Mit 110 Jahren Automobilgeschichte gehört
Opel zu den traditionsreichsten Marken der Branche. Manche Entwicklungen geraten da in Vergessenheit und kommen erst viel später wieder ans Licht. In einem alten Archiv tauchten Bilder eines bisher unbekannten
Opel-Roadsters auf. Recherchen der
Opel-Oldtimer-Experten ergaben: Offensichtlich auf Basis der ersten Kompaktklasse-Generation, dem Kadett aus den 1930er Jahren, bauten
Opel-Ingenieure im Jahr 1938 den Prototyp eines 2-sitzigen Cabrios. Auf den wiederaufgetauchten Fotos ist auch der eigenwillige Name des Autos vermerkt: Kadett 2-Sitzer "Strolch".
Der schicke, liebenswerte Roadster hat allerdings nie als Serienfahrzeug das Licht der Welt erblickt. Aus einem alten Sitzungsprotokoll der Geschäftsführung geht hervor, dass unter anderem angesichts knapper Stahlressourcen im Vorfeld des zweiten Weltkriegs und potentiell geringer Stückzahlen in diesem Segment das Projekt nicht weiter verfolgt werden sollte. Offensichtlich war Opel bis dahin aber schon gut auf einen Marktstart vorbereitet, denn bei weiteren Archiv-Nachforschungen fand sich ein druckfertiger Prospekt, der stolz die technischen Eckdaten des Strolch-Antriebs präsentiert: 1,1 Liter Hubraum, 23 PS, 3-Gang-Getriebe, Höchstgeschwindigkeit 98 km/h. Prototypen des Roadsters sind allerdings nicht erhalten.
Die Opel Classic-Experten waren so fasziniert von der 3,62 m langen Fahrzeugstudie, dass die Idee entstand, den Strolch 70 Jahre nach seiner Konzeption nochmals in die Realität umzusetzen. Sie wollten damit zeigen, dass schon bei der ersten Kompaktklasse-Generation Opel-Ingenieure mit Fantasie und Leidenschaft an neuen Modellen gearbeitet haben.
Ein Kadett von 1938, der in der Opel-Oldtimersammlung als Ersatzteillieferant gedient hatte, bildete die Basis. Die Technik-Spezialisten aus dem Classic Team machten sich umgehend an die Arbeit. Besondere HerausForderungen waren die Gestaltung des windschnittig geformten Hecks und das Herausarbeiten jener Karosserieteile, die nicht der Kadett-Serie entsprechen. Auch Konstruktion und Bau des Stoffklappverdecks ohne präzise Unterlagen erForderten viel Fantasie und technisches Verständnis. Einziges Orientierungsmittel waren die alten Fotos.
Dabei ließen sich den alten Bildern sogar scheinbar unsichtbare Geheimnisse entlocken: Um die richtige Farbe des alten Prototyps herauszufinden, wurden die historischen Schwarz-Weiß-Fotos einer präzisen Grauwert-Analyse unterzogen. Ergebnis: Der Ur-Strolch leuchtete in kräftigem Rot.
Der neue alte Strolch wird nun bei Oldtimerveranstaltungen, zum Beispiel auf dem Oldtimer-Grand-Prix vom 07. bis 09. August am Nürburgring, präsentiert. So zeigt Opel eine weitere Facette des erfolgreichen ersten Kadett aus den 30er Jahren, der zudem auch als Cabrio-Limousine angeboten wurde.