Die Mercedes-Sportwagen mit dem legendären Kürzel SL im Typenschild feiern Geburtstag: Seit einem halben Jahrhundert zählen sie zu den faszinierendsten und begehrenswertesten Automobilen der Welt. Für viele sind sie die Traumwagen schlechthin. Ihre gemeinsamen Kennzeichen sind anspruchsvolles Design, wegweisende Technik und großer Fahrspaß. Das gilt ausnahmslos für jede Modellreihe der letzten 50 Jahre - bis zu den aktuellen SL-Sportwagen und der SLK-Klasse, deren zweite Generation im Frühjahr 2004 Marktpremiere feiert. Seit 1954 hat
Mercedes-Benz insgesamt über 870 000 Exemplare der faszinierenden SL- und SLK-Roadster an Kunden in allen Kontinenten ausgeliefert.
Die Geburt des SL-Mythos à la Mercedes-Benz fand in New York statt. Dort präsentierte die Stuttgarter Automobilmarke im Februar 1954 auf der "International Motor Sports Show" gleich zwei der heute längst legendären SL-Modelle: das Flügeltürer-Coupé 300 SL und den offenen 190 SL.
Der 300 SL begeisterte das Publikum mit seinen markanten "Gullwings" und den Leistungen eines reinblütigen Rennsportwagens. Der 190 SL hingegen begründete die Roadster-Tradition der Stuttgarter Automobilmarke, denn er stellte sich den New Yorkern bereits als Open-Air-Sportwagen mit Faltverdeck vor. Der 300 SL verwandelte sich erst 1957 vom Flügeltüren-Coupé zum Roadster.
Dennoch gilt der 300 SL als Urahn einer langen Reihe faszinierender Mercedes-Sportwagen. Denn es waren seine Vorläufer, die den amerikanischen Auto-Importeur Max Hoffman durch zahlreiche Rennsporterfolge auf sich aufmerksam gemacht hatten. Er war von diesen Automobilen so begeistert, dass er den Vorstand des Stuttgarter Automobilunternehmens bat, von dem Supersportler eine straßentaugliche Version zu entwickeln. So begann der unvergleichliche Siegeszug des 300 SL, der neben seinen markanten Flügeltüren noch mit weiteren ungewöhnlichen technischen Details aufwartete: zum Beispiel mit dem filigranen, aber hochstabilen Gitterrohrrahmen und der Benzin-Direkteinspritzung für hohe Leistungsausbeute. Mit ihrer Hilfe brachte es der Mercedes-Sportwagen auf 215 PS, was für damalige Verhältnisse ein sensationeller Wert war. Die gleiche Technik zeichnete den 300 SL auch aus, als er schließlich in einer offenen Version produziert wurde.
1963: Neuer Mercedes-Roadster mit Pagoden-Dach
Im Jahre 1963, als Mercedes-Benz die Produktion des 300 SL und des 190 SL einstellte, erschien ein neues SL-Modell, das vor allem durch sein ungewöhnliches Äußeres für Furore sorgte. DoMINIerendes Designmerkmal war neben frischen, neuen Linien ein abnehmbares Coupé-Dach, das sich zur Fahrzeugmitte absenkte. Das war einzigartig und erinnerte an japanische Tempelarchitektur. Der Volksmund taufte diesen SL deshalb auf den Namen "Pagode". Doch seiner Entwicklung lagen weniger stilistische denn sicherheitstechnische Überlegungen zugrunde. Mercedes-Ingenieur Béla Barényi, der Pionier der modernen Pkw-Sicherheitstechnik, hatte sich diese ungewöhnliche Dachform schon 1956 patentieren lassen, weil sie extrem hoch belastbar war und den Insassen bei einem Unfall ein Maximum an Sicherheit bot. Ebenso beeindruckend war die große Kopffreiheit, die der Zweisitzer mit aufgesetztem Pagoden-Dach bot.
Gleichzeitig hatte sich der SL in einen kultivierten Sportwagen verwandelt, der seine Vorzüge vor allem als Reisewagen ausspielte. Zudem überraschte Mercedes-Benz auch bei der zweiten SL-Generation mit wegweisenden technischen Highlights. Dazu zählten unter anderem eine Sicherheitskarosserie und ein mühelos zu bedienendes Verdeck. Unter der Motorhaube arbeitete zunächst ein 150 PS starker 2,3-Liter-Sechszylinder, der den SL 230 auf 200 km/h Höchstgeschwindigkeit beschleunigte.
