Mit 94.500 Auszubildenden und einer Ausbildungsquote von rund 20 Prozent ist das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe auch im Autojahr 2008 eine der größten Ausbildungsbranchen Deutschlands. Mehr als 30.000 neue Lehrlinge wurden mit Beginn des Ausbildungsjahres 2007/2008 eingestellt. Dies sind 1.000 Ausbildungsverträge mehr als ein Jahr zuvor, sagte Robert Rademacher, Präsident des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes in Köln. Diese Daten spiegelten das international anerkannt hohe Niveau der Ausbildung im Kraftfahrzeuggewerbe und die Attraktivität der Auto-Berufe wider.
Einen kleinen Schatten in der strahlenden Ausbildungsbilanz der Branche mit knapp 40.000 Betrieben sieht Rademacher in der Zahl der Ausbildungsbetriebe, die mit der positiven Entwicklung der Ausbildungsbilanz nicht Schritt halten konnten. So bildeten im Vorjahr 25.600 Kfz-Meisterbetriebe aus. Dies sei ein Rückgang der Ausbildungsbetriebsquote um einen Prozentpunkt auf 36 Prozent. Der zu erwartenden demografischen Lücke steuere die Branche mit attraktiven Ausbildungsangeboten entgegen. "Wir ersetzen bereits im ersten Ausbildungsjahr 'Feile' und 'Hammer' durch den Umgang mit Mess- und Diagnosegeräten", erklärte Rademacher den bereits seit Jahren eingeleiteten Paradigmenwechsel in der Ausbildung hin zu mehr IT-Qualifikation.
Zahl neuer Lehrlinge ist auf hohem Niveau
Der Erfolg der Nachwuchsförderungskampagne zeige sich vor allem im Ausbildungsberuf des Kfz-Mechatronikers. Mit 20.730 Ausbildungsverträgen im Jahr 2007 liege die Zahl neuer Lehrlinge auf konstant hohem Niveau. Bemerkenswert sei die zunehmende Einstiegsqualifikation der Berufsbewerber. Jeder 2. Lehrling könne einen Schulabschluss von mindestens Mittlerer Reife vorweisen. Bevor Kfz-Mechaniker und Kfz-Elektriker im Jahr 2003 im Berufsbild Kfz-Mechatroniker aufgingen, habe diese Quote noch bei 35 Prozent gelegen. Die besseren Schulabschlüsse korrespondierten zudem mit einer geringen Abbruchquote (16 Prozent). Die seit über 2 Jahrzehnten mit der Automobilindustrie laufende Nachwuchsförderungskampagne habe als eine Zielsetzung, den Trend der besseren schulischen Vorbildung zu stärken und auszubauen.
Fahrzeuglackierer auf Erfolgskurs
Dass Entbürokratisierung und Neufassung von Berufen ihren Wert hätten, zeige die Entwicklung des "Fahrzeuglackierers", der seit 2003 als eigenständiger Beruf ausgebildet werde. Bis dahin habe der Fahrzeuglackierer als Untergruppe zu den "Malern und Lackierern" gehört. In diesem Berufsbild sei mit 3.268 neuen Lehrlingen eine Steigerung um 23 Prozent erreicht worden. Dies sei ein besonderer Verdienst der Kfz-Meisterbetriebe sowie der Lackierer- und Karosseriebaubetriebe.
Die kaufmännischen Berufe des Kfz-Gewerbes haben sich nach Angaben Rademachers mit insgesamt 17.780 Auszubildenden auf der Berufswunschliste weit oben positioniert. Mit 4.063 neu abgeschlossenen Verträgen (+5,8 Prozent) habe sich die Ausbildung zum Automobilkaufmann als ein gefragter Berufseinstieg mit steigender Tendenz erwiesen. Rademacher wörtlich: "Alle Auto-Berufe sind und bleiben Chancen für Könner."
Die Frauenquote nimmt stetig zu
Die Frauenquote in der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker nehme auf niedrigem Niveau stetig zu. Von 70.000 eingetragenen Ausbildungsverhältnissen im Beruf Kfz-Mechatroniker fielen etwa 1.300 auf junge Frauen. Dies seien knapp 2 Prozent. Die Chancen in den "Männer-Berufen" würden für junge Frauen weiter steigen, denn der Wettbewerb der Unternehmen um qualifizierten Nachwuchs werde härter. Mittelfristig erwarte man eine Verdoppelung der derzeitigen Frauenquote.
Im Rahmen der Nachwuchsförderungskampagne habe das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe die Aktion "Girls ans Auto" gestartet, um mehr Mädchen für kfz-technische Berufe zu begeistern und mehr Kfz-Unternehmen zu motivieren, sich aktiv für qualifizierte Bewerberinnen zu öffnen. Kfz-Betriebe, die bereits Mädchen ausbildeten seien in einer Adressdatenbank im Internet unter www.autoberufe.de zu finden.
Kfz-Betriebe sind beim "Girls Day"
Am 24. April 2008 erwarte die Branche bis zu 10.000 Kfz-Meisterbetriebe im Deutschen Kfz-Gewerbe, die Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 zu einem Besuch in den Werkstätten einladen, erklärte ZDK-Geschäftsführer Ingo Meyer. Beim "Girls Day - Mädchen-Zukunftstag" stehe das praktische Erleben im Mittelpunkt: Mädchen könnten Einblicke in die Praxis verschiedener Ausbildungsberufe gewinnen und Kontakte für den beruflichen Lebensweg herstellen. Die Nachfrage der Betriebe nach Einladungsflyern habe sich gegenüber 2007 verdreifacht. Die Zweitplazierte des "Girls Castings 2007", Christiane Gowik (20) aus NRW, und Nora Bost (20) aus dem Saarland, die als einzige Kfz-Mechatronikerin unter 15 Männern am Bundesleistungswettbewerb 2007 teilgenommen habe, seien die Botschafterinnen des Kfz-Gewerbes für den Girls Day 2007.