrad-Lenksysteme, die sich zwar nicht flächendeckend durchgesetzt haben, aber seit einiger Zeit wieder öfter im Serien-Automobilbau zu finden sind.
Ein anderer Sonderweg von Mazda ist wesentlich erfolgreicher: die Entscheidung zum Bau eines kleinen Roadsters Mitte der 1980er Jahre, zu einem Zeitpunkt, als diese Fahrzeugklasse so gut wie tot ist. Mit dem Mazda MX-5 gelingt dem Hersteller ein großer Wurf. Der 2-Sitzer ist so konsequent konstruiert, wie es nur geht: Front-Mittelmotor, Hinterradantrieb, ausgeglichene Gewichtsverteilung, niedriger Schwerpunkt, kurze Schaltwege, präzise Lenkung und nachhaltiger Leichtbau sind die Zutaten, die seit nunmehr 20 Jahren den Fahrspaß mit dem MX-5 definieren.
Aktuelle Technologien und Blick in die Zukunft
Auch das 2009 im neuen Mazda3 eingeführte Start-Stopp-System i-stop liefert einen weiteren Beleg, dass Mazda sich nicht mit konventionellen technischen Lösungen, die auf dem Markt gerade zu haben sind, zufrieden gibt, sondern immer nach dem Optimum strebt. Der technische Ansatz des i-stop Systems erlaubt ein besonders schnelles, leises und komfortables Ansprechen. Entwicklungen wie diese sind Teil des Mazda Bestrebens, den durchschnittlichen Flottenverbrauch bis 2015 gegenüber dem Stand von 2008 um 30% zu verringern. Dazu trägt neben konsequenter Gewichtsreduzierung auch eine neue Generation von Benzin- und Dieselmotoren bei, die mit Direkteinspritzung und optimierter Verbrennung mehr Leistung und erheblich weniger Verbrauch und Emissionen aufweisen als aktuelle Motoren. Unter der Bezeichnung "SKY Concept" präsentiert Mazda die neue Triebwerksgeneration sowie ein neues 6-Stufen-Automatikgetriebe auf dem Genfer Autosalon 2010 und bereitet die Serieneinführung ab 2011 vor.