1971: Der SL-Roadster erstmals auch als Achtzylinder
Im Jahre 1971 folgte auf die "Pagode" ein neuer SL-Sportwagen, der als der am längsten produzierte Mercedes-Personenwagen gilt. 18 Jahre lang blieb er im Programm - bis 1989. Die Linien dieses Klassikers waren von vornherein auf lange Lebensdauer ausgelegt und verloren niemals ihren Reiz so lange dieses Auto vom Band lief. Noch heute wirkt es mit seinen umfangreichen Wölbungen im Zusammenspiel mit den klaren Linien, die auf stilistische Eskapaden verzichteten, wie ein automobiles Denkmal.
Stark, selbstbewusst, repräsentativ und maskulin zeigte sich die dritte SL-Generation von allen Seiten als wohlproportionierter Roadster, dem seine Väter ein nicht minder gelungenes, abnehmbares Coupé-Dach mit auf den Weg gaben. Neben Eleganz und Qualität strahlte die Karosserie auch Sicherheit aus, denn das Crashverhalten des offenen Zweisitzers war der damaligen Zeit weit voraus. Für kraftvolle Beschleunigung sorgte - erstmals in einem SL - auf Wunsch auch ein Achtzylinder. Seine 200 PS bei 5800/min verhalfen dem Roadster zu einem Zehn- Sekunden-Spurt von null auf 100 km/h. Und auch das Maximaltempo lag beim "Neuen", der 212 km/h erreichte, um zwölf Kilometer höher als beim Vorgängermodell.
1989: Design und Sicherheit auf höchstem Niveau
Auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf feierte im Frühjahr 1989 das Nachfolgermodell Weltpremiere, das neben höchster Design-Qualität und vorbildlichem Openair-Fahrspaß vor allem in einer Disziplin neue Maßstäbe setzte: bei der Sicherheit. Der SL der vierten Generation hob den Insassenschutz auf das hohe Niveau einer Mercedes-Limousine. Zu seinem serienmäßigen Sicherheitspaket gehörte zum Beispiel ein sensorgesteuerter Überrollbügel, der bei einem Crash oder einer extremen Fahrsituation automatisch binnen 0,3 Sekunden durch Federkraft und Hydraulik ausfuhr. Die A-Säule wurde innen durch ein Rohr verstärkt und ergänzte die Schutzwirkung des einzigartigen automatischen Bügels sinnvoll.
Als weltweit erstes Serienautomobil erhielt die SL-Klasse des Jahres 1989 serienmäßig einen aufwändig konstruierten Integralsitz ausgerüstet mit integriertem Dreipunktgurt. Der Rahmen dieses Sitzes wurde so dimensioniert, dass er beim seitlichen Aufprall Energie absorbiert. Rund 20 patentierte Detaillösungen stecken allein in diesem Integralsitz.
Die Bilanz dieser SL-Generation: Von 1989 bis Juli 2001 wurde der R 129 (werksinterne Bezeichnung) über 180 000 Mal produziert.
2001: Vierte SL-Generation als Technologieführer
Technisch und stilistisch noch anspruchsvoller präsentierte sich die neue SL-Klasse, zu der inzwischen drei Modelle mit sechs, acht und zwölf Zylindern gehören. Zudem ist eine AMG-Variante mit 368 kW/500 PS starkem Kompressormotor lieferbar.
Mit einem ganzheitlichen Konzept avancierte die SL-Klasse auf dem Gebiet der Fahrzeugsicherheit zum Vorbild einer neuen Sportwagen-Generation. Es berücksichtigt alle Aspekte der Fahrzeugsicherheit - von der Unfallvermeidung mittels elektronischer Fahrdynamiksysteme wie SBC™, ABC, Brems-Assistent oder ESP® über die Struktursicherheit der Karosserie bis zur schnellstmöglichen Rettung der Insassen nach einem Unfall. Den Insassenschutz perfektionieren neben der hochfesten Karosseriestruktur unter anderem zweistufige Airbags für Fahrer und Beifahrer, neuartige Head/Thorax-Bags in den Türen, Integralsitze, Gurtstraffer, Gurtkraftbegrenzer und der sensorgesteuerte Überrollbügel.
Ein Novum in dieser Fahrzeugklasse ist auch das Variodach, das die SL-Klasse zu einem kompromisslosen Erlebnis-Auto macht. Damit bietet sie sowohl das Fahrvergnügen eines offenen Roadsters als auch den hohen Komfort eines Mercedes-Coupés.
