Die Bundespolizei nahm erstmalig Ende November den Prototyp des "Wasserwerfer 10.000" in ihre Obhut. In Anwesenheit von
MINIsterialdirektor Christoph Verenkotte, Abteilungsleiter Bundespolizei im Bundes
MINIsterium des Innern, und Jürgen Schubert, dem Inspekteur der Bereitschaftspolizei der Länder, erfolgte die offizielle Schlüsselübergabe durch Julian Wagner, Vorstandsvorsitzender der Rosenbauer International AG, für das annähernd 1 Million Euro wertvolle Spezialfahrzeug. Es bildet den Auftakt zu einer rund 10 Jahre laufenden Serienbeschaffung, mit der der komplette Bestand an Wasserwerfern bei der Bundespolizei und den Länderpolizeien in Deutschland ersetzt werden soll.
Der erste Eindruck täuscht nicht so ein Fahrzeug hat es noch nicht gegeben. Bereits das äußere Erscheinungsbild weicht deutlich von den bisher in Deutschland eingesetzten Polizei-Wasserwerfern ab. "Das ist unseres Wissens das modernste Fahrzeug dieser Art weltweit", bestätigt Achim Friedl, Referatsleiter im BundesMINIsterium des Innern für Technik und Logistik der Bundespolizei und der Bereitschaftspolizeien der Länder. Der erfahrene Spezialist hat sich über Konzepte und aktuelle Beschaffungen in vielen Staaten informiert und war als Gesamtprojektleiter maßgeblich an der Umsetzung des Vorhabens beteiligt.
MINIsterialdirektor Verenkotte hob bei der Übergabe die termingerechte Fertigstellung des mit hohem Entwicklungsaufwand erstellten Prototyps hervor die anwesenden Vertreter des Generalunternehmers Rosenbauer aus Österreich hörten es gerne. Sie hatten die Ausschreibung im internationalen Wettbewerb für sich entschieden. Als Basis für den neuen Wasserwerfer 10.000 so genannt aufgrund des Wassertankinhalts von 10.000 Litern wählten sie den Mercedes-Benz Actros 3341 mit Allradantrieb und einer technisch zulässigen Gesamtmasse von 33 Tonnen. Die wird aber beim neuen WaWe 10 auch mit vollständiger Beladung und Besatzung nicht gänzlich ausgeschöpft, das tatsächliche Einsatzgewicht beträgt etwa 31 Tonnen. Neben technischen Merkmalen und einem angemessenen Preis wurden bei der Auswertung der Ausschreibung auch Zuverlässigkeit und Know-how der beteiligten Anbieter sowie möglichst geringe Folgekosten über eine zu erwartende langjährige Nutzungszeit bewertet.
Angetrieben wird das annähernd 10 m lange und 3,70 m hohe Spezialfahrzeug von einem V6-Turbodiesel mit 300 kW/ 408 PS in umweltfreundlicher Euro-5-Ausführung mit SCR-Diesel-Technologie BlueTec. Dass die Silhouette des WaWe 10 so wenig mit dem vertrauten Anblick des bereits in einer Stückzahl von mehr als einer halben Million gebauten Mercedes-Benz Actros zu tun hat, liegt an der durch Rosenbauer komplett neu konstruierten Kabine für die 5-köpfige Besatzung. Sie ist wie auch der Spezialaufbau auf die besondere Funktionalität dieses Einsatzmittels ausgerichtet.
Dem Fahrer steht das komfortable automatisierte Schaltgetriebe MercedesPowerschift zur Verfügung. Das Telligent-Bremssystem sorgt für sichere Verzögerung. Für die Besatzung aus Fahrer, Kommandant, Beoabachter und Werferbediener sind ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze in der geräumigen und für Wartungszwecke am Fahrgestell kippbaren Kabine eingerichtet. Standheizung und Klimatisierung sorgen auch bei lang andauernden Einsätzen für angenehme Innenraumtemperaturen, für Erfrischungsgetränke steht ein Kühlfach bereit.
Der Aufbau aus AluMINIum beherbergt mittig den 10.000 Liter Wasser fassenden Tank. Links und rechts davon findet die erForderliche Zusatzausrüstung, vor allem für die Wasserentnahme aus Hydranten oder offenen Gewässern, in durch Klappen verschlossenen Gerätefächern Platz. Am Heck ist der Pumpenraum angeordnet, in dem eine Rosenbauer-Kreiselpumpe N 35 mit einer Nennleistung von 3500 Litern pro Minute bei 10 bar Platz findet. Sie wird von einem separaten Dieselmotor angetrieben, so dass ein vom Fahrbetrieb völlig unabhängiger Einsatz der 3 Werfer 2 auf den Frontecken der Kabine für eine Durchflussmenge von je 1.200 Litern pro Minute und einer am Fahrzeugheck für 900 l/min gewährleistet ist. Unter dem Fahrzeug sorgen Bodensprühdüsen für einen Schutz des Fahrgestells vor Brandeinwirkungen, Kabinen- und Aufbaudach sind ebenfalls mit einer Selbstschutzanlage ausgestattet.
Neben der Hauptaufgabe, dem polizeilichen Einsatz bei gewalttätigen Ausschreitungen im Rahmen von Demonstrationen und Großveranstaltungen, kann der WaWe 10 im Rahmen von Hilfeleistungen bei Katastrophen beispielsweise auch zur Brandbekämpfung und zum Trinkwassertransport eingesetzt werden.
Startschuss für die Produktion
Der neue WaWe 10 wird sukzessive die Vorgängermodelle des Typs WaWe 9 ablösen, die ebenfalls komplett auf 3-achsigen Allradfahrgestellen von Mercedes-Benz entstanden und zum Teil bereits mehr als 20 Jahre alt sind. Bis 2019 sollen insgesamt 78 baugleiche Fahrzeuge neu in Dienst gestellt werden, das Gesamtauftragsvolumen beläuft sich auf 75 Mio. Euro. Nach der Auswertung der Erprobung des Prototyps soll die Serienlieferung mit den ersten 3 Fahrzeugen 2010 starten. Die Verteilung der neuen Wasserwerfer an die Bundespolizeistandorte und die Länderpolizeien richtet sich dann nach Alter und technischem Zustand der jeweils dort zur Ausmusterung anstehenden Vorgängerfahrzeuge.