Immer noch ist jeder fünfte Verkehrstote in Deutschland das Opfer einer Baumkollision, obwohl die Zahl der Baumunfälle insgesamt sinkt. Das mit Abstand höchste Risiko, bei einem Unfall an einem Baum zu landen, besteht in Niedersachsen. Dort passierten 2008 außerhalb geschlossener Ortschaften im Schnitt 95 Baumunfälle pro 1.000 km Straßennetz. Es folgen in der Häufigkeit solcher Unfälle das Saarland (75) sowie Brandenburg (74) und Sachsen (73). Das geht aus einer Studie hervor, die der ACE Auto Club Europa nach Auswertung von Daten des statistischen Bundesamtes am Mittwoch in Stuttgart veröffentlichte. Danach hat sich die Zahl der jährlichen Baumunfälle mit Personenschaden seit 1995 von knapp 25.000 etwa auf die Hälfte reduziert, entsprechend sank auch die Zahl der verunglückten Verkehrsteilnehmer. Doch die Gesamtbilanz bleibt erschreckend: Seit Einführung der "Baumunfallstatistik" (1995) starben nahezu 22.000 Menschen durch Baum-Unfälle.
Im vergangenen Jahr (2008) kamen knapp 99% aller Opfer von Verkehrsunfällen mit dem Leben davon jedoch nur, wenn kein Baum im Weg stand. Bei einem Baumaufprall hingegen erhöhte sich das Risiko einer tödlichen Verletzung gleich um ein Vielfaches. In Brandenburg beispielsweise ist jeder dritte Getötete im Straßenverkehr Opfer eines Baumunfalls. Im Bundesdurchschnitt sterben 20% der verunglückten Kraftfahrer bei einem Aufprall gegen einen Baum, teilte der ACE mit.
Höchstes Aufprall-Risiko auf Landstraßen bei Nacht
Die Wahrscheinlichkeit eines Baumunfalls auf einer Landstraße (61 Unfälle auf 1.000 km) ist nach der Studie des Clubs ungleich höher als auf einer Autobahn, wo im bundesweiten Schnitt lediglich 46 dieser Unfälle auf 1.000 km ermittelt worden sind. 2008 starben bei 10.161 Baumunfällen 768 Menschen. 4.316 oder 42,5% dieser Unfälle geschahen bei Dunkelheit oder Dämmerung, obwohl die Kilometerfahrleistung in dieser Zeit nur rund 25 Prozent beträgt. Gemessen daran ist auch die Zahl der nachts bei Baumunfällen Getöteten mit 344 oder 44,8% überproportional hoch.
Autobahnen in Bayern gefährlich
Obwohl Niedersachsen über das drittlängste Autobahnnetz Deutschlands verfügt, liegt die Gefahr, dort auf einen Baum zu treffen, mit 44 Unfällen auf 1.000 km Autobahn unter dem Bundesdurchschnitt (46). Als besonders unfallträchtig erwiesen sich mit 85 Unfällen pro 1.000 km Streckenlänge die bayerischen Autobahnen.
Die sichersten Autobahnen in punkto Vermeidung von Baumunfällen attestierte der ACE dem Land Mecklenburg-Vorpommern, wo es 2008 nur 7 Baumunfälle auf 1.000 km gab.
Baumunfälle vermeidbar
Der ACE sieht das größte Unfallvermeidungspotenzial auf außerörtlichen Landstraßen. Noch immer sind dort die meisten Opfer zu beklagen. Zudem ist die Zahl der Baumunfälle auf Landstraßen in den vergangenen Jahren am wenigsten zurückgegangen. Ein flächendeckendes Abholzen von Wäldern und Alleen entlang von Straßentrassen lehnt der ACE allerdings ab. Der Club befürwortet vielmehr, auf Nachpflanzungen am unmittelbaren Fahrbahnrand zu verzichten.
Laut ACE zeigt die Erfahrung, dass sich auch durch weitere verkehrstechnische Maßnahmen die Gefahr von Baumunfällen reduzieren lässt. Dazu gehören Schutzplanken, vor allem in Kurvenbereichen, die nicht nur Autofahrer vor der Begegnung mit dem Baum schützen, sondern auch Motorradfahrer vor Verletzungen bewahren. In Alleen und waldreichen Gebieten haben sich zudem Geschwindigkeitsüberwachungen sowie Überholverbote im Bereich besonders gefährlicher Streckenabschnitte bewährt. Allgemeine Tempolimits ohne Kontrollen verfehlen dagegen meist ihren Zweck, betonte der ACE.