Die Linienführung des Mercedes-Sportwagens symbolisiert diese Technologieführerschaft und weckt gleichzeitig Sympathie, Freude und Faszination fürs offene Autofahren. Dezent, aber dennoch wirkungsvoll, haben die Designer Verbindungen zum Ur-Vater dieser Modellreihe aus dem Jahre 1954 hergestellt und schreiben auf diese Weise die traditionsreiche SL-Geschichte fort. Stilvoll harmonieren typische SL-Merkmale mit neuen Elementen aus der aktuellen Mercedes-Formensprache, die dem Roadster den Weg in die Zukunft weisen. Dazu gehören zum Beispiel die Vier-Augen-Scheinwerfer, die sich hier in einer betont dynamischen Interpretation zeigen.
SLK-Klasse: Kompakter Roadster avanciert zum Kult-Auto
Mit dem legendären 190 SL hatte Mercedes-Benz bereits vor 50 Jahren bewiesen, dass auch ein Roadster mit kompakten Abmessungen hohen Fahrspaß bieten kann. Diese Idee griff die Stuttgarter Automobilmarke 1996 erneut auf und präsentierte die SLK-Klasse. Mit dem faszinierenden Roadster setzt Mercedes-Benz seit Herbst 1996 neue Standards in dieser Fahrzeugklasse. Standards, die nicht allein auf Technologie-Führerschaft, sondern auch auf einer anderen charakteristischen Eigenschaft des Sportwagens beruhen: Emotionalität.
Formale Ästhetik, anspruchsvolle Technik, vorbildliche Sicherheit - das sind Tugenden des kompakten Mercedes-Roadsters, der längst das Image eines modernen Kult-Autos erlangt hat. Das beweist nicht zuletzt auch die große Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Hier ist die SLK-Klasse eines der Autos mit der höchsten Wertstabilität.
Über 308 000 begeisterte Besitzer in allen Teilen der Erde, mehr als 40 internationale Auszeichnungen und der weltweite Spitzenplatz in diesem Marktsegment - das ist die stolze Bilanz dieser ersten Generation der SLK-Klasse.
Acht Jahre nach der ersten SLK-Premiere und 50 Jahre nach der Präsentation des ersten SL-Roadsters stellt sich im Frühjahr die zweite Generation der SLK-Klasse vor. Energiegeladen, belebend und stark wie ein italienischer Espresso demonstriert der neue Roadster seine sportlichen Merkmale noch prägnanter als das Vorgängermodell.
Zudem baut der neue Roadster bewährte Stärken seines Vorgängers weiter aus - zum Beispiel durch ein weiterentwickeltes, Platz sparendes Variodach, durch noch innovativere Sicherheitssysteme und durch einzigartige Neuentwicklungen wie Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Abbiegelicht, das Siebengang-Automatikgetriebe 7G-TRONIC oder die Kopfraumheizung AIRSCARF (Wunschausstattungen). Drei Modellvarianten der neuen SLK-Klasse stehen zur Wahl: der Vierzylinder SLK 200 KOMPRESSOR, der SLK 350 mit dem neu entwickelten V6-Motor und - erstmals in dieser Fahrzeugklasse - ein Achtzylinder von Mercedes-AMG.
Dynamisch ist auch die Formensprache des neuesten Mercedes-Roadsters. Mit formschönen Details wie der markanten Bugspitze, den Flügelprofilen in der Kühlermaske und der Doppelauspuffanlage, die an einen Rennwagen erinnern, betont das SLK-Design die Herkunft des Zweisitzers aus einem Hause mit großer Roadster-Tradition, die vor genau 50 Jahren begann.
Mercedes-Ingenieur Frank Knothe: SL-Erfahrung seit 38 Jahren
Im Sindelfinger Mercedes-Benz Technology Center ist Frank Knothe seit nunmehr 38 Jahren an der Entwicklung und Erprobung der Roadster aktiv beteiligt. Als 24-jähriger Diplom-Ingenieur begann er seine berufliche Laufbahn am 1. Dezember 1966 bei Mercedes-Benz und wurde zunächst unter anderem mit der Integration des 2,8-Liter-Sechszylindermotors in die damalige SL-Klasse beauftragt. Auch bei der Entwicklung des Nachfolgermodells arbeitete Knothe mit Mercedes-Entwicklungschef Rudolf Uhlenhaut zusammen, der bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1972 die zukunftsweisende Konzeption und Technik des "R 107" maßgeblich beeinflusste. Nach dem Serienstart des "R 129" im Jahre 1989 übernahmen Frank Knothe und sein Team auch die Entwicklung der SLK-Klasse, die 1996 erschien und mit dem innovativen Variodach für Aufsehen sorgte.
Frank Knothe ist heute als Leiter der Modellreihen S-, SL- und SLK-Klasse für die Gesamtfahrzeugentwicklung und -erprobung dieser Modelle zuständig. Privat fährt einen 300 SL aus dem Baujahr 1985, mit dem der Mercedes-Ingenieur viele Erinnerungen verbindet.